Lauterbach sieht enorme Chancen digitaler Gesundheitsdaten29. November 2024 Die elektronische Patientenakte soll ab 15. Januar 2025 zunächst in zwei Modellregionen getestet werden. Symbolbild: HNFOTO – stock.adobe.com Digitale Speicher für Arztbefunde und Laborwerte sollen 2025 in den Masseneinsatz gehen. Neben dem praktischen Nutzen steht auch das Forschungspotenzial im Blick. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) sieht enorme Chancen für eine bessere Forschung und Versorgung mit dem Start elektronischer Patientenakten für alle Versicherten Anfang 2025. Damit könnten Daten mit weiteren Daten aus Registern und Abrechnungen der Krankenkassen zusammengeführt werden, machte der SPD-Politiker bei einem Kongress des Digitalverbands Bitkom in Berlin deutlich. „Das Interesse an diesem Datensatz wird weltweit sehr groß sein. Es wird die Behandlung verändern.“ Nach einem Gesetz der Ampel-Koalition bekommen alle gesetzlich Versicherten Anfang 2025 eine elektronische Patientenakte (ePA) von ihrer Kasse angelegt – es sei denn, man lehnt sie für sich ab. Die ePA soll ein digitaler Speicher etwa für Angaben zu Medikamenten, für Befunde und Laborwerte sein und Patienten ein Leben lang begleiten. Daten sollen pseudonymisiert auch für die Forschung verwendet werden – dem kann man aber ebenfalls widersprechen. Starttermin Mitte Januar Anlaufen soll die E-Patientenakte ab 15. Januar 2025 zunächst in zwei Modellregionen in Hamburg und Franken, wie das Ministerium bekräftigte. Dort sollen Praxen, Kliniken und Apotheken sie konkret verwenden und das System auf Stabilität testen. Ebenfalls vom 15. Januar an sollen für alle Versicherten, die nicht widersprochen haben, E-Akten angelegt werden. Dieser Prozess dürfte sich wegen der großen Menge über zwei bis vier Wochen ziehen, hieß es aus dem Ministerium. Gerechnet wird mit mehr als 70 Millionen E-Akten. Nutzer könnten dann schon eigene Kassendaten einsehen oder Dokumente hochladen. Der bundesweite Einsatz der ePA in Praxen, Kliniken und Apotheken soll dann starten, sobald sie in den Modellregionen stabil funktioniert. Angestrebt wird dies voraussichtlich nach vier Wochen, also frühestens ab Mitte Februar, wie es weiter hieß. Die technische Anbindung der 150.000 Gesundheitseinrichtungen soll ebenfalls zu diesem Datum vorhanden sein. Ärztliches Zugriffsrecht für 90 Tage Die „ePA für alle“ soll von Anfang an Inhalte haben – etwa eine Liste der eingenommenen Medikamente, die automatisch aus elektronischen Rezepten erstellt wird. Behandelnde Ärztinnen und Ärzte bekommen jeweils für 90 Tage ein Zugriffsrecht zum Lesen und Befüllen mit Daten – ausgelöst, wenn man in der Praxis oder Klinik die Versichertenkarte einsteckt. Als wählbares Angebot, um das sich Versicherte selbst kümmern müssen, waren E-Akten bereits 2021 eingeführt worden. Sie werden bisher aber kaum verwendet. Lauterbach sagte zum Potenzial der Daten, sie könnten genutzt werden, um individuelle Therapieentscheidungen zu treffen, und – mit künstlicher Intelligenz – in große Studien einfließen. Dies eröffne neue Möglichkeiten etwa in der Krebsbehandlung, die derzeit entwickelt würden, aber zwischen 100.000 und 200.000 Euro pro Fall kosteten. Ohne Hilfe künstlicher Intelligenz und ein Zusammenbringen der richtigen Patienten mit der richtigen Studie sei dies nicht zu machen. Der Minister rief die Ärztinnen und Ärzte zur Unterstützung der Digitalisierung auf. „Wir dürfen das nicht abwehren, sondern wir müssen die neuen Möglichkeiten mitnehmen, wie wichtige Instrumente, die unsere Arbeit besser machen.“ Dies sei außerdem „ein fantastischer Wirtschaftszweig“. (dpa/ms)
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