Leberfibrose: Neue Erkenntnisse könnten die Behandlung verbessern

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Österreichischen Wissenschaftlern ist es gelungen, den Prozess der Leberfibrose besser zu verstehen, indem sie die Genaktivitäten in verschiedenen Stadien der Erkrankung untersuchten. Ihre Ergebnisse könnten zu einer erstmaligen Therapie der Fibrose beitragen.

Erstautor Oleksandr Petrenko und korrespondierender Autor Thomas Reiberger (v.l.) Foto: © Anna Yuwen/CeMM

Das Forschungsteam unter der Leitung von Thomas Reiberger, Professor für Gastroenterologie und Hepatologie an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien und Adjunct Principal Investigator am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Österreich) untersuchte die Genaktivität in zwei verschiedenen Mausmodellen, die verschiedene Schweregrade einer Lebererkrankung repräsentierten. Dabei erfassten die Wissenschaftler auch bestimmte Phasen der spontanen Regression der Erkrankung. Gleichzeitig wurden wichtige Kennwerte des Schweregrades der Erkrankung – wie der Pfortaderdruck, Blutmarker für Leberschäden oder das Ausmaß der Lebervernarbung – anhand von Lebergewebsproben aufgezeichnet.

Dynamische molekulare Prozesse können Leberfibrose rückgängig machen

Es zeigte sich ein sehr dynamisches Muster der Genexpression, sowohl während der Entwicklung der Fibrose als auch interessanterweise während der Rückbildung der Leberfibrose. Manche Gene wurden hochreguliert beim Voranschreiten der Erkrankung und gedrosselt während der Rückbildung, bei anderen war es genau umgekehrt; wieder andere Gene zeigten in allen Phasen eine veränderte Aktivität, was auf persistierende Langzeiteffekte von Leberschäden hindeutet. Mithilfe neuester bioinformatischer Methoden konnten diese genetischen Muster mit den oben beschriebenen, Erkrankungskennwerten verknüpft werden. Dabei identifizierten die Forschenden genetische Treiber der Erkrankung, die als Angriffsziele Potenzial für die Entwicklung zukünftiger Therapien haben.

Durch eigens entwickelte Netzwerk-Algorithmen konnten vier wichtige Gengruppen identifiziert werden, die mit der Dynamik der Fibrose, dem Pfortaderdruck, den histologischen Daten und den Blutmarkern in Verbindung gebracht werden konnten. Diese „hub“-Gene könnten alle zu klinisch relevanten Biomarkern weiterentwickelt werden. Dies wurde in der Studie auch mit Datensätzen von Patienten mit Lebererkrankungen getestet und bestätigt. In Kollaboration mit Forschenden der Universität Strasbourg und dem Institut Universitaire de France (beide Frankeich) wurden manche der „hub“-Gene auch bei Patienten, die von Hepatitis-C geheilt wurden, und dadurch auch eine zurückgebildete Lebererkrankung hatten, bestätigt.

Die vorliegende Studie enthüllt somit genetische Mechanismen in der Entstehung von Leberfibrose und bietet neue therapeutische Möglichkeiten, um in diese Mechanismen einzugreifen. Es bedarf weiterer Studien, um das Potenzial der „hub”-Gene genau zu verstehen und für therapeutische Strategien einzusetzen, die sich auf die Regression der Leberfibrose fokussieren – besonders bei Patienten mit Leberzirrhose, die eine Alkoholabstinenz einhalten oder von einer Virushepatitis geheilt wurden.