Grüne Mediterrane Ernährung: Einfluss auf Bakterienpopulationen im Darm

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Die grüne Mittelmeerdiät (MED) – mit einem noch höheren Anteil an grünem Gemüse als die klassische Ernährung aus dem Mittelmeerraum – hat offenbar große Wirkung auf das Darmmikrobiom.

In der groß angelegten klinischen Interventionsstudie DIRECT PLUS zeigte sich das Darmmikrobiom von Probandinnen und Probanden, die sich entsprechend der grünen MED ernährten, als mit Bakterien angereichert, die bekanntermaßen einen signifikanten Einfluss auf das Körpergewicht und die glykämische Kontrolle beim Menschen haben. Eine neue Analyse ergab, dass die gesundheitsfördernden Effekte, die der grünen MED in der Vergangenheit zugeschrieben wurden, tatsächlich durch die Veränderungen im Darmmikrobiom vermittelt werden.

Das Team der DIRECT-PLUS-Studien wurde von Prof. Iris Shai, Direktorin des Health & Nutrition Innovative International Research Center an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Ben-Gurion-Universität des Negev (Israel) und außerordentliche Professorin der Harvard School of Public Health (USA) geleitet. Es war nach eigenen Angaben das erste, das das Konzept der grünen MED einführte. Diese modifizierte MED-Ernährung ist noch stärker mit diätetischen Polyphenolen angereichert und enthält weniger rotes/verarbeitetes Fleisch als die traditionelle MED-Ernährung. Zusätzlich zu einer täglichen Menge von Walnüssen (28 Gramm) konsumierten die an der Studie Teilnehmenden 3-4 Tassen grünen Tee sowie 100 Gramm (gefrorene Würfel) eines grünen Shakes aus kleinen Wasserlinsen pro Tag. Die Wasserlinse – auch bekannt als Entengrütze – ist reich an bioverfügbarem Protein, Eisen, B12, Vitaminen, Mineralstoffen und Polyphenolen und ersetzt die Fleischaufnahme.

Die neuen Ergebnisse könnten die zuvor veröffentlichten Effekte der grünen MED erklären, die in der DIRECT PLUS-Studie festgestellt wurden. Demnach bereitet eine Ernährung auf Basis von grünen Pflanzen mit hohem Polyphenolgehalt das Mikrobiom besser auf eine autologe fäkale Mikrobiota-Transplantation (aFMT) vor. Außerdem kann eine grüne MED im Vergleich zu einer klassischen MED offenbar bei Fettlebererkrankung zu einer stärkeren Remission führen und laut einer weiteren Untersuchung, LDL-Cholesterin, Blutzuckerkontrolle, C-reaktives Protein und auch die Blutdruckkontrolle verbessern.

Die Ergebnisse der aktuellen Arbeit zeigten, dass, während alle Ernährungsweisen wesentliche Veränderungen in der Gemeinschaft der Darmmikrobiota hervorrufen, die Veränderungen bei der grünen MED viel ausgeprägter sind. Interessanterweise wurden die vorteilhaften Veränderungen im Darm bei der grünen MED der Tendenz dieser Diät dafür zugeschrieben, die seltenen Bakterien im Darm der Versuchspersonen spezifisch zu beeinflussen. Dieses Phänomen war möglicherweise auf die Tatsache zurückzuführen, dass die markanteste Komponente der Ernährung – Wasserlinsen – es normalerweise wenig auffälligen Mikroben ermöglicht, in der durch die Pflanze veränderten Darmumgebung zu gedeihen.

Die grüne MED-Diät führte zu spezifischen mikrobiellen Veränderungen, unter anderem zu einer Anreicherung der Gattung Prevotella. Das Bakterium ist für seine positiven Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel und die Insulinsensitivität bekannt. Gleichzeitig fördert es genetische Signalkaskaden, die an der Reduktion verzweigtkettiger Aminosäuren beteiligt sind – Verbindungen, von denen man weiß, dass sie mit der Insulinresistenz zusammenhängen. Schließlich konnten die Forschenden zeigen, dass das Darmmikrobiom durch die Modifikation spezifischer Darmmikroben mittels Ernährung einen wichtigen Vermittler zwischen der grünen MED und deren Auswirkungen auf Gewichtsreduktion und verringertes Herzrisiko darstellt.

„Diese Ergebnisse können unser Verständnis hinsichtlich der signifikanten Wechselwirkungen zwischen unserer Nahrungsaufnahme, dem Mikrobiom und den klinischen Outcomes verbessern“, erklärt Shai.

„Wir wollten herausfinden, wie sich die grüne MED auf die Gesundheit ihrer Konsumentinnen und Konsumenten auswirkt. Die positiven klinischen Outcomes waren beachtlich“, berichtet Dr. Ehud Rinott, Erstautor und Mitglied der BGU School of Public Health. „Wir hoffen, dass wir durch die Entschlüsselung der Rolle des Darmmikrobioms bei dem Effekt der Ernährung die Ernährung in Zukunft weiter verbessern und personalisieren können.“