Low-FODMAP beim Reizdarmsyndrom: Bestimmtes Darmbakterienprofil als Hinweis auf Ansprechen

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Forschende haben ein bestimmtes Bakterienprofil im Darm identifiziert, das auf eine Ernährungsumstellung zur Behandlung des Reizdarmsyndroms (RDS) besonders gut anspricht.

Die neuen Erkenntnisse könnten den Weg zu neuartigen Behandlungen und einem besseren Management des RDS ebnen. Weltweit seien davon bis zu 15 Prozent der Menschen betroffen, sagen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Üblicherweise wird RDS-Betroffenen eine Ernährung nach dem Low-FODMAP-Prinzip – also nur geringe Mengen fermentierbarer Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole – empfohlen. Wie diese Art der Ernährung Personen mit RDS hilft, weiß man nicht genau. Auch war bislang nicht bekannt, ob es bestimmte Gene oder Moleküle gibt, anhand derer sich diejenigen identifizieren lassen, bei denen das Low-FODMAP-Prinzip funktioniert.

Um diese Wissenslücke zu schließen, analysierten die Forschenden im Detail die Stuhlproben von 56 Menschen mit RDS und weiteren 56 die mit den Betroffenen im selben Haushalt lebten, aber nicht an einem RDS litten. Auf diese Weise hofften die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, das mikrobielle Profil und die Gene zu identifizieren, die an der Umwandlung von Nahrung in aktive Moleküle beteiligt sind, während sich die Testpersonen wie für sie üblich ernährten.

Anschließend beurteilten die Studienautorinnen und -autoren das klinische Ansprechen bei 41 dieser Paare nach 4 Wochen unter FODMAP-armer Ernährung, indem sie ihre Stuhlproben erneut überprüften.

Vor der Einführung der FODMAP-armen Diät ergab die Analyse der Stuhlproben von Personen mit RDS zwei unterschiedliche mikrobielle „Signaturen“, die die Forscher als „pathogen-ähnlich“ (IBSP) und als „einem gesunden Zustand ähnlich“ (IBSH) bezeichneten.

Bei der IBSP-Signatur kamen schädliche Firmicutes sp. einschließlich bekannter krankheitserregender Bakterien wie C. difficile, C. sordellii und C. perfringens in großer Menge vor, nützliche Bacteroidetes-Arten aber nur sehr wenig.

Auch die Milchsäurebakterien Streptococcus parasanguinis und Streptococcus timonensis, die normalerweise im Mund vorkommen, waren bei der IBSP-Signatur reichlich vorhanden. Zudem wurden bakterielle Gene für den Aminosäure- und Kohlenhydratstoffwechsel überexprimiert, was den Überschuss einiger Metaboliten erklären könnte, die mit RDS-Symptomen verbunden sind, wie die Forschenden schreiben.

Die IBSH-Signatur der übrigen RDS-Patientinnen und -Patienten erwies sich als ähnlich der in der Vergleichsgruppe von Personen aus demselben Haushalt.

Nach 4 Wochen Low-FODMAP-Ernährung waren das Mikrobiom der Vergleichsgruppe und das Mikrobiom der Personen mit IBSH-Profil unverändert. Das Mikrobiom derjenigen mit dem pathogenen IBSP-Profil jedoch hatte sich verändert und stellte sich nun als gesünder dar: mit einer Zunahme von Bacteroidetes und einem Rückgang der Firmicutes-Arten. Auch wurden die bakteriellen Gene, die am Stoffwechsel von Aminosäuren und Kohlenhydraten beteiligt sind, nicht mehr überexprimiert.

Die Symptome verbesserten sich bei drei von vier der RDS-Patientinnen und -Patienten. Das klinische Ansprechen auf die FODMAP-arme Ernährung war jedoch bei denjenigen mit pathogener Mikrobiomsignatur stärker als bei denen mit RDS und einer IBSH-Signatur.

„Die Evidenz, die die Ernährung, das Mikrobiom und die Symptome bei [pathogenem RDS] miteinander in Verbindung bringt, ist überzeugend. Um zu beweisen, dass es sich um einen kausalen Zusammenhang handelt, müssen aber Kandidatenorganismen in einem Tiermodell untersucht werden”, warnen die Forschenden. Trotzdem sind sie der Ansicht, dass ihre Erkenntnisse den Weg für die Identifizierung einer mikrobiellen Signatur ebnen könnten, anhand derer sich Personen erkennen lassen, die potenziell am besten auf eine FODMAP-arme Ernährung reagieren – und um ein besseres Management für diejenigen zu finden, bei denen dies wahrscheinlich nicht der Fall ist.

„Wenn gezeigt wird, dass die Bakterien des [IBSP-]Subtyps eine pathogene Rolle beim RDS spielen, möglicherweise durch ihre Stoffwechselaktivität, bietet dies ein Ziel für neue Therapien und einen zwischenzeitlichen [Marker], um diese zu bewerten“, schlagen die Studienautorinnen und -autoren vor.