Gallenblasenpolypen: Veränderung der Größe um zwei Millimeter als Grund für eine Cholezystektomie zu konservativ?

(A) 9-mm-Polyp im transversalen Graustufen-Ultraschall (B) Ultraschall 12 Monate später: Polyp ist auf 11 mm gewachsen. (Abbildung: © American Roentgen Ray Society, American Journal of Roentgenology)

Laut den Verfasserinnen und Verfassern einer neuen Studie sind die jüngsten europäischen, von mehreren Fachgesellschaften gemeinsam publizierten Leitlinien zur Beurteilung von Gallenblasenpolypen wahrscheinlich zu konservativ für eine klinische Anwendung.

Die Rede sei in diesen Leitlinien von einer routinemäßigen Überwachung praktisch aller Gallenblasenpolypen, vorgeschlagen werde eine Größenveränderung von 2 mm als Grundlage für eine Cholezystektomie.

„Nach unserem Kenntnisstand“, schreibt die korrespondierende Autorin Aya Kamaya vom Stanford Hospital and Clinics (USA), „ist unsere Studie die erste aus den USA, in der Gallenblasenpolypen ausschließlich bei Patientinnen und Patienten mit einer zugrunde liegenden Lebererkrankung untersucht wurden.“

Die retrospektive Studie von Kamaya und Kolleginnen und Kollegen umfasste Personen, die sich zwischen Januar 2010 und Dezember 2020 im Rahmen eines Screening- und Überwachungsprogramms in Bezug auf ein Hepatozelluläres Karzinom (HCC) mindestens einer Screening-Ultraschalluntersuchung unterzogen, bei der man einen Gallenblasenpolypen nachwies.

Unter den 434 Patienten (248 männlich, 186 weiblich; Durchschnittsalter 50,6 Jahre) mit zufällig entdeckten Gallenblasenpolypen, die sich einer seriellen Ultraschalluntersuchung zur HCC-Überwachung unterzogen (Bereich 2–19 Untersuchungen; mittleres Intervall zwischen erster und letzter Untersuchung 3,6 Jahre), veränderten sich die Polypen in Anzahl und Größe (Erhöhung bzw. Verminderung in Serienuntersuchungen) bei 22 bzw. 18 Prozent der Patientinnen und Patienten. Bei den 19 Patienten, die sich einer Cholezystektomie unterzogen, wurde kein Gallenblasenkarzinom identifiziert.

Gallenblasenpolypen könnten bei seriellen Untersuchungen sowohl in Größe als auch Anzahl und sogar in Bezug auf die Sichtbarkeit schwanken, erklären die Autorinnen und Autoren. Sie beobachteten in ihrer Studie, dass „bei Verwendung eines Schwellenwertes von 2 mm für das Wachstum zehn Prozent an Größe zunahmen“