Gentherapie gegen Fettleibigkeit23. Oktober 2024 Knieschmerzen können bei Kindern eine Folge von Übergewicht sein. (Foto: © jeffy1139 – stock.adobe.com) Mithilfe einer Gentherapie, durch die Körperzellen schädliche Omega-6- in nützliche Omega-3-Fettsäuren umwandeln, wollen US-amerikanische Forscher Fettleibigkeit bei Kindern und damit Folgeerkrankungen wie Arthritis oder Stoffwechselveränderungen verhindern. Nach Angaben der US-amerikanischen Centers for Disease Control gelten fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen als fettleibig. Die Forschung zeigt, dass Adipositas dramatische Auswirkungen auf eine Vielzahl negativer Folgen für die Gesundheit haben kann, darunter Arthritis, Herzerkrankungen und andere Stoffwechselprobleme, weshalb die American Academy of Pediatrics eine frühzeitige und intensive Behandlung kindlichen Übergewichts empfiehlt. Forscher des Shriners Children’s St. Louis, USA, wollen dies mithilfe einer Gentherapie erreichen und stellen erste Studienergebnisse in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ vor. „Der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für Arthritis bei Kindern ist Übergewicht“, erklärte Dr. Farshid Guilak. „Die typische Reaktion auf kindliches Übergewicht besteht darin, den Kindern einfach zu sagen, dass sie abnehmen sollen, ohne sich mit dem größeren Problem zu befassen. Fettleibigkeit bei Kindern ist zu einer Epidemie geworden, und infolgedessen tritt Arthritis bei Kindern immer häufiger auf. Eine unserer wichtigsten Erkenntnisse ist, dass nicht nur die Fettleibigkeit selbst schädlich ist, sondern auch die Ernährung. Die Art der Fettsäuren, die Kinder zu sich nehmen, spielt eine wichtige Rolle bei der Gewichtszunahme. Und wenn Kinder erst einmal fettleibig sind, öffnet dies die Tür für andere schwerwiegende Gesundheitsprobleme, die nur schwer wieder rückgängig gemacht werden können“, führte der Professor für orthopädische Chirurgie an der Washington University in St. Louis weiter aus. Die von den Wissenschaftlern entwickelte Gentherapie nutzt ein inaktives Adeno-assoziiertes Virus (AAV), um das Gen für eine Fettsäuredesaturase in die Zellen zu bringen. Diese wandelt hochentzündliche Omega-6-Fettsäuren automatisch in Omega-3-Fettsäuren um, die besser für die Stoffwechselgesundheit des Körpers sind. Guilak erklärte, dass Omega-6-Fettsäuren, die aus fettigen Lebensmitteln und Pflanzenöl, zum Beispiel in frittierten Lebensmitteln, stammen, Entzündungen fördern und zu Gesundheitsproblemen wie Arthritis, Herzerkrankungen und Stoffwechselproblemen führen können. Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fisch und bestimmten Nüssen enthalten sind, können ein gesünderes Stoffwechselprofil unterstützen, indem sie die Insulinempfindlichkeit verbessern, den Fettstoffwechsel fördern und Entzündungen sowie das Risiko von Krankheiten, die mit Fettleibigkeit zusammenhängen, verringern. Dr. Natalia Harasymowicz, Co-Leiterin der Studie, sagte, dass ihre Gentherapie auch die Zahl der entzündungsfördernden Zellen senken konnte, die für die Förderung von fettleibigkeitsbedingten Entzündungen und Arthritis entscheidend sind. In ihrer Studie untersuchten die Forscher am Mausmodell eine Form der Arthritis, die bei Kindern sehr häufig vorkommt, die sogenannte „posttraumatische Arthritis“, die durch eine Verletzung des Knies verursacht wird, beispielsweise durch einen Riss des Meniskusgewebes, das als Stabilisator und Polster im Knie dient. Das Team fand heraus, dass eine Injektion der Gentherapie die Auswirkungen einer fettreichen, omega-6-reichen Ernährung auf die allgemeine Stoffwechselgesundheit und die Kniearthrose der Mäuse deutlich verringerte. Von besonderem Interesse war die Feststellung, dass die ernährungsbedingte Fettleibigkeit der Versuchstiere zu einer vorzeitigen Zellalterung führte, die durch die Gentherapie verhindert wurde. „Was wir in der Praxis beobachten, ist, dass Fettleibigkeit bei jungen Patienten zu alten Knien führt“, berichtete Guilak. „Die moderne Ernährung, insbesondere in den Vereinigten Staaten, neigt zu einem hohen Anteil an Omega-6-Fettsäuren und einem niedrigen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, was zu einem Ungleichgewicht führen kann, insbesondere bei Kindern. Die von uns entwickelte Gentherapie wandelt im Körper automatisch Omega-6- in Omega-3-Fettsäuren um und verwandelt damit schlechte Fette in gute Fette. Arthritis kann für Kinder eine sehr schmerzhafte und schwächende Erkrankung sein, sodass wir hoffen, dass diese Forschung dazu beitragen wird, das Risiko ihrer Entstehung zu verringern und die Behandlung wirksamer zu machen.“
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