Kanadische Studie: Depression während der COVID-19-Pandemie bei älteren Menschen mit peptischem Ulkus3. November 2023 Foto: © SHOTPRIME STUDIO/stock.adobe.com Neue Untersuchungen an der University of Toronto (Kanada) geben einen Einblick in die psychische Belastung älterer Erwachsener mit peptischer Ulkuskrankheit (PUD) während der COVID-19-Pandemie. Die Forschenden hatten für ihre aktuelle Arbeit eine Teilstichprobe älterer Erwachsener aus der Canadian Longitudinal Study on Aging näher betrachtet. Die Stichprobe bestand aus 1140 Erwachsenen mit PUD, von denen 689 schon vor der COVID-Pandemie an einer Depression gelitten hatten, während 451 Probanden nicht in dieser Weise psychisch vorbelastet waren . Durch die Verwendung von Längsschnittdaten konnten die Forscher bei Menschen mit und ohne Depression in der Vorgeschichte die Verläufe im Hinblick auf die psychische Gesundheit vergleichen. Unter den untersuchten älteren Erwachsenen mit PUD und ohne vorherige Depression entwickelte etwa jeder Achte (13,0%) während der COVID-19-Pandemie erstmalig eine Depression. Diese Zahlen waren im Vergleich zum Niveau depressiver Erkrankungen vor der Pandemie (2015–2018) wesentlich höher. „Obwohl Personen mit Magengeschwüren bereits als anfällig für Depressionen bekannt waren, zeigen unsere Ergebnisse, dass die Pandemie diese Anfälligkeit erheblich verschärft hat“, berichtet Hauptautorin Esme Fuller-Thomson, Professorin an der Factor-Inwentash-Fakultät für Sozialarbeit (FIFSW) der University of Toronto und Direktorin des Institute for Life Course & Aging (ILCA). „COVID-19 brachte viele unvorhergesehene Stressfaktoren für Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen mit sich, wie zum Beispiel mehr Stress und ein geringeres Maß an körperlicher Aktivität und sozialer Unterstützung, die zu einer Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit beitragen können.“ Bei Beschränkung der Analyse auf diejenigen Personen, die irgendwann in ihrem bisherigen Leben einmal an einer Depression gelitten hatten, erlebte etwa jeder Zweite (46,6%) während der COVID-19-Pandemie wiederkehrende oder anhaltende Depressionen. „Einer der Hauptrisikofaktoren für Depressionen im späteren Leben ist eine Vorgeschichte depressiver Episoden“, erläutert Co-Autorin Hannah Dolhai, ehemalige Forschungsassistentin am ILCA. „Ältere Erwachsene mit einer Vorgeschichte von Depressionen, die während der Pandemie auch Herausforderungen in Bezug auf eine chronische Erkrankung bewältigen mussten, stellen eine gefährdete Teilpopulation von Kanadiern dar.“ Eingeschränkte Gesundheitsversorgung als Risikofaktor für Depressionen bei PUD Die Forscher identifizierten auch eine Reihe von Risikofaktoren für Depressionen bei Personen mit PUD, wie beispielsweise Schwierigkeiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung. „Wir haben herausgefunden, dass Personen, die während der Pandemie über Probleme beim Zugang zur Gesundheitsversorgung berichteten, ein höheres Risiko für Depressionen hatten“, erklärt Co-Autor Andie MacNeil, wissenschaftlicher Mitarbeiter am FIFSW und am Institute for Life Course and Aging. „Es ist wichtig, über die möglichen kaskadierenden Folgen für die psychische Gesundheit nachzudenken, die die Beschränkungen im Gesundheitssystem während der COVID-19-Krise hatten. Zwar hat die Umstellung auf Telemedizin bei vielen Menschen dazu beigetragen, dass die Kontinuität der Gesundheitsversorgung aufrechterhalten wurde, doch haben manche Patienten dazu nicht immer Zugang oder präferieren diese.“ Als weitere Risikofaktoren für Depressionen bei älteren Erwachsenen mit PUD identifizierten die Wissenschaftler ein Gefühl der Einsamkeit zu Beginn der Pandemie und das Erleben funktioneller Einschränkungen. „Einsamkeit ist ein bekannter Risikofaktor für Depressionen“, erklärt Co-Autorin Grace Li, Doktorandin am Fachbereich Soziologie der University of Victoria (Kanada). „Für viele ältere Erwachsene bedeutete die Einschränkung sozialer Kontakte zu Beginn der Pandemie, dass sie länger allein waren und weniger soziale Unterstützung erhielten. Diese Empfehlungen [zur sozialen Distanzierung] waren zwar wichtig, um die Gesundheit der Kanadier zu schützen, können aber auch unbeabsichtigte Folgen für die psychische Gesundheit haben. Es ist wichtig, Wege zu finden, um soziale Kontakte zu fördern, auch wenn man direkte Kontakte vermeidet.“ Co-Autor Ying Jiang, leitender Epidemiologe bei der Public Health Agency of Canada, weist darauf hin, dass frühere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen PUD und Depression gezeigt haben, dass Symptome wie chronische Schmerzen den funktionellen Status erheblich beeinträchtigen und die Lebensqualität der Patienten dramatisch negativ beeinflussen können. „Es ist nicht überraschend, dass dieser Zusammenhang auch während der Pandemie anhielt und dass Menschen mit eingeschränktem funktionellem Status einem höheren Risiko einer Depression ausgesetzt waren“, formuliert Jiang. Frauen während der COVID-19-Pandemie häufig besonders belastet Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass Frauen im Vergleich zu Männern ein höheres Risiko für Depressionen hatten. „Während der Pandemie mussten viele Frauen aufgrund von Schulschließungen und Einschränkungen bei anderen gemeinnützigen Diensten, wie beispielsweise Alltagshilfen für ältere Erwachsene, mehr Hausarbeit und Betreuungspflichten verrichten. Diese Verschärfung der auf Geschlechterrollen basierenden Belastung könnte sich auf die psychische Gesundheit vieler Frauen ausgewirkt haben“, sagt Co-Autorin Margaret de Groh, wissenschaftliche Leiterin bei der Public Health Agency of Canada. „Indem wir die Aufmerksamkeit auf diejenigen mit dem höchsten Risiko für Depressionen lenken, hoffen wir, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen werden, gezielte Untersuchungen und Interventionen durchzuführen“, schlussfolgert Hauptautorin Fuller-Thomson. „Viele ältere Erwachsene benötigen möglicherweise auch in der Post-COVID-Ära noch Unterstützung in Bezug auf ihre psychische Gesundheit.“
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