Kein erhöhtes Demenzrisiko durch Tiefe Hirnstimulation10. Juli 2020 B. BOISSONNET/BSIP – stock.adobe.com Die Tiefe Hirnstimulation scheint das Risiko, an Demenz zu erkranken, nicht zu erhöhen. Das zeigt eine Studie aus Frankreich. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Tiefe Hirnstimulation (THS) bei Menschen mit fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung Bewegungsstörungen wirksamer kontrolliert als Medikamente. Hinsichtlich der Frage, ob die Behandlung das Demenzrisiko erhöht, besteht jedoch noch Uneinigkeit. “Unsere Ergebnisse sind sehr ermutigend für Parkinson-Patienten und ihre Familien, dass sie die Vorteile der Tiefen Hirnstimulation nutzen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit einer Demenz steigt”, sagte Studienautorin Dr. Elena Moro von der Universität Grenoble Alpes in Grenoble, Frankreich. An der Studie nahmen 175 Menschen mit Morbus Parkinson mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren teil, die eine THS hatten. Sie waren durchschnittlich zwölf Jahre lang an Parkinson erkrankt, als ihnen der Stimulator implantiert wurde. Die Forscher untersuchten die StudienteilnehmerInnen dann nach einem, fünf und zehn Jahren, um festzustellen, wie viele eine Demenz entwickelt hatten. Nach einem Jahr hatten vier Menschen eine Demenz entwickelt (2,3%). Nach fünf Jahren standen noch 142 TeilnehmerInnen für Tests zur Verfügung, von denen zwölf (8,5 %) eine Demenz entwickelt. Nach zehn waren von 104 StudienteilnehmerInnen 31 Personen (29,8 %) dement. Die Gesamtinzidenzrate betrug 35,6 pro 1000 Personenjahre. “Diese Raten sind nicht höher als die, die sonst von Menschen mit Parkinson berichtet werden”, sagte Moro. “Die wenigen Studien, die mit ähnlicher Krankheitsdauer verfügbar sind, haben über höhere Demenzraten berichtet. Andere Studien mit Parkinson-Patienten, die Medikamente gegen ihre Symptome einnehmen, zeigten eine Inzidenzrate für Demenz, die zwischen 50 und 100 pro 1000 Personenjahre schwankt, erklärte die Wissenschaftlerin. Laut Moro kann das jüngere Durchschnittsalter in der Studie helfen, die niedrigere Demenzrate zu erklären. Darüber hinaus kommen gelten mäßige bis schwere Gedächtnis- oder Kognitionsstörungen als Kontraindikation für die THS, sodass das Demenzrisiko für die Studiengruppe insgesamt geringer war als für Menschen mit Morbus Parkinson im Allgemeinen. Die Studie untersuchte auch Faktoren, die mit einem höheren Risiko für eine Demenz verbunden sind. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Männer, ältere Menschen, das Vorliegen von Halluzinationen, schlechte Ergebnisse bei Kognitionstests vor der Operation und Patienten, die während der Operation zur Implantation eine Hirnblutung erlitten hatten, mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Demenz entwickelten. “Die Kenntnis dieser Prädiktoren kann uns helfen, die Patienten zu unterscheiden, welche wahrscheinlich am besten auf die THS reagieren und welche möglicherweise ein größeres Risiko für ein schlechtes kognitives Outcome haben”, sagte Moro. Eine Einschränkung der Studie bestand darin, dass ein hoher Prozentsatz der TeilnehmerInnen die Studie nicht beendete. Die Forscher konnten sie entweder nicht ausfindig machen oder sie reagierten nicht auf die Anfragen der Forscher. Dies könnte dazu führen, dass die Gesamtinzidenz von Demenz unterschätzt wird, schränken die Forscher ein. Originalpublikation: Bove F et al. Dementia and subthalamic deep brain stimulation in Parkinson disease – A long-term overview. Neurology, 1. Juli 2020
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