Langes Intervall zwischen abnormalem Stuhltest und Koloskopie erhöht Wahrscheinlichkeit einer Darmkrebsdiagnose

Dr. Samir Gupta, Koautor der Studie und Leiter der Abteilung für Gastroenterologie am VA San Diego Healthcare System. (Foto: © Christopher Menzie)

In einer neuen Studie aus den USA quantifizieren deren Autoren die Erhöhung des Risikos für eine Darmkrebsdiagnose und Tod aufgrund einer Krebserkrankung durch Verzögerungen bei der Koloskopie nach einem abnormalen Stuhltest.

In der retrospektiven Untersuchung mit mehr als 200.000 Teilnehmern stellten die Forscher fest, dass Patienten, bei denen nach einem abnormalen Stuhlbluttest mehr als 13 Monate bis zu einer Koloskopie vergingen, bis zu 1,3-mal häufiger an Darmkrebs erkrankten als Patienten, bei denen eine Koloskopie innerhalb von drei Monaten nach dem Stuhltest durchgeführt worden war. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Krebserkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befand, war bis zu 1,7-mal höher, wenn die Koloskopie mehr als 16 Monate nach dem Stuhltest durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse zeigten auch, dass das Mortalitätsrisiko im Zusammenhang mit einem Kolorektalkarzinom um das bis zu 1,5-Fache anstieg, wenn ein Patient mehr als 19 Monate nach einem abnormalen Stuhltest koloskopiert wurde.

Die Kohorte umfasste Patienten, für die ein abnormaler fäkaler immunochemischer Test (FIT) oder ein ebensolcher fäkaler Test auf okkultes Blut im Stuhl (FOBT) vorlag.

Dr. Folasade May, Gastroenterologin am Veterans Affairs Greater Los Angeles Healthcare System, leitete die Studie. In Anbetracht der Ergebnisse ihrer Untersuchung betonen sie und ihr Team, dass zwischen einem Stuhltest mit abnormalem Befund und einer nachfolgenden Koloskopie nicht mehr als ein Jahr vergehen sollte.

„Diese Ergebnisse erweitern die aktuellen Kenntnisse darüber, welche klinischen Auswirkungen die Zeit bis zur Nachuntersuchung nach abnormalem FIT-FOBT hat“, schreiben die Forscher. „Die weitere Forschung sollte sich auch damit beschäftigen, wie Hemmnisse für eine Koloskopie nach abnormalen Befunden bei anderen Screening-Methoden als einer Koloskopie beseitigt werden können, sowie mit Strategien, die ein Routine-Monitoring der Follow-up-Raten fördern.“

„Derzeit gibt es keine nationale Leitlinie oder Norm für ein klinisch akzeptables Zeitintervall zwischen einem abnormalen FIT/FOBT-Befund und einer diagnostischen Koloskopie“, schreiben May und ihre Kollegen. „Die Zeit bis zur Nachuntersuchung mittels Koloskopie gestaltet sich in der Praxis und in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens sehr unterschiedlich. Wird ein zu langes Intervall empfohlen, kann dies zu einer Progression von Polypen und dazu führen, dass sich ein Kolorektalkarzinom in Bezug auf das Krankheitsstadium weiterentwickelt. Damit riskiert man, dass eine aggressivere und den Patienten körperlich stärker belastende Behandlung notwendig wird – ebenso wie ungünstigere Ergebnisse der Therapie.“

Die Studienautoren hatten elektronische Patientenakten von Patienten analysiert, die zwischen 1999 und 2010 einen abnormalen Stuhltest hatten, bei denen in der Vergangenheit kein Darmkrebs oder eine entzündliche Darmerkrankung aufgetreten war und die zwischen 50 und 75 Jahre alt waren. Die Patienten, überwiegend Männer, waren im Durchschnitt 61 Jahre alt.

Viele Experten glaubten, so die Forscher, dass Stuhltests wie FIT beim Screening auf Darmkrebs genauso zuverlässig sind wie die Koloskopie. „Wenn Ihr Arzt Ihnen sagt, dass eine Darmspiegelung besser ist, ist das nicht korrekt“, erklärt Dr. Alex Krist, Vorsitzender der U.S. Preventive Services Task Force, gegenüber der „New York Times“. „Die Daten zeigen, dass die Tests gleichermaßen wirksam sind, um Leben zu retten.“

Dr. Samir Gupta, Chefarzt für Gastroenterologie am Gesundheitssystem der VA San Diego, war Mitautor der Studie. Viele Patienten und einige Erstversorger verstünden nicht, wie wichtig eine Koloskopie nach einem abnormalen Stuhltest ist, sagt er.

„Manche Patienten und Ärzte interpretieren diese Ergebnisse sogar falsch und führen abnormale Ergebnisse auf Hämorrhoiden zurück oder auf etwas, das der Patient gegessen hat oder auf andere Probleme“, sagt Gupta. „Sie glauben den Ergebnissen nicht. Die Resultate dieser Studie sollten das Bewusstsein dafür schärfen, dass eine Verzögerung der Koloskopie nach einem abnormalen Stuhltest schwerwiegende Folgen haben kann, einschließlich eines erhöhten Risikos für eine Krebsdiagnose, für Krebs in einem späten Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose und für Tod durch Darmkrebs. Diese Ergebnisse können auch dazu beitragen, Patienten und Ärzte zu motivieren, sicherzustellen, dass eine Koloskopie nach einem abnormalen Test durchgeführt wird.“

Die Studienergebnisse würden in Zukunft noch größere Auswirkungen haben, da mehr nicht invasive Tests für das Darmkrebs-Screening auf den Markt kommen, fügt Gupta hinzu.