„GNTM“ und der Einfluss auf Körperbild und Ess-Störungen

Model-Casting-Shows beeinflussen die psychische Gesundheit von Frauen. (Foto: © Viktar Vysotski – stock.adobe.com)

Die Model-Casting-Show „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) steht seit Jahren in der Kritik, ein einseitiges und unrealistisches Schönheitsideal zu vermitteln. Eine aktuelle Studie der Universität Osnabrück hat nun erstmals aus psychologischer Perspektive untersucht, welchen Einfluss die Sendung auf Frauen mit und ohne bestehende Ess-Störung hat.

Erst kürzlich ist die 20. Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ gestartet. Seit der Erstausstrahlung im Jahr 2006 bleibt ist das Konzept der Sendung im Kern jedoch unverändert: Vornehmlich junge Kandidatinnen und neuerdings auch Kandidaten, welche meist einem schlanken beziehungsweise muskulösen Körperideal entsprechen, durchlaufen verschiedene Aufgaben wie Foto-Shootings oder Catwalks, bei denen ihr Aussehen und ihre Körperform explizit bewertet werden. Schlankheit und Attraktivität werden dabei als zentrale Erfolgsfaktoren inszeniert.

Eine von der Universität Osnabrück unter der Leitung von Prof. Silja Vocks durchgeführte Studie analysierte nun erstmals, wie sich das Anschauen von GNTM auf die psychische Gesundheit von Frauen mit und ohne Ess-Störung auswirkt. Dafür sahen sich die Studienteilnehmerinnen eine Staffel der Casting-Show in ihrem eignen, häuslichen Umfeld an und machten vor, während und nach jeder Folge Angaben zu Stimmung, Selbstwertgefühl und Einstellung zum eigenen Körper.

„Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Frauen mit als auch ohne Ess-Störung nach dem Anschauen der Sendung unzufriedener mit ihrem eigenen Körper waren als zuvor“, erklärt Psychologin Friederike Holtmann von der Universität Osnabrück. „Besonders Frauen mit Ess-Störungen berichten zudem von einer Verschlechterung der Stimmung sowie einer verstärkten Wahrnehmung einer Diskrepanz zwischen ihrem eigenen Körper und ihrem verinnerlichten Ideal eines optimalen Körpers. Diese Diskrepanz zum eigenen Schönheitsideal nahm im Laufe der Staffel weiter zu.“

„Die Studie liefert damit wertvolle Erkenntnisse über mögliche negative Auswirkungen von Model-Casting-Shows auf die psychische Gesundheit von Frauen“, ergänzt Vocks. Die Effekte scheinen besonders stark bei Frauen mit Ess-Störungen zu sein, sodass diese Sendungsformate auch zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen beitragen können. „In einer Gesellschaft, in der Sendungsformate wie Germany’s Next Topmodel und Soziale Medien allgegenwärtig sind und somit das Selbstbild vieler Menschen prägen, ist es umso wichtiger, sich deren Auswirkungen bewusst zu sein und eine kritischere Medienkompetenz zu entwickeln“, betont Holtmann.