Grünflächen schützen vor neurologischen Entwicklungsstörungen 

In urbaner Umgebung beeinflussen Grünflächen die neurologische Entwicklung von Kindern schon im Mutterleib positiv. (Foto: © Antonioguillem – stock.adobe.com)

Das Leben in der Nähe von Grünflächen vor und während der Schwangerschaft sowie in der frühen Kindheit ist mit einem verringerten Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen verbunden. Das zeigen Studienergebnisse, die in „Environment International “ veröffentlicht wurden.

Bislang ist noch nicht ausreichend bekannt, wie sich Aufenthalte in natürlicher Umgebungen auf die neurologische Entwicklung – insbesondere bei sozioökonomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen – auswirken. Forschende der Rutgers Health in Newark, USA, wollten diese Lücke schließen und untersuchten, wie sich der Kontakt mit Grünflächen in kritischen Phasen der frühkindlichen Entwicklung auf das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen wie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Autismus-Spektrum-Störung (ASD) und andere Entwicklungsverzögerungen auswirkt.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein verbesserter Zugang zu Grünflächen in städtischen Umgebungen die frühkindliche neurologische Entwicklung fördern und dazu beitragen kann, die Belastung durch neurologische Entwicklungsverzögerungen zu verringern“, erklärte Stefania Papatheodorou, Associate Professor an der Rutgers School of Public Health und leitende Autorin der Studie.

Grünflächen reduzieren das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen

Für diese hatten die Forschenden demografische Daten und Diagnosen zur neurologischen Entwicklung aus dem Medicaid Analytic Extract zwischen 2001 und 2014 analysiert. Parallel bestimmten sie mittels Satellitenbildern den Vegetationsgrad in der Nähe der Wohnorte von Müttern während der Zeit vor der Empfängnis, der Schwangerschaft und der frühen Kindheit.

Der Datensatz umfasste mehr als 1,8 Millionen ethnisch und sozioökonomisch unterschiedliche Mutter-Kind-Paare, die in verschiedenen Bundesstaaten bei Medicaid registriert waren. Die Analyse dieser Daten ergab, dass ein höherer Kontakt mit Grünflächen mit einem geringeren Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern verbunden war.

„Die beobachteten Zusammenhänge blieben auch nach Bereinigung um individuelle und regionale Störfaktoren bestehen, und die Ergebnisse waren robust gegenüber mehreren Sensitivitätsanalysen“, erklärte Papatheodorou.

Unterschiedliche biologische Mechanismen

Allerdings variierten die Auswirkungen des Kontakts zu Grünflächen auf die neurologische Entwicklung je nach Zeitpunkt des Kontakts.

„Wir beobachteten schützende Zusammenhänge zwischen Grünflächen in der Wohngegend und mehreren neurologischen Entwicklungsergebnissen in verschiedenen Expositionsphasen – vor der Empfängnis, während der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit –, was auf unterschiedliche zugrunde liegende biologische Mechanismen hindeutet“, betonte Papatheodorou.

So war die pränatale Exposition war mit einem geringeren Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen verbunden, während die Exposition vor der Empfängnis umgekehrt mit geistiger Behinderung assoziiert war. Der frühkindliche Kontakt zu Grünflächen wirkte schützend gegen Lernschwierigkeiten. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass die schützenden Zusammenhänge bei Kindern, die in städtischen Gebieten leben, sowie bei schwarzen und hispanischen Kindern am stärksten waren.

Klarer Auftrag an Städteplaner

„Die Zusammenhänge waren bei Kindern, die in städtischen Gebieten leben, ausgeprägter, was auf einen potenziell größeren Nutzen von Grünflächen in Gebieten mit begrenzter Verfügbarkeit hindeutet“, erklärte Papatheodorou. Dies betont den Forschenden zufolge die Notwendigkeit, durch stadtplanerische Strategien und Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit den Zugang zu Grünflächen für Schwangere und Kleinkinder in benachteiligten Gebieten zu verbessern.