Geruchssinn und kardiales Risiko: Wie aussagekräftig ist ein einzelner Geruchstest?

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Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einem schlechten Geruchssinn und dem Risiko für Koronare Herzkrankheit (KHK). Eine aktuelle Studie ging der Frage nach der Aussagekraft eines einzelnen Ergebnisses eines Geruchstest auf den Grund.

Die Kohortenstudie des Autorenteams um Dr. Keran W. Chamberlin von der Michigan State University, East Lansing (USA) schloss ältere Erwachsenen aus den USA. Insgesamt war ein schlechter Geruchssinn, der anhand eines kurzen Geruchsidentifikationstests bewertet wurde, mit einem höheren absoluten KHK-Risiko assoziiert. Nach einer Nachbeobachtungszeit von vier Jahren fiel dieser Zusammenhang allerdings schwächer aus.

Geruchssinn mittels zwölfteiligem Geruchsidentifikationstest evaluiert

Die bevölkerungsbasierte, retrospektive Analyse von Sekundärdaten aus der Atherosclerosis Risk in Communities Study, einer laufenden prospektiven Kohortenstudie, umfasste 5142 ältere Erwachsene in den USA. Sie hatten keine KHK. Ihr Geruchssinn war beim fünften Besuch untersucht worden. Evaluiert wurde der Geruchssinn anhand eines zwölfteiligen Geruchsidentifikationstests und als gut (Punktzahl 11–12), mäßig (Punktzahl 9–10) und schlecht (Punktzahl 0–8) definiert.

Risikobehaftete Teilnehmer wurden vom Besuch fünf (Juni 2011 bis September 2013) bis zum Datum des ersten interessierenden Ereignisses, dem Tod, dem letzten Kontakt oder dem 31. Dezember 2020 nachbeobachtet – je nachdem, was zuerst eintrat. Ihre Datenanalyse führten die Autoren von März 2024 bis Januar 2025 durch.

Das primäre Ergebnis waren neu auftretende, bestätigte KHK-Ereignisse. Chamberlin und sein Team verwendeten das diskrete Zeit-Subdistributions-Hazard-Modell, um das absolute Risiko für KHK über alle Geruchsstatus hinweg zu schätzen sowie das marginale Risikoverhältnis und das 95 %-Konfidenzintervall (KI) unter Berücksichtigung von Kovariaten und konkurrierenden Todesrisiken anzupassen.

Schlechter Geruchssinn gleich höheres Risiko

Von 5142 älteren Erwachsenen (Durchschnittsalter [SD] 75,4 [5,1] Jahre) waren 3234 (62,9 %) weiblich, 1230 (23,9 %) schwarz und 3912 (76,1 %) weiß. Nach einer Nachbeobachtungszeit von 9,6 Jahren (Median [Quartil 1–Quartil 3]: 8,4 [7,4–8,9]) wurden 280 neue KHK-Ereignisse (5,4 %) festgestellt. Ein schlechter Geruchssinn war mit einem höheren Risiko für KHK verbunden, obwohl dieser Zusammenhang sich mit längerer Nachbeobachtungszeit abschwächte.

Im Vergleich zwischen schlechtem und gutem Geruchssinn betrug das adjustierte marginale Risikoverhältnis für KHK 2,06 (95 %-KI 1,04–4,53) im zweiten Jahr, 2,02 (95 %-KI 1,27–3,29) im vierten Jahr und 1,59 (95 %-KI 1,13–2,35) im 6. Jahr, 1,22 (95 %-KI 0,88–1,70) im 8. Jahr und 1,08 (95 % KI, 0,78–1,44) im 9. Jahr.

Zusammenhang zwischen mäßigem Geruchssinn und KHK-Risiko schwächer

Die zeitabhängigen Zusammenhänge konnten die Autoren anhand der periodenspezifischen, ursachenspezifischen Cox-Regression bestätigen. Die Ergebnisse erwiesen sich auch in Subgruppen- und Sensitivitätsanalysen als robust. Der Zusammenhang zwischen mäßigem Geruchssinn und KHK-Risiko war schwächer, zeigte jedoch ein ähnliches zeitabhängiges Muster wie bei schlechtem Geruchssinn.

Für die Autoren legen die Ergebnisse ihrer Kohortenstudie nahe, dass bei älteren Erwachsenen ein schlechter Geruchssinn mit einem höheren KHK-Risiko verbunden ist – auch wenn die Einschätzung nur auf einem einzigen Geruchstest beruht. Allerdings seien weitere Studien nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen und mögliche Mechanismen zu untersuchen, ergänzen die Autoren. (ja)