Genmutationen beim Appendixkarzinom haben Einfluss auf Therapie14. August 2018 Foto: © Michail Petrov/Fotolia Dass das Appendixkarzinom mit weniger als einem Prozent aller gastrointestinalen Tumoren so selten ist und es nur wenige wissenschaftliche Daten zu dieser Erkrankung gibt, hat zur Folge, dass in aktuellen Behandlungsleitlinien solche Therapien empfohlen werden, die eigentlich für Patienten mit Kolonkarzinomen vorgesehen sind. Um zu verstehen, warum einige Patienten mit einem Appendixkarzinom auf eine Standardbehandlung ansprechen, andere aber nicht, haben Forscher von der University of California in San Diego und dem Moores Cancer Center in Zusammenarbeit mit Foundation Medicine genetische Untersuchungen an 703 Appendixkarzinomen durchgeführt. Laut den beteiligten Wissenschaftlern handelt es sich damit um die bisher größte Studie zu dieser Erkrankung. Ziel war es, Mutationen bei Appendix- und Kolonkarzinomen zu vergleich. Die Ergebnisse bestätigen, dass genetische Mutationen bei Appendixkarzinomen sich von solchen bei Darmkrebs unterscheiden. Ein weiteres Ergebnis ist, dass Mutationen in den Genen TP53 und GNAS offenbar gute Prädiktoren für das Überleben bei Patienten mit einem Appendixkarzinom darstellen. “Bei Tumoren, die wie das Appendixkarzinom selten sind, hilft die Erstellung molekularer Profile, mögliche Behandlungsoptionen zu identifizieren – denn es gibt keine klinischen Daten, die den Weg zu einer Behandlung leiten könnten, wie dies bei häufigen Tumoren der Fall ist”, sagt Hauptautor Dr. John Paul Shen, Postdoktorand im Labor von Koautor Prof. Trey Ideker von der University of California San Diego School of Medicine. “Genauso wichtig ist, dass das Mutationsprofil als Biomarker genutzt werden kann, um Hochrisikopatienten, die einer intensiven Therapie bedürfen, von Patienten mit geringem Risiko zu trennen, die möglicherweise keine so intensive Behandlung benötigen.” Die retrospektive Studie ergab, dass es beim Appendixkarzinom verschiedene Subtypen gibt: muzinöse Adenokarzinome (46%), Adenokarzinome (30%), Becherzellkarzinoide (12%), Pseudomyxoma peritonei (7,7%) und Siegelringzellkarzinome (5,2%). Eine Mutation im Gen GNAS – beim Kolonkarzinom selten – wurde beim Appendixkarzinom recht häufig gefunden, besonders bei muzinösen Adenokarzinomen (52%) und beim Pseudomyxom peritonei (72%). Patienten mit Tumoren, die eine GNAS-Mutation aufwiesen, hatten eine mittlere Überlebenszeit von fast 10 Jahren, während solche mit einer TP53-Mutation eine mediane Überlebenszeit von nur drei Jahren aufwiesen. Patienten ohne Genmutation hatten eine mediane Überlebensrate von sechs Jahren. “Dieser auffällige Befund wirft die Frage auf, ob Patienten mit einer Erkrankung im Frühstadium und einer GAS-Mutation mit einer Chemotherapie behandelt werden müssen, da sie möglicherweise auch nur mit einer Operation geheilt werden können. Dies ist eine Frage, auf die wir uns in unserer nächsten Studie konzentrieren werden”, erklärt Shen. “Die molekularen Unterschiede zwischen den einzelnen Subtypen von Appendixkarzinomen zu verstehen, ist ein wichtiges Sprungbrett für zukünftige klinische Studien, die darauf abzielen, unterschiedliche therapeutische Ansätze zu entwickeln und zu testen, die spezifisch für diese Erkrankung sind”, sagt Seniorautor Prof. Olivier Harismendy, vom Moores Krebszentrum der UC San Diego.
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