Gutachten zu „Private-Equity-Gesellschaften“ im Gesundheitswesen19. Mai 2022 Foto: wladimir1804/stock.adobe.com Die öffentliche Diskussion über die Gefahren eines Aufkaufs von Arztpraxen durch Finanzinvestoren wird durch ein Gutachten intensiviert: Demnach liegen die abgerechneten Honorarvolumina in MVZ im Eigentum von Finanzinvestoren deutlich über denen in anderen MVZ. Wie aber können sogenannte „Private-Equity-Gesellschaften“ überhaupt Arztpraxen aufkaufen? Und welche gesellschaftsrechtlichen Strukturen entstehen damit in der ambulanten Gesundheitsversorgung? Dies hat ein jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Tijdschrift voor Economische en Sociale Geografie“ erschienener Artikel von Richard Bůžek (Universität Münster) und Dr. Christoph Scheuplein (IAT, Institut Arbeit und Technik/ Westfälische Hochschule) am Beispiel der ambulanten Patientenversorgung in Bayern im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern untersucht. Es konnten 17 in Bayern tätige Arzt-Ketten im Eigentum von Private Equity identifiziert werden, bei denen sich jeweils eine „Korporatisierung“ vollzieht, das heißt ein Umbau von Einzelpraxen in großunternehmerische Strukturen. Alle Arzt-Ketten betreiben einerseits eine „Zugangsstruktur“ mit einer Erwerbsgesellschaft und einem Krankenhaus, die dazu dienen, Medizinische Versorgungszentren zu kaufen und zu steuern. Andererseits haben sie eine „Finanzstruktur“ aufgebaut, mit denen das Investitionskapital nach Deutschland transferiert wird (bzw. die erzielten Gewinne zurück an die Kapitaleigner transferiert werden). In 14 Fällen sind die Fonds-Standorte in einer Steueroase angesiedelt, d.h. insbesondere auf Guernsey, Jersey und den Cayman Islands. In vielen Fällen werden Tochtergesellschaften an mehreren Offshore-Finanzzentren errichtet, um die verschiedenen steuerlichen Vorteile miteinander zu kombinieren. Die „Finanzstrukturen“ der neuen Arzt-Ketten sind für die Gesundheitspolitik und die Kassenärztliche Selbstverwaltung kaum transparent. Dennoch treiben die Private-Equity-Gesellschaften mit ihr die „Korporatisierung“ der ambulanten Patientenversorgung in Deutschland mit hohem Tempo voran. In wenigen Jahren werden die untersuchten Arzt-Ketten entsprechend dem Geschäftsmodell der Finanzinvestoren wieder verkauft werden: Die „Finanzstrukturen“ haben dann ihren Zweck erfüllt bzw. werden ausgetauscht, die konzernartigen Arzt-Ketten mit ihren „Zugangsstrukturen“ aber werden die ambulante Patientenversorgung in Deutschland dauerhaft prägen.
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