Lebertransplantation: Studienergebnisse belegen Vorteile einer Lebendspende

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Die Transplantation einer Leber von einem lebenden im Vergleich zu der eines verstorbenen Spenders ist laut einer aktuellen Studie mit zahlreichen Vorteilen verbunden sein. Dazu gehören den Autoren zufolge eine bessere Drei-Jahres-Überlebensrate und geringere Kosten. Das berichten Wissenschaftler vom Thomas E. Starzl Transplantation Institute und weitere Kollegen von der University of Pittsburgh School of Medicine (UPMC).

Die Ergebnisse, die kürzlich in den „Annals of Surgery“ veröffentlicht wurden, belegen, dass eine Lebendspende für mehr als 14.000 Personen, die derzeit auf der Warteliste stehen – ebenso wie für viele, die es unter den aktuellen geltenden Regelungen für Organzuweisungen niemals auf eine Warteliste schaffen werden – eine gangbare, wenn nicht sogar vorzuziehende Option darstellt.

Laut dem Organ Procurement & Transplantation Network werden pro Jahr in den USA etwa 8000 Lebertransplantationen durchgeführt. Davon machen Lebertransplantationen von Lebendspendern weniger als fünf Prozent aus. Außerdem sterben jedes Jahr etwa 25 Prozent der auf der Warteliste stehenden Personen, während sie auf eine Transplantation warten. Diejenigen, die schließlich eine Transplantation erhalten, haben häufig für längere Zeit darauf warten müssen, was zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes zum Zeitpunkt der Transplantation führt.

„Die Konsequenzen für Patienten auf der Warteliste können den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, denn je länger sie warten, desto kranker werden sie“, sagte Dr. Abhinav Humar, klinischer Direktor des Thomas E. Starzl Transplantation Institute an der UPMC und Hauptautor der Studie. „Lebertransplantate von Lebendspendern stellen zusammen mit solchen verstorbener Spender eine Möglichkeit dar, das Risiko der Wartelisten-Mortalität signifikant zu senken und ermöglichen es uns, Menschen in kürzerer Zeit mit einem Transplantat zu versorgen.“

In der retrospektiven Untersuchung von 245 Lebertransplantation mit adulten Lebendspendern sowie von 592 Lebertransplantation unter Verwendung von Organen verstorbener Spender in den vergangenen 10 Jahren an der UPMC wurden die Überlebensraten und andere Outomes (Zeit bis zur Genesung, Komplikationen, Kosten und Inanspruchnahme von Ressourcen) verglichen. Die Patienten wurden mindestens zwei Jahre nach der Transplantation beobachtet.

Diese Vergleiche ergaben, dass die Outcomes in Bezug auf das Drei-Jahres-Überleben bei Empfängern von Lebendspenden besser waren (86 vs. 80%). Die Empfänger eines Lebertransplantates von einem lebenden Spender besaßen insgesamt einen Überlebensvorteil von etwa fünf Prozent gegenüber Empfängern vom Organen verstorbener Spender. Patienten, die eine Leber von einem lebenden Spender erhielten, verbrachten elf Tage im Krankenhaus, verglichen mit 13 Tagen bei denjenigen, die eine Leber von einem verstorbenen Spender erhalten hatten. Außerdem war bei einer Lebendspende die Wahrscheinlichkeit für eine während der Operation notwendige Bluttransfusion (53% vs. 78%) und für eine nach der Transplantation notwendige Dialyse geringer (1,6% vs. 7,4%).

Die im Krankenhaus im Zusammenhang mit der Transplantation entstehenden Kosten erwiesen sich nach der Verwendung einer Lebendspende ebenfalls um 29,5% niedriger. Sterbefälle in Zusammenhang mit dem Eingriff gab es bei den Lebendspendern in dieser Untersuchung nicht, die Gesamtkomplikationsrate betrug 20 Prozent.

„Lebertransplantate von Lebendspendern sollten als erste und beste Option für die meisten Patienten mit Lebererkrankungen angesehen werden“, sagt Humar. „Dies ist nicht nur eine Option für diejenigen, die auf der Warteliste stehen, sondern könnte möglicherweise auch ausgleichen, dass nicht jeder, der von einer Transplantation profitierten würde, unter den heutigen Regelungen auch einen Anspruch auf ein Transplantat von einem verstorbenen Spender hat.“

Angesichts der Vorteile hat die UPMC in den vergangenen Jahren ihr Lebertransplantations-Programm mit Lebendspenden ausgeweitet. Es ist nach eigenen Angaben inzwischen das größte in den USA und das einzige Zentrum bundesweit, in dem mehr Transplantationen von Organen von Lebendspendern als von verstorbenen Spendern durchgeführt werden. Im Jahr 2018 machten Lebertransplantation mit Organen von Lebendspendern etwa 54 Prozent aller Transplantation ihm Rahmen des UPMC-Programmes aus – der nationale Durchschnitt liegt bei etwa vier Prozent. Die Transplantationsrate am UPMC stieg von 45 von 100 Personen auf der Warteliste des Programms im Jahr 2015 auf rund 88 im Jahr 2018.

„Es ist unklar, warum die Zahl der Lebertransplantationen unter Verwendung von Organen, die von Lebendspendern stammen, in den USA so niedrig ist“, sagt Dr. Amit Tevar, Direktor des Programms für Nieren- und Pankreas-Transplantationen am UPMC. „In weniger als 15 US-amerikanischen Programmen wurden 2018 mehr als 10 Lebertransplantationen mit Organen von Lebendspendern durchgeführt.“