Grillen – gut für den Darm?7. August 2018 Foto: © weerapat1003/Fotolia Offenbar kann der Verzehr von Grillen helfen, das Wachstum nützlicher Darmbakterien zu unterstützen. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten wissenschaftlichen Studie hervor. “Es gibt derzeit viel Interesse an essbaren Insekten”, berichtet Studienautorin Valerie Stul vom Madison Nelson Institute for Environmental Studies an der University of Wisconsin. “Dieser Trend gewinnt in Europa und in den USA immer mehr an Zugkraft als nachhaltige, umweltfreundliche Proteinquelle im Vergleich zu herkömmlichen Nutztieren.” Mehr als 2 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt konsumieren regelmäßig Insekten, die auch eine gute Quelle für Protein, Vitamine, Mineralstoffe und gesunde Fette sind. Das Forscherteam wollte daher die gesundheitlichen Auswirkungen des Verzehrs erstmals klinisch dokumentieren. “Diese Studie ist wichtig, weil Insekten eine neue Komponente in der westlichen Ernährung darstellen und ihre gesundheitlichen Auswirkungen beim Menschen bisher nicht wirklich untersucht wurden”, sagt die korrespondierende Autorin Tiffany Weir, Professorin für Lebensmittelwissenschaft und menschliche Ernährung an der Colorado State University. “Mit dem, was wir jetzt über Darm-Mikrobiota und ihren Zusammenhang mit der Gesundheit des Menschen wissen, ist es wichtig herauszufinden, wie ein neues Nahrungsmittel die Mikrobenpopulation im Darm beeinflussen könnte. Wir haben festgestellt, dass der Verzehr von Grillen tatsächlich Vorteile über die Ernährung hinaus bietet.” Die Zucht von Insekten als Proteinquelle trägt den Wissenschaftlern zufolge nicht nur zum Schutz der Umwelt bei, sondern bietet auch in vielen wohlhabenden Ländern mit fleischreicher Ernährung eine gesündere Alternative, sagt Co-Autor Jonathan Patz, Direktor des Madison Global Health Institute an der University of Wisconsin. Grillen enthalten wie andere Insekten Fasern wie Chitin, die sich von den Ballaststoffen unterscheiden, die in Lebensmitteln wie Obst und Gemüse vorkommen. Ballaststoffe dienen als Nahrungsquelle für Mikroben, wobei einige Ballaststoffe das Wachstum nützlicher Bakterien fördern, die auch als Probiotika bekannt sind. In der klein angelegten Studie wurde untersucht, ob Insektenfasern die Bakterien im Magen-Darm-Trakt beeinflussen könnten. Zwei Wochen lang aßen 20 gesunde Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren entweder ein Frühstück, das als Kontrolle diente, oder ein Frühstück mit 25 Gramm pulverisiertem Grillen, die zu Muffins und Shakes verarbeitet worden waren. Jeder Teilnehmer verfolgte dann in einer zweiwöchigen Auswaschphase eine nromale Ernährung. Dann wurden die Gruppen getauscht. Die Forscher sammelten Blut- und Stuhlproben ließen die Probanden an drei verschiedenen Zeitpunkten Fragebögen aufüllen: unmittelbar vor Beginn der Studie, unmittelbar nach der ersten sowie unmittelbar nach der zweiten zweiwöchigen Ernährungsphase. Die Blutproben der Teilnehmer wurden auf eine Reihe von Parametern untersucht, wie den Blutzuckerspiegel und Enzyme, die mit der Leberfunktion in Verbindung stehen. Ebenfalls analysiert wurden Spiegel eines Proteins, das mit Entzündungen assoziiert ist. Die Stuhlproben wurden auf die Produkte des mikrobiellen Stoffwechsels im Darm untersucht sowie auf mit Entzündungen im Darm assoziierte Substanzen und das im im Stuhl abgebildete Mikrobiom insgesamt. Die Teilnehmer konnten über keine signifikanten negativen gastrointestinalen Veränderungen oder Nebenwirkungen berichten. Zudem fanden die Forscher keine Hinweise auf Veränderungen der mikrobiellen Zusammensetzung insgesamt oder Veränderungen in Bezug auf Entzündungen des Darms. Beobachtet aber wurde ein Anstieg eines Stoffwechselenzyms, das mit der Darmgesundheit in Verbindung steht, sowie eine Abnahme von TNF-alpha im Blut. TNF-alpha, so erklären die Forscher, sei in der Vergangenheit beispielsweise mit Depressionen oder Krebserkrankungen in Verbindung gebracht worden. Darüber hinaus beobachtete die Arbeitsgruppe einen Anstieg der Häufigkeit nützlicher Darmbakterien wie Bifidobacterium animalis: Dieser Bakterienstamm sei in Untersuchungen zu einem kommerziell erhältlichen Stamm namens BB-12 mit einer verbesserten Magen-Darm-Funktion und anderen Gesundheitsparametern in Verbindung gebracht worden. Die Forscher räumen allerdings ein, dass sowohl mehr als auch größere Studien nötig seien, um ihre Ergebnisse zu bestätigen und um zu bestimmen, welche Inhaltsstoffe von Grillen zu einer besseren Darmgesundheit beitragen können. “Diese sehr kleine Studie zeigt, dass es sich in Zukunft lohnt, die Insekten als nachhaltige Nahrungsquelle zu betrachten”, sagt Stull. Stull ist Mitbegründerin einer preisgekrönten Startup- und Forschungskooperation namens Mission to Improve Global Health Through Insects (MIGHTi). MIGHTI möchte in Zukunft in Regionen, in denen Insekten bereits traditionell auf dem Speiseplan stehen (wie beispielsweise vielerorts im südlichen Teil Afrikas) Insektenzucht-Kits für den Hausgebraucht zur Verfügung stellen. Insekten benötigen weit weniger Wasser als in der herkömmlichen Viehhaltung benötigt wird, und könnten dazu beitragen, die Ernährungssicherheit in armen Regionen der Welt zu verbessern und gleichzeitig wirtschaftliche Möglichkeiten für Frauen zu schaffen. “Die meisten der weltweit konsumierten Insekten werden wild geerntet – da, wo man sie gerade findet und wenn sie verfügbar sind”, sagt Stull. Sie hofft nun, Insekten als eine Art Mainstream-Lebensmittel in den USA bekannt machen zu können. “Essen ist sehr an die Kultur gebunden. Vor 20 oder 30 Jahren aß niemand in den USA Sushi, weil man es für ekelhaft hielt – aber jetzt kann man es schon an einer Tankstelle in Nebraska bekommen”, sagt sie.
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