Herzkranke Raucher könnten durch Rauchstopp fünf Lebensjahre gewinnen

Bei Patienten mit bereits bestehender Herzerkrankung ist eine Raucherentwöhnung möglicherweise genauso effektiv im Hinblick auf eine Verzögerung weiterer kardiovaskulärer Ereignisse wie drei zusätzliche kardiopräventive Medikamente gemeinsam. Das ist das Ergebnis einer Studie, die auf dem Kongress ESC Preventive Cardiology 2022 vorgestellt wurde.

„Die Vorteile der Raucherentwöhnung sind sogar noch größer, als wir dachten“, sagte Studienautorin Dr. Tinka van Trier vom Amsterdam University Medical Centre, Niederlande. „Unsere Studie zeigt, dass die Raucherentwöhnung genauso wirksam zu sein scheint wie die Einnahme von drei Medikamenten zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben oder bei denen ein Eingriff zur Öffnung blockierter Arterien vorgenommen wurde. Die Patienten könnten fast fünf Jahre gesundes Leben gewinnen.“

„Diese Analyse konzentrierte sich auf Raucher, die einen Herzinfarkt erlitten und/oder sich einer Stentimplantation oder Bypass-Operation unterzogen hatten“, fügte sie hinzu. „Diese Gruppe hat ein besonders hohes Risiko, einen weiteren Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, und ein Rauchstopp ist potenziell die wirksamste Präventionsmaßnahme.“

Für die Studie wurden Daten von 989 Patienten im Alter von 45 Jahren und älter verwendet, die mindestens sechs Monate nach einem Herzinfarkt und/oder einer Stentimplantation oder Bypass-Operation noch rauchten. Das Durchschnittsalter lag bei 60 Jahren und 23 Prozent der Patienten waren Frauen. Die Patienten waren im Allgemeinen gut mit den üblichen Präventivmedikamenten (Thrombozytenaggregationshemmer, Statine und blutdrucksenkende Medikamente) behandelt. Der mittlere Zeitraum seit dem Herzinfarkt oder dem Eingriff betrug 1,2 Jahre.

Die Forscher verwendeten das SMART-REACH-Modell (verfügbar unter u-prevent.com), um den Gewinn an gesunden Jahren, d.h. ohne Herzinfarkt oder Schlaganfall, abzuschätzen, sofern die Patienten das Rauchen aufgaben. Außerdem berechneten sie den Gewinn an gesunden Jahren, wenn die Patienten weiterhin rauchten, aber drei zusätzliche Medikamente zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einnahmen. Bei den drei Medikamenten handelte es sich um Bempedoinsäure und PCSK9-Inhibitoren, die das LDL-Cholesterin senken, sowie um das entzündungshemmende Mittel Colchicin.

Die Forscher stellten fest, dass der geschätzte Nutzen der Raucherentwöhnung mit dem aller drei pharmazeutischen Behandlungen vergleichbar zu sein scheint. Die Raucherentwöhnung führte demnach zu einem Gewinn von 4,81 ereignisfreien Jahren, während die drei Medikamente zusammen einen Gewinn von 4,83 ereignisfreien Jahren erbrachten.

„Dies zeigt, dass die Raucherentwöhnung ein sehr wichtiger Schritt ist, um gesunde Lebensjahre zu gewinnen“, sagte van Trier. „Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass die Analyse nicht einmal die anderen Vorteile des Rauchstopps berücksichtigt hat – zum Beispiel in Bezug auf Atemwegserkrankungen, Krebs und Langlebigkeit.“

Sie fuhr fort: „Die Raucherentwöhnung ist nach wie vor ein Eckpfeiler der Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen und der Verbesserung der allgemeinen Gesundheit zu jeder Zeit, auch nach einem Herzinfarkt und in jedem Alter. Wir wissen, dass das Zigarettenrauchen für 50 Prozent aller vermeidbaren Todesfälle bei Rauchern verantwortlich ist, wovon die Hälfte auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen ist. Der Verzicht auf Zigaretten nach einem Herzinfarkt ist mit einer verbesserten Überlebensrate im Vergleich zu anhaltendem Rauchen verbunden.“