Hepatitis-D-Therapie mit Bulevirtid: Marker für Behandlungsansprechen identifiziert

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Düsseldorfer Forschende haben mit dem Body-Mass-Index von Patienten sowie mit verschiedenen Laborwerten Parameter ausgemacht, die Rückschlüsse darauf zulassen, ob und wie Personen mit Hepatitis D auf eine Therapie mit Bulevirtid ansprechen.

Bis vor kurzem gab es gegen Hepatitis D keine ursächliche Therapie. Seit September 2020 ist ein Medikament mit dem Wirkstoff Bulevirtid zugelassen, das in Heidelberg entwickelt wurde. Eine Publikation aus Düsseldorf befasst sich mit möglichen Markern für ein gutes Ansprechen auf die Therapie.

Gesetzlich Krankenversicherte haben seit dem Jahr 2021 die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Gesundheits-Check-ups auf die Viruserkrankungen Hepatitis B und C untersuchen zu lassen. Forschende Ärzte um Prof. Tom Lüdde, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD), haben die Ergebnisse des Screenings auf Hepatitis B genau im Blick. Denn: Nur mit Hepatitis B geht in rund fünf Prozent der Fälle auch eine Hepatitis-D-Infektion einher, für die es bis 2020 keine spezifische Therapieoption gab.

„Es handelt sich um eine eher seltene Erkrankung“, ordnet Prof. Hans Bock, Leiter der hepatologischen Ambulanz am UKD, ein. „Allerdings ist es die aggressivste Form von Virus-Hepatitis. Zwei unserer Hepatitis-D-Patienten mussten in den vergangenen Jahren lebertransplantiert werden. Erst kürzlich stellte sich eine junge Patientin unter 30 Jahren mit Hepatitis D vor, welche bereits eine deutliche Leberzirrhose aufwies. Für die wenigen Betroffenen handelt es sich also um eine folgenreiche Erkrankung.“

Der Wirkstoff Bulevirtid hemmt die Aufnahme von Hepatitis D in die Leberzellen. Ein Ansprechen mit deutlicher Reduktion der Viruslast und Normalisierung der Leberwerte wird aber nicht für alle Patienten erreicht, außerdem ist auf Grund der Neuheit der Therapie der zeitliche Ablauf der Reaktionen auf die Behandlung wenig bekannt. Das Team am UKD wertete den Therapieverlauf mit monatlichen Kontrollen aus und konnte daher besonders detailreiche Daten erheben.

In der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Uniklinik Düsseldorf werden rund 20 Patienten mit dem neuen Wirkstoff Bulevirtid gegen Hepatitis D behandelt. Die Verabreichung ist anspruchsvoll: Das Medikament muss einmal täglich unter die Haut gespritzt und stets kühl gelagert werden. Die Daten von 15 Erkrankten flossen in die für die Publikation in „GastroHepAdvances“ aufbereiteten retrospektiven Ergebnisse ein. Unter anderem konnten Angaben aus klinischen Studien bestätigt werden, dass sich nach einem Jahr bei rund 80 Prozent der mit Bulevirtid behandelten Patienten die Leberwerte normalisieren und die Aktivität des Virus heruntergesetzt werden konnte.

„Für unsere Publikation wollten wir genauer untersuchen, ob es möglicherweise Marker gibt, mit denen man abschätzen kann, ob es ein gutes Ansprechen des Medikaments gibt, und ab wann mit einem Ansprechen zu rechnen ist“ sagt Dr. Alexander Killer, Erstautor der Studie und als Facharzt für die Behandlung der Hepatitis-D-Patienten zuständig. Festgestellt wurde, dass ein niedriger Body-Mass-Index ein möglicher Prädiktor dafür sein könnte, dass das Ansprechen auf die Behandlung erst verzögert eintritt. In eine ähnliche Richtung deutet der Nachweis eines erhöhten Alpha-Fetoprotein-Wertes und erhöhter Transaminasen sowie Gallensäuren vor Therapiebeginn.

Um herauszufinden, welche Therapiedauer mit dem neuen Medikament optimal ist und ob diese Marker für die Therapiesteuerung genutzt werden können, müssen laut Auskunft der Düsseldorfer Forscher noch Beobachtungen über längere Zeiträume erfolgen. „Wir hier an der Uniklinik in Düsseldorf werden weiterhin genau beobachten, wie sich der Zustand von Patientinnen und Patienten auf lange Sicht entwickelt, die mit dem neuen Medikament behandelt werden“, sagt Lüdde.