Kinder mit Hautkrankheiten leiden unter Stigmatisierung, Mobbing und Depressionen

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Eine neue Studie hat die psychischen Probleme bei Kindern mit chronischen Hautkrankheiten untersucht. Demnach leiden rund drei Viertel der Kinder mit Hautkrankheiten unter Stigmatisierung und schlechter Lebensqualität. Die Scham in der Kindheit kann Betroffene ihr ganzes Leben lang beeinträchtigen.

Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit chronischen Hautkrankheiten wie Akne, Ekzemen, Schuppenflechte, Alopecia areata und Vitiligo fühlt sich von Gleichaltrigen wegen ihrer Erkrankung stigmatisiert und wird manchmal gemobbt, so die Studie einer Arbeitsgruppe der Northwestern Medicine. Infolgedessen haben diese Kinder eine schlechte Lebensqualität und leiden unter Depressionen, Angstzuständen und beeinträchtigten Beziehungen zu Gleichaltrigen.

„Diese chronischen Hauterkrankungen können das Leben enorm verändern und auch die psychosoziale Entwicklung beeinflussen“, so die Autorin der Studie, Dr. Amy Paller, Vorsitzende der Dermatologie an der Northwestern University Feinberg School of Medicine und Kinderdermatologin am Ann & Robert H. Lurie Children’s Hospital of Chicago.

Eine chronische Hauterkrankung in der Kindheit ist keine Seltenheit. Mehr als 10 Prozent der Kinder im Schulalter leiden an Ekzemen. Bei Teenagern sind mehr als 90 Prozent von Akne und 1 Prozent von Psoriasis betroffen.

Die standortübergreifende Studie über die psychosozialen Auswirkungen von Hautkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen zeigt nun, dass 73 Prozent der 1671 Kinder ein messbares Stigma erfahren hatten, das stark mit einer schlechten Lebensqualität verbunden war. Der Schweregrad und die Sichtbarkeit der Krankheit, wie sie von den Kindern (ab acht Jahren) eingeschätzt wurden, unterschieden sich deutlich von den Einschätzungen des Arztes, was darauf hindeutet, dass das Kind über die Krankheit und ihre Auswirkungen befragt werden muss.

Die Forschenden verwendeten ein neu entwickeltes Bewertungsinstrument für Stigma bei Kindern im Schulalter (PROMIS Pediatric Stigma) und arbeiteten mit 31 Standorten der Pediatric Dermatology Research Alliance zusammen, um das Ausmaß von Stigma, Depression, Angst und schlechten Beziehungen zu Gleichaltrigen zu messen – und deren Zusammenhang mit einer beeinträchtigten Lebensqualität.

„Stigmatisierung, das heißt, wenn einer Person etwas Falsches und Negatives zugeschrieben wird, kann tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben“, so Paller. Ein Kind mit dunklen Schuppen am Körper könne beispielsweise von anderen Kindern als „schmutzig“ bezeichnet werden, oder ein Kind mit Haarausfall könne von anderen Kindern gemieden werden, weil sie befürchten, dass der Haarausfall ansteckend sei.

Das kann dazu führen, dass das Kind diese Gedanken verinnerlicht, sodass sie zu seinen eigenen Wahrnehmungen werden. Die falschen Überzeugungen können andere Menschen in ihrem Umfeld davon überzeugen, dass es wahr ist, obwohl es nicht stimmt. Diese Kinder fühlen sich oft peinlich berührt oder schämen sich. Der Großteil des Mobbings und der Hänseleien findet in der Schule statt, so Paller.

„Diese schmerzhaften Erfahrungen können die Persönlichkeit eines Kindes bis ins Erwachsenenalter prägen und das Selbstvertrauen schwächen“, so Paller. „Kinder unterschätzen möglicherweise ihre Fähigkeiten und haben Angst, soziale Risiken einzugehen. Sie haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein, und diese Scham kann sie ein Leben lang beeinträchtigen.“

Kinder können sich auch nicht konzentrieren, weil sie sich in der Schule Sorgen machen, was ihre Leistungen beeinträchtigt, so Paller. „Die Studienergebnisse sollten Ärzte dazu ermutigen, Hauterkrankungen bei Kindern aggressiv zu behandeln und eine Überweisung zur Bewertung und Beratung des Kindes und möglicherweise der Familie in Betracht zu ziehen, wenn psychische Probleme auftreten“, so Paller.

Ärzte müssen Kinder und Eltern über die Auswirkungen dieser Krankheiten befragen – Stigmatisierung, psychische Gesundheit, Auswirkungen auf das Leben – und nicht nur die beobachtbaren klinischen Manifestationen beachten. Es ist wichtig, die Familien für eine optimale Behandlung an Dermatologen zu überweisen, um den Schweregrad und die Sichtbarkeit zu verringern, die zu den psychosozialen Auswirkungen beitragen.

Paller schlug den Eltern auch vor, die Lehrer zu bitten, die Hautkrankheit im Klassenzimmer zu besprechen, damit die anderen Kinder sie besser verstehen. „Versuchen Sie, das Stigma durch Aufklärung abzuschwächen und sprechen Sie über Mobbing und erkennen Sie es an“, so Paller.