Inaktiver Rezeptor macht Krebs-Immuntherapien wirkungslos

PD Dr. med. Hendrik Poeck und PD Dr. med. Simon Heidegger. Foto: © Andreas Heddergott /TUM

Checkpoint-Inhibitoren wirken nur bei gut einem Drittel der Erkrankten. Einen der Gründe, warum das so ist, zeigte ein Team der Technischen Universität München (TUM) auch anhand von menschlichen Gewebeproben: Ein inaktiver Rezeptor in den Tumorzellen verhindert, dass die Wirkstoffe das Immunsystem wieder aktivieren können.

Checkpoint-Inhibitoren werden bei Haut- und vielen anderen Krebsarten bereits erfolgreich eingesetzt. „Checkpoint-Inhibitoren wirken allerdings nicht bei allen Patienten. Wir verstehen dank unserer neuen Studie für einige Krebsarten, warum das so ist und können das in experimentellen Ansätzen auch schon beheben“, sagt PD Dr. Simon Heidegger, Wissenschaftler an der Medizinischen Klinik III am TUM Universitätsklinikum rechts der Isar und Erstautor der Studie in “Science Immunology”.

RIG-I ist ein essentieller Faktor

RIG-I ist ein Rezeptorprotein, das eigentlich bei der Virenabwehr eine Rolle spielt. Heidegger und das von seinem Kollegen PD Dr. Hendrik Poeck geleitete Team erkannten jetzt aber, dass es auch bei der Kontrolle von Tumoren eine entscheidende Wirkung hat. In unterschiedlichen Mausmodellen für Haut-, Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebs konnten sie zeigen, dass Tumorzellen, bei denen RIG-I aktiv war, sehr viel besser auf Therapien mit Checkpoint-Inhibitoren ansprachen als Mäuse, bei denen RIG-I im Tumor inaktiv war.

Ein großer Vorteil war, dass es bereits einen Wirkstoff gibt, der RIG-I aktiviert und in ersten klinischen Studien am Menschen getestet wird. Das Team setzte ihn in Mausmodellen erfolgreich ein: Mäuse, die den Wirkstoff erhielten, sprachen wieder deutlich besser auf die Therapien an.

Menschliche Hautkrebsproben bestätigen Ergebnisse

In einem nächsten Schritt untersuchten sie an rund 450 Gewebeproben von Hautkrebspatienten, inwieweit sich die Aktivität von RIG-I in ihren Tumorzellen rückblickend auf die Lebenserwartung ausgewirkt hatte. War in den Tumorzellen der Erkrankten RIG-I aktiv, hatten sie trotz des Tumors deutlich länger gelebt. Bei 20 getesteten Personen konnte das Team um Heidegger nachweisen, dass Therapien mit Checkpoint-Inhibitoren bei diesen auch besser anschlugen.

Die Wissenschaftler wollen ihre Ergebnisse bald in größeren Patientenstudien bestätigen. „Wir hoffen, dass wir RIG-I vielleicht auch als Marker einsetzen können, um vorauszusagen, wie gut ein Patient auf eine Therapie ansprechen wird. Das erspart unnötige Behandlungen“, so Heidegger. Zudem wollen sie in weiteren Mausmodellen Wirkstoffe testen, die den RIG-I-Signalweg aktivieren und den Einfluss bei zusätzlicher Gabe von Checkpoint-Inhibitoren untersuchen.

Simon Heidegger erhielt unter anderem für die Arbeiten in dieser Studie den Vinzenz-Czerny-Preis der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) 2019. Die Auszeichnung wird an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter 40 verliehen, die herausragende Ergebnisse für klinische, experimentelle oder theoretische Fragen der Onkologie erzielten.

Vinzenz-Czerny-Preis der DGHO
https://www.dgho.de/aktuelles/preisausschreiben/vincenz-czerny-preis

Arbeitsgruppe „Immune Regulation in cancer and stem cell transplantation“ (PD Dr. Hendrik Poeck)
http://www.med3.med.tum.de/forschung/Grundlagenforschung/Tumorimmunologie/haaspo…