Kinder mit restriktivem Essverhalten haben ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen

Einer aktuellen Studie zufolge zeigt jedes sechst Kind zumindest zeitweise ein restriktives Essverhalten. (Foto: © Marko Novkov – stock.adobe.com)

Etwa jedes sechste Kind zeigt eine persistierende vermeidende/restriktive Esstörung (ARFID). Das geht aus einer aktuellen Studie in „JAMA Pediatrics“ hervor. Damit geht ein deutlich erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen einher.

Ein enges Spektrum an akzeptierter Nahrung und/oder eingeschränktes Essverhalten sind Kernmerkmale der ARFID. Allerdings gibt es nur begrenzte Kenntnisse über die Entwicklungsmerkmale von Kindern mit einem solchen Essverhalten und dessen Ätiologie.

Ein internationales Forscherteam hat daher untersucht, wie verbreitet ARFID in der allgemeinen pädiatrischen Population ist, welche Entwicklungsmerkmale betroffene Kinder aufweisen und welche genetischen Grundlagen den Symptomen zugrunde liegen. Dazu wertete es die Daten von mehr als 35.000 Kindern aus, die zwischen 1999 und 2009 geboren worden waren. Die Angaben deren Mütter zu ARFID-Symptomen im Alter von drei und acht Jahren verknüpften die Forschenden anschließend mit Diagnosedaten aus Gesundheitsregistern.

Um Kinder mit breiter ARFID zu identifizieren, zogen die Autoren mehrere Kriterien heran und teilten die Heranwachsenden anhand der Persistenz der Symptome in drei Gruppen ein: vorübergehend (nur im Alter von 3 Jahren), erstmalig auftretend (nur im Alter von 8 Jahren) und anhaltend (im Alter von 3 und 8 Jahren). Kinder dieser Gruppen, bei denen die Autoren einen oder mehrere Indikatoren von klinischer Relevanz (z. B. Mangelernährung) fanden, wurden weiter eingeteilt. Anschließend verglichen die Forschenden die ARFID-Gruppen hinsichtlich ihrer Entwicklungsmerkmale im Alter von 6 Monaten bis 14 Jahren. Mithilfe genomweiter Methoden untersuchten sie zudem die Heritabilität von Einzelnukleotidvarianten (SNV-h2), führten genetische Assoziationsanalysen durch und quantifizierten genetische Korrelationen mit anderen Phänotypen.

Mehr Entwicklungsstörungen bei restriktiven Essern

Von 35.751 Kindern, für die ARFID-Bewertungen im Alter von drei und acht Jahren vorlagen (51% männlich) betrugen die Prävalenzen von persistierender, transitorischer und emergenter ARFID 6,0 Prozent, 17,7 Prozent bzw. 8,4 Prozent. Die Prävalenzen von anhaltender, vorübergehender und neu auftretender ARFID mit klinischer Relevanz betrugen 1,8 Prozent, 3,2 Prozent bzw. 1,4 Prozent (insgesamt 6,3%). Kinder mit breit gefasster persistierender ARFID zeigten im Vergleich zu Kindern ohne ARFID mehr Entwicklungsstörungen.

Die Erblichkeit für die Störung (SNV-h2) betrug zwischen acht und 16 Prozent, und es wurden zwei unabhängige genomweit signifikante Loci identifiziert. Für ARFID mit klinischer Relevanz stellten die Forschenden eine signifikante Assoziation mit ADCY3 (z=5,42; p=3,03×108) fest. Für breit gefasste und klinisch relevante ARFID sowie Phänotypen der psychischen Gesundheit sowie von kognitiven/edukativen, anthropometrischen, ernährungsbezogenen und gastrointestinalen Störungen beobachteten die Autoren geringe bis moderate genetische Korrelationen.

(ej/BIERMANN)