Hochdosiertes Vitamin D scheint Patienten mit metastasiertem Darmkrebs zu helfen12. April 2019 Nur neun Prozent der Patienten in der SUNSHINE-Studie hatten zu Beginn der Behandlung einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel. (Foto: © jarun011/Fotolia) Die Ergebnisse einer kleinen klinischen Studie legen nahe, dass es Patienten mit metastasiertem Darmkrebs helfen kann, wenn man die Chemotherapie mit hohen Vitamin-D-Dosen ergänzt. Dadurch werde das Voranschreiten der Krankheit verzögert, berichten Wissenschaftler des Dana-Farber Cancer Institute. Angesichts der „sehr ermutigenden“ Ergebnisse der klinischen Studie SUNSHINE werden die potenziellen Vorteile einer Vitamin-D-Supplementierung bei metastasierendem Darmkrebs in einer größeren klinischen Studie untersucht und bewertet, die später in diesem Jahr an mehreren hundert Standorten in den Vereinigten Staaten starten werden soll, berichtet Dr. Kimmie Ng, Leiterin der klinischen Forschung im Gastrointestinal Cancer Center des Dana-Farber Cancer Institute und korrespondierende Autorin der SUNSHINE-Studie. „Nach unserer Kenntnis ist diese Studie die erste abgeschlossene randomisierte klinische Studie zur Vitamin-D-Supplementierung in der Behandlung von fortgeschrittenem oder metastasiertem Dickdarmkrebs“, betont Ng. In der Hochdosisgruppe dauerte es im Mittel 13 Monate länger, bevor sich ihre Krankheit verschlechterte. In der Niedrigdosisgruppe betrug diese mittlere Verzögerung 11 Monate. Darüber hinaus wiesen die Patienten in der Gruppe mit hochdosiertem Vitamin D während des Follow-up-Zeitraums von 22,9 Monaten eine um 36 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit für eine Progression oder Tod auf. Die Studie umfasste allerdings zu wenige Patienten, um festzustellen, ob diejenigen, die hochdosiertes Vitamin D eingenommen hatten, ein verbessertes Überleben aufwiesen. „Die Ergebnisse unserer Studie deuten auf ein verbessertes Ergebnis für Patienten hin, die eine Vitamin-D-Supplementierung erhalten haben, und wir freuen uns darauf, eine größere Studie zu starten, um diese aufregenden und provokanten Ergebnisse zu bestätigen“, sagt Dr. Charles Fuchs, Seniorautor der Studie und Direktor des Yale Cancer Center. Die ersten Ergebnisse waren auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology 2017 vorgestellt worden. Diese Resultate werden nun zusammen mit zusätzlichen Daten in „JAMA“ veröffentlicht. In der SUNSHINE-Studie erhielten 139 Patienten mit zuvor unbehandeltem metastasiertem Darmkrebs nach Randomisierung entweder 4000 internationale Einheiten (IE) Vitamin D pro Tag zusammen mit einer Standard-Chemotherapie oder 400 Einheiten (ungefähr die Dosis wie in einem Multivitaminpräparat) und eine Chemotherapie. In Laboruntersuchungen hat Vitamin D bereits Anti-Krebs-Eigenschaften gezeigt, wie das Auslösen des programmierten Zelltods, das Hemmen des Krebszellwachstums und eine Verringerung des Metastasierungspotenzials. Prospektive Beobachtungsstudien haben einen erhöhten Vitamin-D-Blutspiegel mit einem niedrigeren Risiko für Darmkrebs und einer verbesserten Überlebensrate von Patienten mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht. Allerdings konnte in diesen Studien konnten nicht nachgewiesen werden, dass Vitamin D die Ursache war. Vor diesem Hintergrund wurden für die randomisierte, prospektive Phase-II-Studie SUNSHINE Patienten in 11 amerikanischen Behandlungszentren rekrutiert, um zu testen, ob eine Vitamin-D-Supplementierung die Ergebnisse bei Patienten mit metastasiertem Darmkrebs verbessern kann. Alle Patienten erhielten eine Standard-Chemotherapie (mFOLFOX6) plus Bevacizumab. Patienten, die hochdosiertes Vitamin D erhielten, nahmen anfangs 14 Tage lang 8000 IE täglich und danach 4000 IE täglich ein. Die Vitamin-D-Gruppe mit niedriger oder Standarddosis erhielt während aller Zyklen 400 IE täglich. Alle Patienten wurden gebeten, während des Versuchszeitraums keine anderen Vitamin-D- oder Calcium-Supplemente einzunehmen. Das wichtigste Ergebnis der Studie war das progressionsfreie Überleben, das in der Hochdosisgruppe länger ausfiel. Eine anderer Endpunkt – die Hazard Ratio für Progression oder Tod – ergab um 36 Prozent geringere Odds in der Hochdosisgruppe. Die Forscher untersuchten auch Blutproben der Patienten, um Veränderungen der 25-Hydroxyvitamin-D-Werte [25(OH)D] zu ermitteln. Der Test zeigte, dass nur neun Prozent der Patienten in der klinischen Studie zu Beginn der Behandlung einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel hatten. Im Verlauf der Studie verzeichneten diejenigen Patienten, die eine niedrige Dosis erhielten, keine wesentliche Änderung ihres Vitamin-D-Spiegels, während die Patienten in der Hochdosisgruppe bald den Bereich eines ausreichenden Vitamin-D-Spiegels erreichten und aufrechterhielten. Die Analyse der Ergebnisse zeigte, dass der Nutzen von hochdosiertem Vitamin D bei adipösen Patienten sowie bei solchen, deren Tumore ein mutiertes KRAS-Gen enthielten, geringer zu sein schien. Dies deute darauf hin, „dass bestimmte Untergruppen von Patienten für eine Anti-Tumor-Aktivität möglicherweise sogar noch höhere Dosen von Vitamin D benötigen“, erklären die Forscher. Sie warnen jedoch, dass hohe Dosen von Vitamin D nur im Rahmen einer klinischen Studie eingenommen werden sollten. Die Studie und ihre Ergebnisse seien „extrem wichtig“, sagte Ng, weil darin „ein kostengünstiger, sicherer und leicht zugänglicher Wirkstoff als potenzielle neue Behandlung bei metastasierendem Darmkrebs identifiziert wird. Dies könnte möglicherweise weltweit große und weitreichende Auswirkungen jhaben, unabhängig vom sozioökonomischen Status eines Patienten oder den Ressourcen eines Landes.“
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