Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Speiseröhrenkrebs aktualisiert9. November 2021 Abbildung: © Lars Neumann/stock.adobe.com Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) die S3-Leitlinie zum Ösophaguskarzinom aktualisiert und neue Empfehlungen zur Diagnostik sowie zur kurativen und palliativen Therapie formuliert. Die Diagnostik und Therapie des Speiseröhrenkrebses ist sehr komplex. Da sich die Speiseröhre nahe am Bronchialsystem und an der Lunge befindet, ist ein operativer Eingriff mit hohen technischen Anforderungen verbunden und eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen erforderlich. Zudem können neben der Operation weitere Therapiemöglichkeiten in Betracht kommen, wie etwa die Radiotherapie, die Chemotherapie sowie die Endoskopie. Neuerungen bei der kurativen Therapie Kleinere, auf die Schleimhaut begrenzte Tumoren, werden in der Regel endoskopisch entfernt. Sind die Tumoren bereits tiefer eingewachsen, kann in bestimmten Fällen eine Operation als kurative Therapie infrage kommen. In einer Ösophagektomie wird dabei die gesamte Speiseröhre entfernt. Die Ösophagektomie und die Rekonstruktion des Ösophagus sind komplexe Eingriffe und können entweder minimalinvasiv oder in Kombination mit offenen Verfahren durchgeführt werden. „Neue Daten zeigen, dass hierbei die minimalinvasive oder Hybrid-Technik gegenüber dem offenen Verfahren Vorteile hat. Patientinnen und Patienten haben beispielsweise weniger postoperative Komplikationen, eine verbesserte Lebensqualität und zudem eine verbesserte Prognose“, erklärt Prof. Rainer Porschen vom Kreiskrankenhaus Osterholz. Er ist zusammen mit Prof. Matthias Ebert von der Universitätsmedizin Mannheim, Koordinator der S3-Leitlinie. Palliative Therapie – Stenteinsatz Ist die Krebserkrankung fortgeschritten und der Tumor nicht mehr operativ zu entfernen, leiden Betroffene häufig an Schluckstörungen und verlieren stark an Gewicht. In diesen Fällen wird oftmals endoskopisch ein selbstexpandierender Metall-Stent gesetzt, der die Speiseröhre offenhält. „Heute wissen wir jedoch, dass ein Stenteinsatz beim Ösophaguskarzinom nicht immer sinnvoll ist“, sagt Porschen. Krebsbetroffene, bei denen eine präoperative Radiochemotherapie mit anschließender Operation geplant ist, profitieren beispielsweise nicht von einer Stentimplantation. „Neue Studien zeigen, dass bei dieser Gruppe von Patientinnen und Patienten Komplikationen auftreten können und die Drei-Jahres-Überlebensrate schlechter ausfiel, wenn sie einen Stent erhielten. Der Einsatz sollte demnach gut abgewogen werden“, erläutert Porschen. Beim Ösophaguskarzinom werden zwei Gruppen unterschieden: Das Plattenepithelkarzinom tritt in der Speiseröhre meist in Höhe des Hals- und Brustbereichs auf. Adenokarzinome entstehen in der Regel im unteren Speiseröhrenabschnitt, der in den Magen mündet. Der Tumor versursacht im frühen Stadium kaum Beschwerden, deshalb wird er meist erst in einem fortgeschritteneren Stadium diagnostiziert. Laut Prognosen des Robert Koch-Institutes sind im Jahr 2020 rund 1800 Frauen und 6100 Männer neu an Speiseröhrenkrebs erkrankt. Das mittlere Erkrankungsalter bei Frauen beträgt 71 Jahre, bei Männern 67 Jahre. Das Ösophaguskarzinom zählt zu den Krebserkrankungen mit schlechter Prognose. Die relative Fünf-Jahres Überlebensrate liegt bei 22 bis 24 Prozent. An der S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus waren insgesamt 40 ehrenamtlich arbeitende Expertinnen und Experten aus 25 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Die Leitlinie ist im Internet abrufbar, zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert.
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