Gebrauchsanweisung zum mentalen Zähneputzen

Nicht weniger als „Das Ende der Angst“ verspricht der Neurobiologe Dr. Marcus Täuber mit seinem gleichnamigen neuen Buch. „Bahnbrechende neue Erkenntnisse“ sollen jedem ermöglichen, Angst zu verstehen und zu besiegen. Seine „Brain-Changer“-Methode hat Täuber als Warenzeichen registrieren lassen.

Die Regressforderung von der Krankenkasse, Sorge um die Nachfolge, ein übervolles Wartezimmer – auch Ärzte können in ihrem Alltag vielen Ängsten ausgesetzt sein. Wer zudem als Neurologe und Psychiater arbeitet, sucht gegebenenfalls niederschwellige Ratschläge für die Patienten. Könnte das neue Buch hier helfen?

„Tipps und Strategien, die wirksame – und mitunter blitzschnelle – Hilfe versprechen, gibt es wie Sand am Meer. Manchmal marktschreierisch, mitunter wissenschaftlich“, schreibt der Autor im Vorwort, vertrauenserweckend unterschrieben mit „Dein Marcus“. Ersteres dürfte erfüllt sein, nach den dröhnenden Werbetrommeln zu urteilen, die der herausgebende Verlag und Täubers „Brain Changer Academy“ zur Veröffentlichung des Buches gerührt haben. Doch wenn der Marktschreier laut ruft, heißt das nicht automatisch, dass die Äpfel schlecht sind – also mag auch die wissenschaftliche Seite erfüllt sein.

„Der Hirnforscher, der Wissenschaft in Erfolg verwandelt“, so der Klappentext, erklärt in seinem gut lesbaren und verständlichen Buch, wo Angst herkommt, wie sie wirkt und wie man sie besiegen kann. Jeder der drei Teile beginnt geschickt mit der atmosphärischen Schilderung einer konkreten Situation, in die sich der Leser hineinversetzen kann. Ein Test zu Beginn des Buches ermöglicht eine Einschätzung, wie gut man bereits mit Angst umgehen kann.

Auf das Training kommt es an

„Ändere dein Denken, und es ändert sich dein Gehirn – und damit auch dein Leben“, so das Credo des Buches. Wie Täuber betont, kommt das jedoch nicht von selbst, sondern muss trainiert werden. Für dieses „mentale Zähneputzen“ bietet er in seinem Buch die Gebrauchsanweisung.

Leider bleibt er dabei nicht ohne Widersprüche. Einerseits soll die Angst bekämpft werden, andererseits schreibt Täuber: „Indem wir ihr Raum geben, können wir sie besser verstehen und mir ihr arbeiten als gegen sie.“ „Dieses Buch ist eine Kampfansage an das Zeitalter der Angst“, heißt es im Vorwort, ganz zum Schluss liest man dann aber: „Angst entsteht tief im Gehirn – aber genau dort beginnt auch Veränderung. Nicht durch Kampf, sondern durch Training.“

Im letzten Kapitel findet sich dann auch der dezente Hinweis auf Täubers „Brain-Changer-App“, die bei Google und Apple kostenlos heruntergeladen werden kann. Gut versteckt als „In-App-Kauf“ kostet die Vollversion allerdings 19,99 Euro. Ob es mit Buch und App gelingt, wie der Verlag schreibt, „Ängste zu stoppen und innere Sicherheit zu gewinnen – unabhängig davon, was in der Welt passiert“, mag jeder selbst ausprobieren.

(ms/BIERMANN)

Dr. Marcus Täuber: „Das Ende der Angst“. Goldegg Verlag, Wien (Österreich) 2025. Softcover, 220 Seiten, € 24,00. ISBN 978-3-99060-529-5