Klinische Manifestation der Spinalen Muskelatrophie hängt von der Schwangerschaftsdauer ab

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Bei Kindern mit Spinaler Muskelatrophie und zwei SMN2-Kopien geht ein höheres Gestationsalter bei der Geburt mit einer stärkeren Ausprägung der Symptome einher. Dies zeigt eine australische Studie.

Die Behandlung von Kindern mit ­Spinaler Muskelatrophie (SMA) sollte so früh wie möglich beginnen – idealerweise vor dem Auftreten von Symptomen. Ein australisches Forscherteam hat nun geburtshilf­liche und postnatale Faktoren untersucht, die das klinische Outcome von Mutter-Kind-Paaren bei SMA beeinflussen. In „Neurology“ kommen die Autoren zu dem Schluss, dass prä­natale Tests und eine geplante Entbindung mit anschließender Ein­leitung der Therapie das Outcome von Neugeborenen mit genetisch dia­gnostizierter SMA verbessern können.

In die prospektive Kohortenstudie an zwei australischen Zentren nahmen 42 Mutter-Kind-Dyaden teil, bei denen im Rahmen eines landes­weiten Neugeborenen-Screening-Programmes oder einer pränatalen Unter­suchung zwischen 2018 und 2025 eine SMA mit bis zu vier Kopien des SMN(Survival of Motor Neuron)2-Gens festgestellt worden war. Für Kinder mit zwei SMN2-Kopien analysierten die Forschenden mithilfe von Regressionsmodellen den Zusammenhang zwischen Gestationsalter bei der Geburt und den Ergebnissen bei der diagnostischen Einschätzung. Diese umfasste die klinische Mani­festation der SMA, die Motorik, bewertet auf Basis der CHOP-INTEND-Skala, und das zusammengesetzte Muskelaktionspotenzial (CMAP).

Auch Geburtskomplikationen sind häufig

Von den 42 Mutter-Kind-Paaren lag bei einem nur eine SMN2-Kopie vor, bei 21 waren zwei SMN2-Kopien vorhanden (Gestationsalter bei der Geburt 39,9 ± 1,8 Wochen) und 20 Kinder besaßen drei oder vier SMN2-Kopien (Gestationsalter bei der Geburt 39,4±0,8 Wochen). Alle Neugeborenen mit drei oder vier SMN2-Kopien waren bei der diagnostischen Untersuchung klinisch symptomfrei, während sieben von 21 Neugeborenen (33,3 %) mit zwei SMN2-Kopien klinische Manifestationen von SMA aufwiesen (p=0,009).

Bei diesen Neugeborenen war ein höheres Gestationsalter bei der Geburt mit klinischen Manifestationen von SMA (OR 4,37; 95%-KI 1,19–16,12; p=0,001) und einer geringeren motorischen Funktion (CHOP-INTEND: β = -4,52; 95%-KI -7,018 bis -2,019; p=0,001) assoziiert. Zudem korrelierte es stark mit einem niedrigeren CMAP (r = -0,800; p<0,001).

Eine hohe medizinische Akuität war in der geburtshilflichen und postnatalen Versorgung von Müttern und Babys mit SMA häufig und trat bei zwölf von 42 (29,3%) bzw. acht von 41 (19,5%) Dyaden auf. Meist waren Mutter-Kind-Paare mit einer oder zwei SMN2-Kopien betroffen.

(ej/BIERMANN)