Im Tierversuch: Neue Medikamentenklasse verhindert wesentlichen Alterungsmechanismus bei Organtransplantationen

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Eine jüngst auf dem Kongress der European Society for Organ Transplantation (ESOT) vorgestellte Studie hat gezeigt, dass Senolytika das Potenzial haben, die Übertragung von Seneszenz bei Empfängern älterer Spenderorgane zu verhindern.

Als Seneszenz wird der biologische Mechanismus bezeichnet, der mit dem Altern und altersbedingten Krankheiten in Verbindung steht. Durch die Transplantation älterer Spenderorgane in jüngere Empfänger untersuchten Forscher der Harvard Medical School und der Mayo Clinic in Rochester (USA) die Rolle der  Transplantation bei der Auslösung dieses Alterungsprozesses. Die Forscher führten altersgetrennte Transplantationen unter Verwendung von Herzen junger (3 Monate) und alter (18-21 Monate) Mäuse in jüngere Empfänger durch. Die Empfänger alter Herzen wiesen den Forschern zufolge im Vergleich zu den Empfängern junger Transplantate eine erhöhte Häufigkeit seneszenter Zellen in Lymphknoten, Lebern und Muskeln sowie erhöhte Werte zirkulierender mitochondrialer DNA (mtDNA) auf. Es ist bekannt, dass die Menge zellfreier mtDNA während des Alterns beim Menschen zunimmt. Auffallend war zudem, dass die Transplantation alter Organe bei den Empfängern zu fortgeschrittenen körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen führte.

Maximillian J. Roesel, der die Studie als Teil der Gruppe am Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, vorstellte, kommentierte: „Das Alter des Spenders spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Transplantation, wobei die Empfänger älterer Organe schlechtere Ergebnisse erzielen. Dennoch ist die Verwendung älterer Spenderorgane unerlässlich, um den weltweiten Organmangel zu beheben, und diese Forschungsarbeit beleuchtet grundlegende Herausforderungen und potenzielle Lösungen für die Verwendung älterer Organe.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deckten auch eine mögliche Lösung für den durch die Transplantation älterer Organe in Gang gesetzten Seneszenzprozess auf: Und zwar durch den Einsatz von Senolytika – einer neuen Klasse von Medikamenten, die gezielt seneszente Zellen eliminieren. Wenn alte Spender vor der Organentnahme mit Senolytika (Dasatinib und Quercetin) behandelt wurden, wurde die Übertragung der Seneszenz durch eine geringere Anhäufung seneszenter Zellen und mtDNA deutlich reduziert, wie die Forschungsgruppe im Rahmen des ESOT bekannt gab. Empfänger, die alte, mit Senolytika behandelte Organe erhielten, zeigten eine verbesserte körperliche Fitness, die mit den Beobachtungen bei Empfängern junger Organe vergleichbar war.

„In Zukunft werden wir die mögliche Rolle von Senolytika bei der Verhinderung der Übertragung der Seneszenz beim Menschen weiter untersuchen. Diese Forschung ist äußerst spannend, da sie uns helfen kann, die Ergebnisse zu verbessern und mehr Organe für die Transplantation zur Verfügung zu stellen“, schloss Stefan G. Tullius, der Hauptautor der Studie.