Geringere Proteinaktivität nach Hepatitis-C-Therapie: Signal für beginnende Heilung der vernarbten Leber?29. Oktober 2021 Lauren Ball (li.) und Eric Meissner, Koautoren der neuen Studie. Foto: © Medical University of South Carolina, Sarah Pack Die Aktivität der Proteine, die an einer Leberzirrhose beteiligt sind, nehmen einer neuen Studie zufolge unmittelbar nach einer Behandlung gegen eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) ab. Dies ist möglicherweise ein frühes Zeichen für ein Abheilen der Narben, mutmaßen die Autorinnen und Autoren. Das Verständnis dieser Veränderungen könnte Aufschluss darüber geben, ob eine HCV-Therapie den Körper auf einen Kurs bringt, bei dem die durch eine Langzeitinfektion verursachten Schäden umgekehrt werden. Kenntnisse darüber könnten auch zu neuen Therapien bei durch HCV verursachte Leberzirrhose beitragen, meinen die Forschenden von der Medical University of South Carolina (MUSC) in den USA, die die Studie verfasst haben. „Die gute Nachricht in Bezug auf die HCV-Behandlung heutzutage ist, dass fast jeder, der weiß, dass er eine Hepatitis-C-Infektion hat und sich behandeln lässt, geheilt wird“, formuliert Dr. Eric Meissner, Seniorautor der im „Journal of Viral Hepatitis“ publizierten Arbeit. „Die Heilungsraten liegen bei den aktuellen Therapien im Bereich von 95 bis 98 Prozent. Es ist eine der größten Erfolgsgeschichten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten.“ Zwar ist die Behandlung kurativ ist, doch sei noch nicht gut verstanden, inwieweit der Körper die durch die Langzeitinfektion erlittenen Schäden rückgängig machen kann und wie sich dieser Prozess von Mensch zu Mensch unterscheidet, heißt es in einer Pressemitteilung der MUSC zu der neuen Studie. „Hepatitis C ist eine häufige Infektion, aber nicht jeder weiß, dass er sie hat“, erklärt Meissner. „Die meisten Menschen wissen nicht, dass jedem Erwachsenen empfohlen wird, sich mindestens einmal auf Hepatitis C testen zu lassen, unabhängig davon, ob er offensichtliche Risikofaktoren hat oder nicht. Hepatitis C ist leicht zu heilen. Je früher sie behandelt wird, desto weniger Narbenbildung in der Leber wird es geben.“ Obwohl erweiterte Tests und eine frühere Behandlung der HCV-Infektion bei vielen Menschen die Bildung von Narben in der Leber und deren nachteilige Folgen verhindern könnten, wollte Meissners Team untersuchen, wie sich die Behandlung auf die bereits vernarbte Leber auswirkt. „Ziel dieser Untersuchung war es, das Schicksal der Leber nach Eliminierung von HCV besser zu verstehen“, erklärt Meissner. Er tat sich mit Dr. Lauren Ball, Leiterin der Massenspektrometrie-Einrichtung am MUSC Proteomics Center, zusammen, um Proteine in Leberbiopsien von acht HCV-Patienten zu analysieren. Die Proben waren vor und nach erfolgreicher HCV-Therapie entnommen worden. Angesichts der geringen Gewebemenge, die für die Studie zur Verfügung stand, wurden die Proben mit modernster Phosphoproteomik-Technologie analysiert, die an der Harvard Medical School entwickelt wurde, um Veränderungen der Proteinmodifikation zu messen. „Eine Analyse der Veränderungen der Proteinhäufigkeit und -modifikation nach der Therapie ergab eine robuste antivirale Reaktion auf die Behandlung“, berichtet Ball. Die neue Studie wurde wesentlich durch das neue Digestive Disease Research Core Center (DDRCC) der MUSC erleichtert, das vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases finanziert wird und Forscher bei der Erforschung von Verdauungs- und Lebererkrankungen unterstützt. Das Zentrum unterstützt auch die Finanzierung des MUSC Proteomics Center, das maßgeblich an dieser Forschung beteiligt war und diese Technologie nun am MUSC für Forscher zur Verfügung stellt. „Diese Arbeit ist äußerst wichtig, weil wir nicht nur an der Verbesserung der nichtinvasiven Beurteilung von Leberfibrosen arbeiten, sondern auch von Fällen, bei denen es nach der HCV-Eradikation wahrscheinlich zu einer Umkehrung der Fibrose kommt“, erklärt Dr. Don Rockey, Direktor des DDRCC. Wie erwartet, nahm die Aktivität von Proteinen, die an der Abwehr des HCV beteiligt sind und eine Leberentzündung verursachen, ab, wenn das Virus behandelt wurde. Dieser nicht überraschende Befund ließ ein unerwartetes Ergebnis glaubwürdig erscheinen: Zwar veränderten sich die Konzentrationen der Proteine, die an zirrhotischen Signalwegen beteiligt sind, nicht – allerdings zeigte sich anhand der Proteinmodifikationen, dass ihre Aktivitätsniveaus reduziert waren. „Diese verminderte Aktivität könnte einen frühen Ausblick darauf darstellen, wie sich die Leber nach der Eliminierung des Virus erholen könnte“, sagte Meissner. „Wir glauben, dass die Eradikation des Virus die Leber und ihre Proteine auf Heilungskurs bringt.“ Er ergänzt: „Wir haben keine Veränderung bei den tatsächlichen Proteinen festgestellt, die eine vernarbte oder geschädigte Leber ausmachen. Es kann aber auch länger dauern, bis diese Veränderungen in den Proteinen sichtbar werden.“ „Während die von uns beobachtete verminderte Aktivität von mit einer Fibrose assoziierten Proteinen weiter erforscht werden muss, um einen Zusammenhang mit der Leberheilung vollständig zu verstehen, könnte sie neue Einblicke in den Verlauf des Leberheilungsprozesses bieten“, spekuliert Meissner. „Dass diese Veränderungen so früh nach der Hepatitis-Behandlung zu sehen sind, deutet darauf hin, dass der Heilungsprozess beginnen könnte, sobald die Behandlung beendet und das Virus beseitigt ist. Dieses Ergebnis unterstreicht, wie wichtig es ist, dass jede Patientin und jeder Patient mit einer HCV-Infektion so schnell wie möglich eine kurative Therapie erhält.“
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