Hundebisse im Gesicht: UKL-Kinderchirurg fordert besseren Schutz für Kinder

Prof. Martin Lacher, Leiter der Kinderchirurgie am Uniklinikum Leipzig, möchte Kinder besser vor Hundebissen schützen., (Bild: UKL/Stefan Straube)

Die Zahl der Beißattacken durch Hunde steigt bundesweit seit Jahren an. Oft und schwer betroffen sind davon Kinder. Der Kinderchirurg Prof. Martin Lacher vom Universitätsklinikum Leipzig fordert daher einen besseren Schutz der Jüngsten.

Hundebisse treffen Kinder oft im Gesicht und führen zu gefährlichen Verletzungen und bleibenden Folgen. In der Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig müssen inzwischen zweimal pro Monat schwere Fälle operiert werden. Eine Entwicklung, die dem Leiter der UKL-Kinderchirurgie, Prof. Martin Lacher, große Sorgen bereitet.

Es trifft vor allem die Kleinsten: Im Durchschnitt sind die kleinen Kinder, die nach Beißattacken im Uniklinikum Leipzig behandelt werden müssen, sechs Jahre alt. „Am häufigsten betroffen von Bissverletzungen durch große Hunde sind der Kopf und das Gesicht der Kinder, die Wangen, Nasen, Augen, Ohren und Lippen, gefolgt von Wunden an den Händen“, beschreibt der Kinderchirurg die Situation.

Das liege natürlich daran, dass sich die Köpfe der Kinder auf Höhe der Hunde befinden. In diesen Fällen muss meist operiert werden, oftmals zusammen mit HNO-Experten und Gesichtschirurgen, um die kleinen Gesichter aufwändig wiederherzustellen. „Bissverletzungen im Gesicht, insbesondere der Nase, stellen oft eine große Herausforderung an die Chirurgenteams der MKG und HNO“, ergänzt Prof. Andreas Dietz, Direktor der HNO-Klinik am UKL. Es bedürfe großer Erfahrung in der Nasenkorrektur, um die Wundversorgung und Rekonstruktion mit einem zufriedenstellenden Ergebnis umzusetzen.

Narben bleiben ein Leben lang

Wie im Fall der beiden Schwestern, die im August in Torgau bei Leipzig von einer Dogge angegriffen wurden. „Das waren großflächige, sehr tiefe Bisswunden mitten im Gesicht“, erinnert sich der Kinderchirurg Lacher. „So etwas sehen auch wir nicht jeden Tag, aber eben leider inzwischen viel zu häufig“. Mit Blick auf 15 Jahre Arbeit als Kinderchirurg sieht er eine klare Tendenz: Die Zahl schwerer Hundebissverletzungen bei Kindern steigt.

In diesem Jahr wurden am UKL bereits zehn Kinder nach Hundebissen stationär behandelt, im Vorjahr waren es 24. „Solche Angriffe traumatisieren die Kinder zutiefst und fügen ihnen bleibende Verletzungen zu“, so Lacher. Die sichtbaren Verletzungen im Gesicht hinterlassen nicht nur Narben, sondern prägen auch das ganze Leben der Kinder – oft verbunden mit seelischen Wunden, die niemals ganz heilen. „Ganz offensichtlich versagen wir beim Schutz unserer Kinder vor solchen Gefahren“, konstatiert der Kinderchirurg.

Kinder besser schützen und schnell behandeln

Er appelliert an die Erwachsenen, ihre Verantwortung mehr wahrzunehmen. „Gerade Kleinkinder sind überproportional oft betroffen, denn sie verstehen die Grenzen von Hunden oftmals noch nicht.“ Aber auch wenn die Kinder geübt sind, eine Chance gegen einen aggressiven Hund haben sie nicht: „Ein 60 Kilogramm schwerer Hund, der ein achtjähriges Mädchen angreift, ist haushoch überlegen, und oft auch durch den Besitzer nicht zu halten“, bringt Lacher ein drastisches Beispiel.

Daher seien Schutzmaßnahmen so wichtig – Regeln für Kinder im Umgang mit Hunden, aber auch Schulungen für Hundebesitzer, vor allem von Familienhunden, zur Steigerung der ‚Hund-Kind-Kompetenz‘.

Bisswunden ärztlich versorgen lassen

Auf jeden Fall müssten Bissverletzungen immer ärztlich abgeklärt werden, betont Lacher, denn „auch kleine Bisswunden können zu schweren Infektionen führen. Und bei Verletzungen am Gesicht oder den Händen sollte frühzeitig ein Facharzt hinzugezogen werden, um die Spätfolgen zumindest zu verringern“. Ebenfalls wichtig: Sämtliche durch einen Biss abgetrennte Gewebeanteile müssen unbedingt zur Notversorgung mitgebracht werden.