Kolorektalkarzinom: Neues von der DDW zum Wirkstoff-Screening, zu früh auftretender Erkrankung und zu Todesursachen

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Großen Raum nehmen bei der diesjährigen Digestive Disease Week (DDW) auch wieder neue Ergebnisse aus Studien zu gastrointestinalen Krebserkrankungen ein.

Die DDW wird von der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD), dem American Gastroenterological Association (AGA) Institute, der American Society for Gastrointestinal Endoscopy (ASGE) und der Society for Surgery of the Alimentary Tract (SSAT) gemeinsam ausgerichtet. Auf der diesjährigen Tagung (6. bis 9. Mai, Chicago und online) wurden mehr als 3500 Abstracts und Hunderte von Vorträgen präsentiert.

Organoide aus Patientenkrebszellen für ein personalisiertes Arzneimittel-Screening bei Gallengangkrebs

Bei Gallengangkrebs stellt die Chemotherapie oft die einzige Behandlungsoption dar. Allerdings besteht mit verfügbaren Mitteln keine effektive Möglichkeit vorherzusagen, welche Chemotherapeutika bei einzelnen Patienten am besten funktionieren werden. Das Problem: Diesen Patienten haben aufgrund der meist zum Zeitpunkt der Diagnose schon fortgeschrittenen Erkrankung häufig keine Zeit mehr für eine Hit-or-Miss-Chemotherapie. In der nun gerade bei der DDW vorgestellten Studie entwickelten die Wissenschaftler Organoide aus Krebszellen von 72 Patienten, um ab den Modellen sieben Chemotherapeutika zu testen. Anschließend analysierten die Forschenden die genetischen Signaturen von Organoiden nach Reaktion auf verschiedene Medikamente und entwickelten Gen-Panel-Tests, um das Ansprechen der jeweiligen Patienten auf die Therapie vorherzusagen. Die Ergebnisse des Arzneimittel-Screenings wurden zuerst an Mäusen validiert, denen dieselben Tumore transplantiert wurden. Dann bestätigte man die Ergebnisse bei zwölf der 13 Patienten, die mit der durch diesen Prozess identifizierten Chemotherapie behandelt wurden. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Organoide eine hohe Genauigkeit beim personalisierten Arzneimittel-Screening bei Gallengangskrebs bieten und dass Gen-Panel-Tests bei der Auswahl wirksamer Arzneimittel für einzelne Patienten helfen können.

Aspirin, NSAIDs und Risiko für die Entstehung von Vorstufen einer früh auftretenden Darmkrebserkrankung

Früh im Leben – vor dem 50. Lebensjahr – auftretender Darmkrebs hat mit alarmierendem Tempo zugenommen. Neue Daten deuten darauf hin, dass die Einnahme von Aspirin mit einem geringeren Risiko für eine frühe Darmkrebserkrankung verbunden ist. Es bleibt jedoch unklar, ob die regelmäßige Einnahme von Aspirin und anderen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) mit einem geringeren Risiko für früh auftretende Adenome mit größerem malignen Potenzial – der Hauptvorstufe von frühen Kolorektalkarzinomen – verbunden ist. Für eine bei der DDW präsentierten Studie analysierten deren Autoren Daten im Zusammenhang mit der Verwendung von NSAIDs durch 32.058 Frauen aus der Nurses’ Health Study II. Bei Teilnehmerinnen, die in die Studie aufgenommen wurden, war zwischen 1991 und 2015 vor Erreichen des 50. Lebensjahres mindestens eine Endoskopie des unteren Gastrointestinaltraktes durchgeführt worden. Die Studie ergab, dass die regelmäßige Einnahme von NSAID mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit dafür verbunden war, ein Hochrisikoadenom oder ein Adenom mit geringem Risiko zu entwickeln. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, NSAIDs angesichts des günstigen Risiko-Nutzen-Profils bei jüngeren Menschen als vielversprechende Mittel zur Prävention von früh im Leben auftretenden Kolorektalkarzinomen weiter zu evaluieren.

Todesursachen bei Patienten, die wegen Darmkrebs operiert worden sind

Die Mortalität aufgrund von Darmkrebs nimmt mit immer besser werdenden Screening- und Behandlungsstrategien immer weiter ab. Dennoch bleibe das Kolorektalkarzinom eine der Hauptursachen für krebsbedingte Todesfälle in den USA, wie Wissenschaftler auf der diesjährigen DDW berichteten. In einer Studie hatten sie die Todesursachen von 576 Patienten untersucht, die sich zwischen 2004 und 2018 im Massachusetts General Hospital (USA) einer Darmkrebs-Operation unterzogen hatten. Die Studie ergab, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund eines Kolorektalkarzinoms im Laufe der Zeit allmählich abnahmen, während diejenigen aufgrund anderer Ursachen – wie andere Krebsarten oder systemische Erkrankungen – mit der Zeit zunahmen. Die Untersuchung ergab auch, dass jüngere Patienten sowie Patienten mit weniger Komorbiditäten und Patienten mit Fernmetastasen im Vergleich zu anderen Ursachen mit höherer Wahrscheinlichkeit an ihrem Kolorektalkarzinom versterben.