Haarprobe deckt selbstverletzendes Verhalten auf

Studienleiter Alexander Karabatsiakis vom Fachbereich Klinische Psychologie II der Universität Innsbruck (Quelle: © Universität Innsbruck)

Selbstverletzendes Verhalten als Ausdruck psychischer Belastung lässt sich durch die biochemische Analyse von Haarproben nachweisen. Das zeigt eine aktuelle Studie in „Psychoneuroendocrinology“. Dieser Ansatz lässt sich für die Prävention und Risikoeinschätzung nutzen.

Psychische Stressbelastungen gehen häufig mit selbstverletzendem Verhalten einher, insbesondere im Kindes- und Jugendalter. Forschende des Instituts für Psychologie der Universität Innsbruck (Österreich) konnten in Kooperation mit einem interdisziplinären Team am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim nun anhand von Haarproben zeigen, dass nicht suizidale Selbstverletzung durch einen Protein-Fingerabdruck mit einer Genauigkeit von 84 Prozent nachgewiesen werden kann.

Die wichtigsten prädiktiven Proteine standen mit Schmerzempfinden, oxidativem Stress und Cholesterinhomöostase im Zusammenhang. Etwa 15 Prozent der Proteine unterschieden sich signifikant zwischen Personen mit selbstverletzendem Verhalten und Kontrollpersonen, wobei die stärksten Kandidaten mit der Ribosomenfunktion in Verbindung standen. Die Forschenden halten dies für einen neuen Anhaltspunkt in der Depressionsforschung.

Protein-Fingerabdruck im Haar

Haarproben bieten einen großen Vorteil: Sie lassen sich leicht einsammeln, transportieren und lagern, und ermöglichen damit einen einfachen Blick in die biochemische Stressgeschichte des Körpers. Für die aktuelle Studie kam erstmals eine massenspektrometrische Proteomics-Analyse zum Einsatz, die gemeinsam mit dem Fachbereich Klinische Biochemie der Medizinischen Universität Innsbruck etabliert wurde. Den Forschenden zufolge stellt die Methode eine bislang kaum genutzte Verbindung zwischen Verhaltensmedizin, psychischer Gesundheit und Molekularbiologie her.

Ansatz für Prävention und Risikoeinschätzung

„Diese Studie ist die erste ihrer Art. Mit den Haarproben können wir erstmals biochemisch in die Stressvergangenheit des Körpers blicken – und diesen Ansatz für Prävention und Risikoeinschätzung bei psychischen Belastungen nutzen“, erklärt der Innsbrucker Leiter der Studie, Alexander Karabatsiakis vom Fachbereich Klinische Psychologie II. „Wir hoffen nun, dass dieses Verfahren hier in Innsbruck in vielen Anwendungsbereichen Interesse findet.“