Risiko kognitiver Beeinträchtigungen in Abhängigkeit der Amyloid-Plaque-Belastung1. Dezember 2025 Das Lebenszeit- und 10-Jahres-Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigungen und Demenz steigt bei kognitiv unbeeinträchtigten Personen mit zunehmender Amyloid-Plaque-Belastung. (Symbolbild: © prachaya/stock.adobe.com) Je höher die Amyloid-Plaque-Belastung, desto größer das Risiko für neu auftretende leichte kognitive Beeinträchtigungen und Demenz – selbst bei kognitiv unbeeinträchtigten Personen. Hintergrund und Ziele Bisher gibt es wenig Informationen zum Lebenszeitrisiko für die Entwicklung kognitiver Beeinträchtigungen bei kognitiv unbeeinträchtigten Personen mit auffälligen Alzheimer-Biomarkern. Ziel dieser Studie war die Berechnung des absoluten Lebenszeit- und 10-Jahres-Risikos für kognitive Beeinträchtigungen in Abhängigkeit von der kontinuierlich als Centiloidwert mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemessenen Amyloid-Plaque-Belastung. Methoden In dieser retrospektiven, longitudinalen Kohortenstudie von Forschenden um Erstautor Prof. Clifford Jack von der Mayo Clinic (USA) wurden Daten von Teilnehmenden der bevölkerungsbasierten Mayo Clinic Study of Aging (Olmsted County, Minnesota, USA) genutzt. Anhand der Daten berechneten die Wissenschaftler das absolute Lebenszeit- und 10-Jahres-Risiko für kognitive Beeinträchtigungen bei kognitiv unbeeinträchtigten Teilnehmenden ab 50 Jahren bei Studienbeginn. Der primäre Prädiktor war der biologische Schweregrad der Alzheimer-Krankheit, basierend auf dem Amyloid-PET-Centiloidwert. Weitere Prädiktoren waren das Alter zu Studienbeginn, das Geschlecht und der APOE-ε4-Trägerstatus. Als Endpunkte wurden neu aufgetretene leichte kognitive Beeinträchtigungen (MCI), Demenz und Tod definiert. Diese wurden sowohl während als auch nach Studienende mittels Multistate-Hidden-Markov-Modellierung erfasst bzw. geschätzt. Ergebnisse Zwischen dem 29. November 2004 und dem 2. Dezember 2024 wurden 5158 kognitiv unbeeinträchtigte Teilnehmende (2623 Frauen und 2535 Männer) sowie 700 Teilnehmende (307 Frauen und 393 Männer) mit MCI in die Analyse einbezogen. Das Lebenszeitrisiko für MCI und Demenz stieg mit zunehmendem Centiloidwert monoton an (p < 0,0001), der den größten Effekt aufwies. Bei männlichen APOE-ε4-Trägern, die im Alter von 75 Jahren keine kognitive Beeinträchtigung zeigten, betrug das Lebenszeitrisiko für eine MCI 56,2 % (95 %-KI 50,5–61,9) für Centiloid 5, 60,2 % (54,9–65,6) für Centiloid 25, 71,0 % (65,2–76,7) für Centiloid 50, 75,2 % (69,1–81,2) für Centiloid 75 und 76,5 % (70,5–82,4) für Centiloid 100. Das Lebenszeitrisiko für eine MCI bei weiblichen APOE-ε4-Trägern ohne kognitive Beeinträchtigung im Alter von 75 Jahren betrug 68,9 % (63,7–74,1) für Centiloid 5, 71,3 % (66,6–76,0) für Centiloid 25, 77,6 % (72,5–82,7) für Centiloid 50, 81,2 % (76,7–85,7) für Centiloid 75 und 83,8 % (78,5–89,1) für Centiloid 100. Innerhalb jeder Centiloidgruppe und sowohl bei Männern als auch bei Frauen war das Lebenszeit- und das 10-Jahres-Risiko für MCI und Demenz bei APOE-ε4-Trägern höher als bei Nicht-Trägern (p < 0,0001). Der biologische Schweregrad der Alzheimer-Krankheit war ein Prädiktor für das 10-Jahres-Risiko für MCI und Demenz (p < 0,0001). Das Alter bei Studienbeginn hatte jedoch einen deutlicheren Einfluss (p < 0,0001). Die Demenzinzidenz war bei Studienteilnehmenden, die die Studie vorzeitig verlassen hatten, doppelt so hoch wie bei denjenigen, die in der Studie verblieben. Diskussion Das Lebenszeit- und 10-Jahres-Risiko für MCI und Demenz steigt bei kognitiv unbeeinträchtigten Personen mit zunehmender biologischer Schwere der Alzheimer-Krankheit gemessen als Amyloid-Plaque-Belastung mittels PET. Diese Erkenntnisse sind den Autoren zufolge relevant für die Risiko-Nutzen-Abwägung therapeutischer Interventionen. Besonders die hohen Risiken bei Teilnehmern mit höheren Centiloid-Werten adressieren wissenschaftliche Kontroversen über das zukünftige Risiko kognitiver Beeinträchtigung bei Menschen mit abnormen Alzheimer-Biomarkern. Die Erfassung und Modellierung von Ergebnissen außerhalb der Studie sind für genaue Schätzungen des Lebenszeitrisikos erforderlich. (lj/BIERMANN) Außerdem interessant zu dem Thema: Wie das Prinzip von Käsenudeln gegen Alzheimer hilft Astrozyten erhalten kognitive Funktionen in einem Alzheimer-Mausmodell
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