Magen-Darm-Krebs: Chemotherapie mit Hilfe von Gentests besser dosieren

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Forschende der University of Pennsylvania, USA, haben untersucht, wie sich die Behandlung von Tumoren des Magen-Darm-Traktes mittels Gentests anpassen lässt, um schwere Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu reduzieren.

Bei einigen Patienten mit gastrointestinalen Krebserkrankungen wie Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs kann eine Chemotherapie schwere oder gar lebensbedrohliche Nebenwirkungen hervorrufen. Wie der Körper auf die jeweiligen Medikamente reagiert, hängt unter anderem von bestimmten Genvarianten ab. In den USA umfasst die Behandlung mit Chemotherapie derzeit allerdings eine Standarddosierung ohne vorherige Testung der Patienten auf genetische Veranlagungen.

In einer neuen Studie der Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania haben Forschende diesen Zusammenhang in zwei Genen genauer untersucht. „Zu lange hinkte die USA bei der Einführung von Gentests für die Dosierung von Chemotherapien hinter Europa hinterher, aber unsere Studie zeigt, dass dies nicht nur machbar, sondern auch entscheidend für die Sicherheit der Patienten ist“, erläutert Dr. Sony Tuteja, Direktorin für Pharmakogenomik am Penn Medicine Center for Genomic Medicine und Erstautorin der Studie.

Genetische Varianten beeinflussen den Abbau von Medikamenten

Die Studie konzentrierte sich auf Varianten in den beiden Genen DPYD und UGT1A1. Das DPYD-Gen produziert ein Enzym, das der Leber hilft, Medikamente wie Fluoropyrimidine abzubauen, die häufig bei der Behandlung von Magen-Darm-Krebs eingesetzt werden. Etwa fünf bis acht Prozent aller Menschen tragen DPYD-Varianten, die ihren Körper dabei beeinträchtigen, Fluoropyrimidin-Chemotherapeutika richtig zu verarbeiten. Dadurch reichern sich diese in schädlichen Konzentrationen an, was zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie einer verminderten Produktion roter Blutkörperchen, Mundgeschwüren oder dem Hand-Fuß-Syndrom führen kann.

Auf ähnliche Weise können Varianten im UGT1A1-Gen dazu führen, dass das Zytostatikum Irinotecan zu langsam abgebaut wird, wodurch das Risiko für schweren Durchfall oder eine niedrige Anzahl weißer Blutkörperchen erhöht ist. Die Identifizierung dieser Varianten kann Ärzten helfen, die Medikamentendosis vorsorglich zu senken, um schädliche Nebenwirkungen zu vermeiden, ohne die Wirksamkeit der Behandlung zu beeinträchtigen.

Weniger schwerwiegende Nebenwirkungen

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „JCO Precision Oncology“ veröffentlicht und unterstreichen das Potenzial der Präzisionsmedizin. In 288 von 517 Patienten mit Krebserkrankungen des Magen-Darm-Traktes, die eine Chemotherapie erhalten sollten, wurden mittels Bluttests vorab die Varianten der DPYD- und UGT1A1-Gene bestimmt. Aufgrund ihrer Testergebnisse erhielten 16 Patienten eine angepasste Dosierung. In 38 Prozent dieser Patienten traten schwerwiegende Nebenwirkungen auf. Im Vergleich dazu traten schwerwiegende Nebenwirkungen bei 65 Prozent von 17 Patienten auf, deren genetische Varianten über eine Biobank und nicht durch vorherige Testung bestimmt wurden, und die dementsprechend mit der Standarddosierung behandelt wurden. Darüber hinaus musste die Behandlung in der zuvor getesteten Patientengruppe deutlich seltener angepasst oder abgebrochen werden.

„Angesichts der bis zu 1.300 Todesfälle pro Jahr in den USA aufgrund von Nebenwirkungen einer Chemotherapie, war uns daran gelegen, diese Tests schnell und umsetzbar zu machen, sodass die Ergebnisse in etwa einer Woche vorliegen und Ärzten dabei helfen, sich für eine sicherere Behandlung zu entscheiden“, so Tuteja.

(mkl)