IQWiG zu Major-Leberresektionen: Erfolgsaussichten steigen mit höheren Fallzahlen17. März 2025 Abbildung: © Yunus Nugraha/stock.adobe.com Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sieht für mehrere Zielgrößen trotz weniger Daten einen positiven Zusammenhang zugunsten höherer Leistungsmengen. In einer Reihe von Prüfaufträgen, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erteilt hat, geht es um die Frage, ob bei bestimmten medizinischen Eingriffen ein Zusammenhang zwischen der Menge der pro Krankenhaus und/oder Arzt erbrachten Leistung und der Qualität des Behandlungsergebnisses nachweisbar ist. Zu dem chirurgischen Eingriff „Major-Leberresektionen“ liegt nun der Rapid Report des IQWiG vor. Auf Basis weniger Studien zeigte sich bei Major-Leberresektionen für mehrere Zielgrößen ein positiver Zusammenhang zugunsten höherer Leistungsmengen. Derzeit keine Mindestmengen bei Major-Leberresektionen Seit 2003 legt der G-BA für bestimmte planbare stationäre Leistungen verbindliche Mindestmengen für Kliniken fest: Krankenhäuser dürfen diese Leistungen nur dann abrechnen, wenn die erforderliche Mindestmenge im jeweils nächsten Kalenderjahr aufgrund berechtigter Prognosen voraussichtlich erreicht wird. Für Major-Leberresektionen ist derzeit noch keine Mindestmenge festgelegt. In Deutschland werden laut dem IQWiG jährlich 19 000 Leberresektionen durchgeführt, von denen 2900 Major-Leberresektionen sind. Die häufigste Indikation für eine Leberresektion sind Lebermetastasen des Dickdarmkrebses; die zweithäufigste Indikation ist Leberzellkrebs.Bei der Leberresektion wird ein Teil der Leber entfernt. Die Major-Leberresektion umfasst die Entfernung von drei oder mehr Lebersegmenten, wobei ein Restlebervolumen in geeigneter Qualität zurückbleiben sollte. Die häufigsten Komplikationen bei den Leberresektionen stellen nach Angaben des Insitutes intra- oder postoperative Blutungen, Leberversagen, Leberabszesse, mit Galle gefüllte Zysten in der Leber und das Übertreten von Galle in den Bauchraum dar. In den Jahren 2010 bis 2015 habe die Krankenhaussterblichkeit in Deutschland bei allen Leberresektionen 5,8 Prozent betragen. Betrachte man ausschließlich die Major-Leberresektion, ergebe sich eine fast doppelt so hohe Krankenhaussterblichkeit, schreibt das IQWiG in einer aktuellen Mitteilung. Bessere Behandlungsqualität bei höheren Fallzahlen ‒ für einige Zielgrößen Die Wissenschaftler des IQWiG werteten im vorliegenden Bericht zehn auf Routinedaten basierende retrospektive Kohortenstudien aus. Gemäß Auftrag wurden sowohl Studien zur Major-Leberresektion als auch zu allen sonstigen anatomischen Leberresektionen einbezogen. Für alle in den Studien untersuchten relevanten Zielgrößen wurden verwertbare Ergebnisse identifiziert: Auf Krankenhausebene zeigt sich bei Major-Leberresektionen auf Basis von einer beziehungsweise zwei Studien für die Zielgröße „kurzfristige Mortalität“ (Versterben im Krankenhaus, 30- bzw. 90-Tage-Mortalität) ein Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Behandlungsqualität zugunsten höherer Leistungsmengen. Dieser Zusammenhang lässt sich aus den Daten aber nicht für die Zielgrößen „Krankenhaus-Aufenthaltsdauer“ und „Wiedereinweisung“ ableiten. Spezifisch für Minor-Leberresektionen ergab sich nach Angaben des IQWiG auf Basis einer Studie für die Zielgröße „Versterben im Krankenhaus“ ein Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge eines Krankenhauses und der Behandlungsqualität zugunsten höherer Leistungsmengen. Für die anatomischen Leberresektionen, die sich nicht eindeutig einer Major- oder Minor-Leberresektion zuordnen ließen, zeigen die Daten für die Zielgrößen „Gesamtüberleben“, „kurzfristige Mortalität“, „postoperative Komplikationen“, „Krankenhaus-Aufenthaltsdauer“ und „Wiedereinweisung“ einen Zusammenhang zwischen Leistungsmenge und Behandlungsqualität zugunsten höherer Leistungsmengen. Für die Zielgröße „Failure to rescue“ wurde auf Krankenhausebene kein Zusammenhang abgeleitet.Auch auf Arztebene zeigt sich bei allen Leberresektionen, die sich nicht eindeutig einer Major-Leberresektion zuordnen ließen, ein positiver Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Behandlungsqualität. Dies gilt für die Zielgröße „Versterben im Krankenhaus“ und auf Basis jeweils einer Studie für die Zielgrößen „Failure to rescue“, „postoperative Komplikationen“ und „Wiedereinweisung“. Nur die Aussagen zur Zielgröße „Versterben im Krankenhaus“ basieren für alle untersuchten Leberresektionen auf den Ergebnissen einer Studie mit mäßiger interner Validität, alle anderen Aussagen beruhen auf Studien mit niedriger interner Validität.Keine Aussage trafen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Effekte von in die Versorgung eingeführten konkreten Mindestfallzahlen, da hierzu keine relevante Studie vorlag.Der G-BA hatte das IQWiG im April 2024 beauftragt, den Bericht zum Zusammenhang zwischen Leistungsmenge und Qualität des Behandlungsergebnisses bei Major-Leberresektion zu erarbeiten. Der Bericht wurde in einem beschleunigten Verfahren als „Rapid Report“ erstellt, also ohne Zwischenprodukte (z. B. Vorbericht) und ohne Anhörung. Dem Auftraggeber ist dieser nun veröffentlichte Rapid Report am 31. Januar dieses Jahres zugegangen.
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