Kurzer Fragebogen kann bei autistischen Kindern Verdauungsstörungen erkennen helfen

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Wut, Aggression und anderes problematisches Verhalten autistischer Kinder werden oft als ein psychologisches Problem betrachtet und behandelt – doch in vielen Fällen könnte die Spur zu gastrointestinalen Störungen führen.

Eine neue Studie zeigt, dass ein Fragebogen mit 17 Punkten, der von Kindergastroenterologen und -psychiatern entwickelt wurde, bei der Identifizierung autistischer Kinder mit einer gastrointestinalen Störung sein kann, die zu einer weiteren Abklärung an einen Spezialisten überwiesen werden sollten.

“Gastrointestinale Probleme können schmerzhaft sein und zu Einschränkungen führen – und sie können profunde Auswirkungen auf das Verhalten eines Kindes haben”, erklärt Dr. Kara Gross Margolis, Professorin für Pädiatrie am Vagelos College of Physicians and Surgeons an der Columbia University. Sie hat schon bei vielen autistischen Kindern gastrointestinale Störungen behandelt.

Es ist jedoch oftmals schwer für Elter und Ärzte in der Primärversorgung gastrointestinale Störungen bei Kindern festzustellen, die an Autismus leiden. Viele diese Kinder sprechen nicht; und wegen der Beeinträchtigung bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken könnenn selbst solche, die verbal kommunizieren nicht genau sagen, wo es wehtut.

Gastrointestinale Störungen kommen bei autistischen Kindern viermal häufiger vor als in der pädiatrischen Allgemeinbevölkerung.

Margolis konfrontierte gemeinsam mit Kollegen vom Irving Medical Center der Columbia University (CUIMC), der Boston University und des Massachusetts General Hospital 131 Eltern autistischer Kinder mit 35 Fragestellungen zu wahrnehmbaren Anzeichen zu drei häufigen gastrointestinalen Erkrankungen: Obstipation, Diarrhoe und Reflux. Zu diesen Zeichen gehörten Würgen beim Essen, Drücken auf den Bauch und Durchdrücken des Rückens. Die Wissenschaftler baten dann Kindergastroenterologen, die die Antworten der Eltern auf diese Fragen nicht kannten, die Kinder zu untersuchen.

Auf der Grundlage der so gewonnenen Daten identifizierten die Forscher 17 Punkte, mit denen sich am wahrscheinlichsten diese häufigen gastrointestinalen Beschwerden identifizieren lassen. Mithilfe dieser 17 Punkte waren sie in der Lage, 84 Prozent der Kinder mit gastrointestinalen Störungen korrekt zu erkennen.

Ein Drittel der Kinder, bei denen das Screening auf ein gastrointestinales Problem positiv ausfiel, hatten tatsächlich keines. „Für ein Screening-Werkzeug erscheint uns diese Falsch-positiv-Rate akzeptabel zu sein, wenn man davon ausgeht, dass der Test mehr als 80 Prozent der Probanden mit gastrointestinalen Problemen erkannte“, sagt Margolis.

Der Screening-Fragebogen muss in einer unabhängigen Gruppe von Kindern validiert werden, bevor er verlässlich von Eltern und Ärzten in der Primärversorgung angewendet werden kann. Weiterführende Studien sind am CUIMC in Vorbereitung.