Generalisierte Angststörungen: Helfen Apps bei der Bewältigung?

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Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben Wissenschaftler den Nutzen von digitalen Anwendungen zur Behandlung einer generalisierten Angststörung bei Jugendlichen und Erwachsenen untersucht und dabei Hinweise auf positive Effekte bei Krankheitssymptomatik, Lebensqualität und Alltagsfunktionen gefunden.

Hierfür haben die Wissenschaftler unter der Federführung der Gesundheit Österreich GmbH die Ergebnisse von insgesamt 20 Studien ausgewertet, die die Anwendung von Apps bei einer generalisierten Angststörung untersuchten. Ihr Fazit: Im Vergleich zu keiner Behandlung können Personen mit generalisierter Angststörung von digitalen Anwendungen, die auf kognitiver Verhaltenstherapie beruhen, zumindest kurzfristig profitieren. Allerdings lässt die bisherige Studienlage keine Aussage zu langfristigen oder unerwünschten Effekten zu. Ebenso fehlen Vergleiche von Apps mit einer persönlich erbrachten Psychotherapie. Genauso gibt es keine Studien, die die Anwendung von Apps bei Jugendlichen ab 14 Jahren untersuchen.

Anfrage eines Bürgers war Ausgangspunkt des ThemenCheck-Berichts

Der Bericht geht auf den Vorschlag eines Bürgers zurück. Dieser weist darauf hin, dass gesetzlich Krankenversicherte einen Anspruch auf die Versorgung mit Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) haben. Er fragt nun, ob sicher nachgewiesen wurde, dass Betroffene von der Anwendung von Apps zur Behandlung von Angststörungen grundsätzlich profitieren können.

Vor diesem Hintergrund untersuchte das vom IQWiG beauftragte Expertenteam, ob sich Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene mit einer generalisierten Angststörung von Apps einen Nutzen versprechen können – etwa, wenn nachgewiesen werden könnte, dass die Anwendung dazu führt, dass Betroffene weniger psychische und körperliche Beschwerden haben, ihren Alltag besser bewältigen können oder eine höhere Lebensqualität haben.

Hinweise auf positive Effekte, aber einige Fragen bleiben offen

Von den 20 in die Auswertung eingeschlossenen Studien untersuchten zwei im DiGA-Verzeichnis gelistete Anwendungen. In 14 der ausgewerteten Studien werden Apps, deren Inhalte auf kognitiver Verhaltenstherapie basieren, mit keiner Behandlung beziehungsweise Warteliste verglichen. Darin fanden die Forschenden Hinweise auf einen Nutzen der Apps in Bezug auf die Krankheitssymptomatik (14 Studien), die Lebensqualität (6 Studien) und die Alltagsfunktionen (5 Studien).

Die Autoren des Berichts halten aber fest, dass diese Ergebnisse insgesamt vorsichtig interpretiert werden sollten, da zum Beispiel bei der Durchführung der Studien methodische Standards nicht immer vollständig eingehalten wurden. Auch könnten sie nicht ausschließen, dass ein Verzerrungspotenzial aufgrund nichtpublizierter Studienergebnisse bestehe.

Daneben fehlen den Autoren zufolge in den ausgewerteten Studien Angaben zu unerwünschten Ereignissen, die oft nicht oder nicht systematisch erhoben wurden. Es bleibe daher unklar, welches Schadenspotenzial mit der Anwendung von Apps bei generalisierter Angststörung einhergeht. Auch die Dauer der Studien sei mit nur zwei oder drei Monaten sehr begrenzt. Aussagen dazu, ob Betroffene von der Anwendung von Apps längerfristig, auch über den Interventionszeitraum hinaus, profitieren, seien daher nicht möglich, erklärten die Autoren. Darüber hinaus gab es keine Studien, die die Anwendung von Apps bei Jugendlichen im Alter ab 14 Jahren untersuchen.

Auch, ob Apps besser oder schlechter sind als eine persönlich erbrachte kognitive Verhaltenstherapie, lasse sich aus den ausgewerteten Studien nicht erkennen. Hierfür wären Studien notwendig, die diese Interventionen direkt miteinander vergleichen. Solche Studien liegen aktuell aber nicht vor, erklärten die Autoren.