HPV-Impfempfehlung für Jungen veröffentlicht28. Juni 2018 Eine umfangreiche Auswertung der Evidenz durch die Cochrane-Collaboration hat die Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung erneut bestätigt. Grafik: Axel Kock – Fotolia.com Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung, Jungen zwischen neun und 14 Jahren gegen Humane Papillomviren (HPV) zu impfen, im Epidemiologischen Bulletin 26/2018 veröffentlicht, zusammen mit der wissenschaftlichen Begründung für diese Entscheidung. Zusätzlich erscheint ein RKI-Ratgeber zu HPV im Epidemiologischen Bulletin 27, der bereits online verfügbar ist. Seit 2007 empfiehlt die STIKO die HPV-Impfung von Mädchen. Diese Empfehlung bleibt unverändert bestehen. „Die Impfung gegen HPV schützt wirksam vor einer HPV-Infektion und daraus resultierenden Krebsvorstufen“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). Die Impfung ist sehr sicher, weltweit wurden bereits mehr als 270 Millionen HPV-Impfungen verabreicht, ohne dass wesentliche Impfkomplikationen aufgetreten sind. Anfang 2018 ist zuletzt eine umfangreiche Auswertung der Evidenz durch die Cochrane-Collaboration erschienen, die die Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung erneut bestätigt hat. „Ich hoffe, dass möglichst viele Jungen die HPV-Schutzimpfung nutzen und die neue Empfehlung auch ein weiterer Anstoß für bislang nicht geimpfte Mädchen ist, die Impfung nachzuholen“, unterstreicht Wieler. „Bedauerlicherweise werden viel zu wenige Mädchen geimpft, dabei schützt diese Impfung vor Krebs“. 2015 waren nur 44,6 Prozent der 17-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft. Aufgrund der niedrigen Impfquote konnte auch der von der STIKO erhoffte indirekte Schutz für Jungen nur in begrenztem Maße erreicht werden. Mit der Empfehlung für die Jungen hofft die STIKO, den Gemeinschaftsschutz in der Bevölkerung zu stärken. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Bei fast 100 Prozent dieser Tumore sind HPV-Infektionen ursächlich verantwortlich. Die HPV-assoziierten Krebsarten bei Männern sind Penis- und Analkrebs sowie Krebserkrankungen der Mundhöhle und des Rachens. Nicht alle dieser Krebserkrankungen bei Männern sind durch eine HPV-Infektion bedingt. Nach Schätzungen des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut gibt es pro Jahr bei Männern etwa 600 Analkarzinome, mindestens 250 Peniskarzinome und mindestens 750 Karzinome in der Mundhöhle oder im Rachen, die auf eine HPV-Infektion zurückgehen. Tausende von Krebserkrankungen lassen sich vermeiden Deutschland ist eines der ersten europäischen Länder, die die HPV-Impfung für Jungen empfiehlt. Die STIKO entwickelt ihre Impfempfehlungen auf Basis einer aufwendigen Standardvorgehensweise und orientiert sich dabei an den Kriterien der evidenzbasierten Medizin. Für die Entscheidung zur Jungenimpfung wurde u.a. die Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumore bei Männern in Deutschland abgeschätzt und eine systematische Literaturübersicht zu Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung bei Jungen und Männern erarbeitet. Die STIKO hat auch die zu erwartenden Effekte der Jungenimpfung auf die Verbreitung von HPV und HPV-assoziierten Krankheiten in der Bevölkerung durch eine mathematische Modellierung abschätzen lassen. Die Modellierung zeigt, dass sich in Deutschland durch die HPV-Impfung von Jungen langfristig tausende von Krebserkrankungen zusätzlich vermeiden lassen. Die STIKO hatte Anfang Juni 2018 in einer kurzen Stellungnahme den Beschluss über die HPV-Impfung für Jungen bekanntgegeben. Mit der jetzt erfolgten Veröffentlichung ist die Empfehlung gültig. Auf dieser Basis entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss innerhalb der nächsten drei Monate, ob die HPV-Impfung von Jungen in die Schutzimpfungsrichtlinie aufgenommen und somit zur Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenkassen wird. (RKI/ms)
Mehr erfahren zu: "Prostatakarzinom: Neue Methode zur Schwächung von Krebszellen könnte die Behandlung beschleunigen" Weiterlesen nach Anmeldung Prostatakarzinom: Neue Methode zur Schwächung von Krebszellen könnte die Behandlung beschleunigen Eine neue Studie aus Australien zeigt, dass die Enzyme PDIA1 und PDIA5 entscheidend dazu beitragen, dass Prostatakrebszellen wachsen, überleben und therapieresistent werden. Die Entdeckung bietet therapeutisches Potenzial.
Mehr erfahren zu: "Prostatakrebs: Virtuelles 3D-Modell soll Operationsplanung verbessern" Prostatakrebs: Virtuelles 3D-Modell soll Operationsplanung verbessern Forschende der Martini-Klinik planen in einer aktuellen Studie´zu Prostatakrebs, zusätzlich zur PSMA-PET sowohl für die Patientenaufklärung als auch für die Operateure ein virtuelles 3D-Modell in der präoperativen Bildgebung einzusetzen.
Mehr erfahren zu: "Magnetisches Jamming eröffnet neue Möglichkeiten für die Mikrorobotik" Magnetisches Jamming eröffnet neue Möglichkeiten für die Mikrorobotik Könnten winzige magnetische Objekte, die sich schnell zusammenballen und sofort wieder auseinanderfallen, eines Tages filigrane Eingriffe im menschlichen Körper durchführen? Eine neue Studie von Forschenden des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme […]