Depression der Mutter bremst Entwicklung der Kinder24. Januar 2022 Foto: ©Rummy & Rummy – stock.adobe.com Kinder von Müttern mit schlechter psychischer Gesundheit laufen Gefahr, in ihrer kognitiven Entwicklung zurückzubleiben. Allerdings können schon sehr kleine Veränderungen ausreichen, um diesen Zusammenhang zu durchbrechen und den Kindern die Rückkehr zu ihrem normalen Entwicklungsstand zu ermöglichen. “Wenn man die psychische Gesundheit der Mütter um vier Prozent verbessert, gewinnt das Kind statistisch gesehen ein ganzes Jahr in seiner kognitiven Entwicklung. Mit anderen Worten: Kleine Maßnahmen können bei der Förderung der nächsten Generation einen großen Unterschied machen”, sagte Gustaf Gredebäck, Professor für Entwicklungspsychologie an der Universität Uppsala und Direktor des Uppsala Child and Baby Lab, das syrische Flüchtlingsfamilien in der Türkei und Familien mit Kleinkindern in Schweden und Bhutan untersucht hatte. Die Untersuchungen wurden durch Interviews und experimentelle Studien vor Ort durchgeführt. In Schweden und Bhutan nahmen 120 Familien mit neun bis zehn Monate alten Säuglingen teil. In der Türkei nahmen 100 Familien teil, die aus Aleppo in Syrien geflohen waren. Deren Kinder waren zum Studienzeitpunkt zwischen sechs und 18 Jahren alt. In Schweden waren es vor allem Familien mit kleinen Kindern, die an der vom Uppsala Child and Baby Lab durchgeführten Untersuchung teilnahmen. In Bhutan wurde das Material in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Krankenpflege und öffentliche Gesundheit und der Khesar Gyalpo Universität für medizinische Wissenschaften von Bhutan gesammelt. In der Türkei wurden die Studien mit Hilfe von Forschern der Abteilung für Friedens- und Konfliktforschung der Universität Uppsala durchgeführt. Ein gemeinsames Ergebnis für die Familien in allen drei Ländern war, dass mehrere kognitive Fähigkeiten der Kinder durch die psychische Gesundheit ihrer Mütter beeinflusst wurden, unabhängig davon, ob es sich um eine Flüchtlingsfamilie in Syrien oder eine Familie in einer sicheren Umgebung in Schweden handelte. Die Intelligenz des Kindes schien nicht beeinträchtigt zu sein; vielmehr waren es die Aufmerksamkeit, das soziale Verständnis und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, die negativ beeinflusst wurden. Individuelle Bedingungen im Umfeld der Mutter können die Situation den Forschern zufolge verschlimmern. Die Auswirkungen auf das Kind sind danach größer, wenn die Mutter ein niedriges Bildungsniveau hat, wenig soziale Unterstützung erfährt, sich diskriminiert fühlt und im sozialen Status abgestiegen ist. Es gibt jedoch auch eindeutige Initiativen, um die Situation und das Wohlergehen der Mutter zu verbessern und so die Auswirkungen auf das Kind zu verringern: Unterstützung durch den Partner, eine große Familie oder ein großes soziales Netz. “Alle Kulturen haben positive Aspekte. In Schweden haben wir unser individualistisches Umfeld. Wir haben mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, zum Beispiel kann die Möglichkeit, den Elternurlaub zu teilen, eine Form der Entlastung sein. Gleichzeitig gibt es bei uns wenig natürliche Treffpunkte für Verwandte und soziale Situationen, was in den Gruppen der anderen Länder viel stärker ausgeprägt ist. In Bhutan ist ein aktives religiöses Leben eine große Hilfe. Es gibt eine starke Bindung an die Religion, und viele Menschen nehmen mehrmals pro Woche an religiösen Versammlungen teil. Das gibt ihnen Routinen für regelmäßige Treffen mit anderen und eine breite soziale Unterstützung”, erklärte Gredebäck. Es sei wichtig zu beachten, dass alle beschriebenen Korrelationen statistisch sind, also auf Beobachtungen zwischen verschiedenen Teilen der Studien beruhen, erklärten die Forscher. Die Kausalität der Korrelationen sei noch nicht untersucht. Dies soll in einem nächsten Schritt erfolgen. “Es macht Hoffnung, dass offenbar nur kleine Verbesserungen nötig sind, um das Kind wieder zu fördern. In Schweden müssen wir hart daran arbeiten, die Isolation zu durchbrechen, insbesondere bei alleinerziehenden Müttern. Bei uns gibt es keinen sozialen Klebstoff. Viele haben keine starken Bindungen zu ihren Verwandten und keine Großfamilie, die die Last mit ihnen teilt. Uns fehlt es auch an Kontinuität in den religiösen Riten. Wenn wir mehr dieser Möglichkeiten schaffen, können wir dazu beitragen, die kognitive Entwicklung vieler Kinder zu verbessern und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen”, zeigte sich Gredebäck überzeugt.
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