MASLD bei Kindern: Risiko für vorzeitige Mortalität ist dramatisch erhöht29. April 2025 Foto: © SewcreamStudio/stock.adobe.com US-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder, bei denen eine mit metabolischer Dysfunktion assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) diagnostiziert wurde, ein deutlich erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Tod und schwerwiegende langfristige gesundheitliche Komplikationen haben. Die Forschungsergebnisse, die kürzlich in „Hepatology“ veröffentlicht wurden, stammen aus der LIVERS-Studie (Longitudinal InVestigation Evaluating Results of Steatosis), in der 1096 Kinder über einen Zeitraum von durchschnittlich 8,5 Jahren beobachtet wurden. Fast die Hälfte aller Todesfälle in der Kohorte erwiesen sich als leberbedingt, und die Gesamtsterblichkeitsrate war 40-mal höher als bei vergleichbaren Kindern in der US-amerikanischen Gesamtbevölkerung. „Reale und messbare Bedrohung für die Gesundheit von Kindern“ „Jedes verstorbene Kind oder jeder junge Erwachsene war eine Tragödie“, unterstreicht Dr. Jeffrey Schwimmer, Professor für Pädiatrie an der University of California (UC) San Diego School of Medicine (USA) und Leiter der Fatty Liver Clinic am Rady Children’s Hospital. „Die MASLD stellt eine reale und messbare Bedrohung für die Gesundheit von Kindern dar. Um die Outcomes der Betroffenen wirklich zu verbessern, sind bessere Instrumente zur Diagnose dieser Erkrankungen sowie bessere und bei Kindern wirksame Therapien sowie Systeme nötig, die jedem Kind Zugang zu dieser Versorgung ermöglichen.“ Die MASLD sei die häufigste chronische Lebererkrankung bei Kindern und betreffe fast zehn Prozent aller Jugendlichen und bis zu 25 Prozent der Adipositaspatienten, heißt es in einer Mitteilung der UC San Diego anlässlich der Publikation der neuen Studie. Die Neuklassifizierung der Nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) als MASLD spiegele die wachsende Erkenntnis wider, dass Fettlebererkrankungen bei Kindern eng mit Stoffwechselstörungen wie Adipositas, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes verbunden sind. Trotz ihrer Prävalenz sei jedoch wenig über die langfristigen Risiken für Kinder bekannt. Retrospektive Kohortenstudie LIVERS mit mehr als 1000 Kindern Bei der LIVERS-Studie handelt es sich nach Angaben der Autoren um die bislang umfassendste Bewertung klinischer Ergebnisse bei pädiatrischer MASLD. Die retrospektive Kohortenstudie wurde am Rady Children’s Hospital in San Diego durchgeführt. Die Forschenden nutzten Krankenakten und Daten des National Death Index, um 1096 Kinder im Alter zwischen zwei und 18 Jahren zu beobachten, bei denen in den Jahren 2000 bis 2017 eine MASLD diagnostiziert worden war. Im Verlauf der durchschnittlich 8,5 Jahre dauernden Nachbeobachtung verstarben 3,4 Prozent der Kinder – was eine mehr als 40-mal höhere Sterblichkeitsrate als im nationalen Durchschnitt und eine mehr als 50-mal höhere Mortalitätsrate als im Landesdurchschnitt bedeutet. Auch sind diese Sterblichkeitsraten deutlich höher als diejenigen, die allein bei Kindern mit alleiniger Adipositas berichtet wurden oder die für Kinder, die ausschließlich an Typ-2-Diabetes leiden. Dies deutet den Forschenden zufolge darauf hin, dass die MASLD über die damit verbundenen Stoffwechselerkrankungen hinaus ein unabhängiges Risiko birgt. Das Mortalitätsrisiko war bei bestimmten Subgruppen von Kindern erhöht: insbesondere bei Jungen und bei Kindern mit niedrigem HDL-Spiegel (High-Density-Lipoprotein). Fast die Hälfte der Todesfälle wurde durch die Lebererkrankung selbst verursacht, während andere auf Herzerkrankungen, Unfälle oder Suizid zurückzuführen waren. Zusätzlich zum Risiko für einen frühen Tod entwickelten viele Kinder in der Studie bereits im Teenageralter oder in ihren Zwanzigern schwere gesundheitliche Probleme. Dazu gehörten Bluthochdruck (14%), Obstruktive Schlafapnoe (9,5%) und Typ-2-Diabetes (7,3%). Probleme mit Blutfetten, wie hohe Triglyceridwerte oder niedriges HDL, traten noch häufiger auf – eine Dyslipidämie war damit die häufigste Komplikation insgesamt. Obwohl sich der Zustand vieler Kinder durch klinische Betreuung verbesserte, kam es bei einem erheblichen Teil dennoch zu einer Progression der Erkrankung. Die Ergebnisse verdeutlichen nach Auffassung der Studienautoren, wie viel über den natürlichen Verlauf der MASLD bei Kindern noch in Erfahrung gebracht werden muss. Die Beobachtung unterstreichen laut den Forschenden außerdem, dass es besserer Instrumente zur Erkennung, Überwachung und Behandlung dieser Erkrankung bedarf. „Wir haben gezeigt, dass die MASLD bei Kindern eine schwere Erkrankung mit lebensbedrohlichem Potenzial ist“, fasst Schwimmer zusammen. „Wir hoffen, dass diese Forschungsergebnisse zu einem stärkeren Bewusstsein und stärkeren Investitionen in pädiatrische Diagnostik, Behandlungen und Versorgungssysteme führen. Mit den richtigen Instrumenten und dem richtigen Engagement können wir die Ergebnisse deutlich verbessern.“ Die Studienautoren sind der Meinung, dass in Zukunft in dieser Richtung weiter geforscht werden muss, um diejenigen Kinder zu identifizieren, die das höchste Risiko für eine Leberzirrhose und einen vorzeitigen Tod haben. Auch gelte es herauszufinden, wie Lebensstil, Medikamente oder chirurgische Eingriffe den Krankheitsverlauf beeinflussen können. Die Wissenschaftler betonen, dass die Früherkennung, eine konsequente Nachsorge und ein stärkeres Bewusstsein der Öffentlichkeit und von Medizinern weiterhin entscheidend für den Schutz der Gesundheit von Kindern mit MASLD sind.
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