Fünfmal höheres Risiko für schwere Infektionen bei jungen CED-Patienten6. Dezember 2019 Abbildung: © appledesign/Adobe Stock Junge Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) entwickeln mit fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit als die Allgemeinbevölkerung Virusinfektionen, die zu Krankenhausaufenthalten oder bleibenden Organschäden führen können. Das hat eine neue Studie ergeben. In der nach Aussage der Autoren ersten Studie dieser Art analysierten sie fast 2700 CED-Patienten in einem Pariser Behandlungszentrum. Ziel war es, mehr darüber herauszufinden, wie CED-Aktivität und -Medikation schwerwiegende systemische Virusinfektionen (SVI) fördern. In der der Studie wurden eine klinisch aktive CED und Thiopurine (die laut Schätzung der Autoren etwa 60% aller CED-Patienten erhalten) als Haupttreiber einer solchen Infektion identifiziert. Zwar war das Infektionsrisiko bei jungen Patienten im Alter zwischen 18 und 35 Jahren am höchsten, doch wurde bei CED-Patienten jeden Alters eine dreifach erhöhte Inzidenz schwerer Virusinfektionen beobachtet. Die Studie deckte auch einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Thiopurinen und einer Reihe gesundheitsschädigender Infektionen auf. Während das Risiko bei CED-Patienten, die keine Behandlung erhielten, mit dem der Allgemeinbevölkerung vergleichbar war, erwies sich die Wahrscheinlichkeit, dass mit Immunmodulatoren behandelte Patienten eine SVI entwickeln, als sechsmal höher. Die häufigsten von CED-Patienten entwickelten SVI waren solche mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) und dem Cytomegalovirus (CMV). Es wurde auch eine Korrelation zwischen dem Einsatz von Thiopurin und der EBV-induzierten hämophagozytären Lymphohistiozytose (HLH) gefunden, einer aggressiven Erkrankung, die mit hohen Sterblichkeitsraten einhergeht. Da laut Schätzungen bei einem Drittel der Patienten Thiopurin aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen abgesetzt wird, unterstreichen die Ergebnisse dieser neuen Studie, dass neue therapeutische Ansätze zur Bekämpfung von CED gefunden werden müssen. Seniorautor Prof. Laurent Beaugerie von der Abteilung für Gastroenterologie des Saint-Antoine-Krankenhauses erklärt: „Ärzte müssen sich des erheblich erhöhten SVI-Risikos bei CED-Patienten bewusst sein, das bisher unklar geblieben war. Junge CED-Patienten sind am anfälligsten für die Entwicklung von SVI, da sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit bereits zuvor Viren wie EBV oder CMV ausgesetzt waren und daher eine weniger wirksame Immunantwort entwickeln. Ihr Risiko wird durch die hemmende Wirkung der immunsuppressiven Medikamente, mit denen sie behandelt werden, weiter erhöht.. Die Zahl einzelner CED-Fälle hat laut den Studienautoren seit 1990 deutlich zugenommen und stieg von 3,6 Millionen Fällen weltweit auf mehr als 6,8 Millionen im Jahr 2017. Beaugerie ergänzt, dass die CED-Last immer größer wird. „Der Zusammenhang zwischen IBD-Medikamenten und SVI ist besonders wichtig, da derzeit der Krankenhausaufenthalt aufgrund der schwerwiegenden Komplikationen, die mit der Krankheit einhergehen, die Hauptkosten im Zusammenhang mit der Behandlung von CED verursacht. Die weltweit zunehmende CED-Prävalenz wird den Druck auf die Gesundheitssysteme noch mehr verstärken.“ Neue Behandlungspfade wie Ernährungstherapien bei Morbus Crohn und fäkaler Mikrobiomtransfer (FMT) – bei denen es keine Evidenz für ein erhöhtes SVI-Risiko gibt – könnten möglicherweise diese Belastung der Gesundheitssysteme verringern. Derartige Therapien könnten den Behandlungsverlauf verändern und den Patienten erhebliche Vorteile bringen, urteilen die Studienautoren. Die Studie habe ein neues Licht auf den engen Zusammenhang zwischen CED-Medikamenten und SVI geworfen und zeige,, wie wichtig es ist, zur Verbesserung von Patienten-Outcomes weiter zu forschen und diese Forschung finanziell zu unterstützen. Eine Untersuchung vielversprechender neuer Therapien sollte der nächste Schritt sein, wenn das SVI-Risiko von CED-Patienten dem der Allgemeinbevölkerung angeglichen werden soll.
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