Ghrelin verstärkt Ansprechen auf Anblick und Geruch von Lebensmitteln

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Wer auf sein Gewicht achten muss, dem stehen mit den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahreswechsel schwere Zeiten bevor, denn gutes und reichliches Essen gehört für die meisten zum Fest. Anblick und Geruch des allgegenwärtigen Essens können viele nur schwer widerstehen – auch dank dem im in der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse gebildeten appetitanregenden Hormon Ghrelin.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. Alain Dagher vom Montreal Neurological Institute und dem Hospital of McGill University hat nun neue Forschungsergebnisse zu Ghrelin veröffentlichte. Ältere Untersuchungen des Wissenschaftler-Teams hatten dargelegt, dass Ghrelin sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die Produktion von Dopamin anregt, einem für die Belohnungsreaktion wichtigen Neurotransmitter. In der aktuellen Studie injizierten die Forscher 38 Probanden Ghrelin und setzten sie einer Vielzahl von Gerüchen aus, die sowohl auf Nahrungsmittel als auch auf andere Dinge hindeuteten, und zeigten den Studienteilnehmern parallel neutrale Bilder von zufälligen Objekten, sodass die Probanden im Laufe der Zeit die Bilder mit den Gerüchen assoziierten.

Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) erfassten die Forscher die Aktivität in Gehirnregionen, von denen bekannt ist, dass sie an der Belohnungsreaktion durch Dopamin beteiligt sind. Sie fanden heraus, dass die Aktivität in diesen Regionen bei Probanden, denen Ghrelin injiziert wurde, stäker war – jedoch nur, wenn sie auf die mit Nahrungsgerüchen assoziierten Bilder reagierten. Dies bedeutet, dass Ghrelin das Ausmaß steuert, in dem das Gehirn Belohnungen mit Nahrungsgerüchen verbindet.

Die Probanden bewerteten auch, in welchem Ausmaß sie die gezeigten Bilder, die mit dem Geruch von Nahrungsmitteln assoziiert waren, als angenehm empfanden. Die Ergebnisse zeigten, dass Ghrelin sowohl die Reaktionszeit verkürzte als auch das Ausmaß erhöhte, mit dem die mit Lebensmitteln assoziierten Bildern als angenehm wahrgenommen wurden. Keinen Einfluss hatte Ghrelin jedoch darauf, wie die Probanden auf Bilder reagierten, die mit anderen Gerüchen als denen von Lebensmitteln assoziiert waren.

Wer mit Adipositas zu kämpfen hat, reagiert häufig anomal auf die Hinweise auf Lebensmittel, die wir überall ausgesetzt sind, beispielsweise die Werbung für Fast Food. Diese Studie zeigt, dass Ghrelin ein wichtiger Faktor in der verstärkten Reaktion auf Nahrungsmitteln sein kann. Die identifizierten Hirnregionen wurden mit einem neuronalen Endophänotyp in Verbindung gebracht, der eine Neigung zur Adipositas mit sich bringt auslöst, was auf eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber Bildern und Gerüchen im Zusammenhang mit Lebensmitteln schließen lässt.

“Weltweit sind immer mehr Menschen von Adipositas betroffen und es ist allgemein bekannt, dass die Fettleibigkeit gesundheitliche Probleme wie Herzkrankheiten und Diabetes verursacht”, erklärt Dagher. “Unsere Studie beschreibt den Mechanismus, durch den Ghrelin anfälliger für hungerauslösende Reize macht. Je mehr wir darüber wissen, desto leichter wird es, Therapien zu entwickeln, die diesem Effekt entgegenwirken.”