Gängige Behandlung bei Lebererkrankung in der Schwangerschaft offenbar unwirksam

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Eine Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern des King’s College London haben ergeben, dass die derzeit empfohlene Behandlung einer häufigen während der Schwangerschaft auftretenden Lebererkrankung, die zu Früh- und Totgeburten führen kann, unwirksam ist und überdacht werden sollte.

Die Forscher berichten in „The Lancet“ über ihre zwischen Dezember 2015 und September 2018 in 33 Entbindungsstationen in England und Wales durchgeführte PITCHES-Studie. Für diese wurden 605 schwangere Frauen mit intrahepatische Schwangerschafts-Cholestase (ICP) rekrutiert. Während die eine Hälfte der Patientinnen Ursodesoxycholsäure erhielt, bekam die andere Hälfte stattdessen ein Placebo. Die Forscher analysierten Blutproben, ermittelten die Stärke des Juckreizes, unter dem die Frauen litten, und dokumentierten Einzelheiten zur Geburt des Kindes.

Die Autoren stellten fest, dass Ursodesoxycholsäure keinen Einfluss auf die Schwangerschafts-Outcomes (Frühgeburt, Verlegung auf die Neonatal-Intensivstation, Totgeburt) hatte. Die Forschern beobachteten außerdem, dass sich bei den meisten Frauen weder eine bedeutende Verbesserung des Juckreizes zeigte, noch der Gallensäurespiegel gesenkt wurde.

Hauptautorin Prof. Lucy Chappell von der Abteilung für Frauen- und Kindergesundheit am King’s College London sagt: „Wir wollen eine sichere und wirksame Behandlung für Frauen mit IPC finden, damit wir Totgeburten bei Frauen mit dieser Erkrankung vorbeugen können. Diese Studie hat gezeigt, dass das vielfach angewendete Medikament Ursodeoxycholsäure nicht die Lösung ist. Es ist wichtig, dass wir diese Erkenntnisse mit schwangeren Frauen und Ärzten teilen, damit wir unnötige Medikamentengaben in der Schwangerschaft vermeiden können. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, eine Behandlung zu finden, die funktioniert.“

Die vom Efficacy and Mechanism Evaluation (EME) Programme – einer Partnerschaft des Medical Research Council (MRC) und des National Institute for Health Research (NIHR) – finanzierte Studie baut auf einer früheren Arbeit auf, in der ein einfacher Gallensäure-Bluttest identifiziert werden konnte, der das Risiko für eine Totgeburt erkennen lässt. Jenny Chambers, Geschäftsführerin von ICP Support, bekräftigt: „Als Wohltätigkeitsorganisation erleben wir die Sorgen, die viele Frauen mit ICP haben, weil die Angst vor einer Totgeburt für sie an erster Stelle steht. Wirksame medikamentöse Behandlungen sind daher von entscheidender Bedeutung, um diese Angst abzubauen. Die Studie belegt eindeutig, dass Ursodeoxycholsäure dies für die meisten Frauen nicht leisten kann. Obwohl das Ergebnis für Frauen höchst enttäuschend sein dürfte, ist es auch wichtig, dass sie nicht fälschlicherweise in Sicherheit gewiegt werden. Was wir jetzt dringend brauchen, ist eine medikamentöse Therapie, die sowohl den Juckreiz als auch das Risiko für eine Totgeburt reduzieren, die mit der Erkrankung einhergehen. ICP Support wird weiterhin mit Forschern zusammenarbeiten, um dies zu erreichen.“

Wissenschaftler suchen nun nach anderen potenziellen Therapien für Frauen mit ICP. Eine klinische Arzneimittelstudie mit Rifampicin, einem Antibiotikum, das auch bei Juckreiz außerhalb der Schwangerschaft wirksam ist und den Abtransport von Gallensäuren aus dem Blut verbessert, wird Anfang 2020 starten.

„Es ist jetzt klar, dass Ursodeoxycholsäure nicht routinemäßig zur Behandlung aller Frauen mit ICP verwendet werden sollte. Unser zukünftiger Forschungsschwerpunkt wird darin bestehen, herauszufinden, ob es eine Untergruppe von Frauen gibt, die möglicherweise noch von diesem Medikament profitieren, und sich auch auf neue Medikamente zur Verbesserung der Ergebnisse für Mütter und Babys von ICP-Schwangerschaften zu konzentrieren „, ergänzt Prof. Catherine Williamson von der Abteilung für Frauen- und Kindergesundheit am King’s College London, die ebenfalls an der PITCHES-Studie beteiligt war.