Medizinische Strategien gegen den Mangel an Spenderorganen28. Juli 2025 Symbolfoto: ©Orawan/stock.adobe.com Dem weltweiten Mangel an Spenderorganen begegnet die Wissenschaft mit neuartigen Strategien zur optimierten Nutzung der vorhandenen Organe. Die derzeit relevanten Fortschritte auf dem Gebiet der Transplantationsmedizin diskutiert eine aktuelle Übersichtsarbeit in „The Lancet“. Die moderne Organtransplantation begann mit der erfolgreichen Nierentransplantation zwischen eineiigen Zwillingen im Jahr 1954. Seither haben Fortschritte in Chirurgie, Immunologie und Intensivmedizin dazu beigetragen, Transplantationen zu einer etablierten Therapie für viele schwerkranke Patienten zu machen. Dennoch bleibt der Mangel an Spenderorganen eine zentrale Herausforderung – während gleichzeitig gespendete Organe oftmals nicht genutzt werden. In Europa betrifft das zum Beispiel 21 Prozent der gespendeten Nieren oder 58 Prozent der Herzen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) können derzeit nur rund zehn Prozent des globalen Transplantationsbedarfs gedeckt werden. Mehr Spenderorgane nutzbar machen Um diesem Ungleichgewicht zu begegnen, konzentriert sich die Forschung zunehmend auf die Entwicklung neuer Methoden zur Beurteilung, Erhaltung und nötigenfalls Reparatur von Spenderorganen. Ein internationales Fachgremium unter maßgeblicher Beteiligung von Andreas Zuckermann von der MedUni Wien (Österreich) hat diese neuartigen medizinischen Strategien nun analysiert, um gespendete Organe besser nutzbar zu machen. Im aktuell veröffentlichten Teil der „Lancet“-Artikelserie zum Thema Organspenden erörtert das wissenschaftliche Team Möglichkeiten zur genaueren Beurteilung der Transplantationstauglichkeit und zur aktiven Verbesserung der Qualität von Spenderorganen. „Ein Großteil der gespendeten Organe wird heute aus Sorge um deren Qualität nicht transplantiert – allein in den USA werden jährlich rund 50.000 potenziell transplantierbare Organe verworfen“, sagt Mitautor Zuckermann von der Universitätsklinik für Herz- und Thorakale Aortenchirurgie der MedUni Wien. „Dabei zeigen neue wissenschaftliche Untersuchungen, dass viele dieser Organe mit geeigneten Maßnahmen sehr wohl für eine Transplantation geeignet wären.“ Perfusion: Organe testen, erhalten und verbessern Zur Bewertung der Organfunktion vor der Transplantation kommen neben bildgebenden Verfahren und biochemischen Parametern zunehmend auch funktionelle Tests und histologische Analysen zum Einsatz. Im Fokus stehen zudem neue technische Verfahren wie die Perfusion: Dabei werden entnommene Organe außerhalb des Körpers mit einer speziellen Flüssigkeit durchströmt, um ihre Funktion zu testen, zu erhalten oder sogar zu verbessern. Denn mit der Perfusion kann der Stoffwechsel des Organs überwacht und gezielt beeinflusst werden. So lassen sich beispielsweise Entzündungsreaktionen reduzieren, vorhandene Virusinfektionen unschädlich machen oder die Blutgruppe ändern. Zukunftsperspektiven: Xenotransplantation und ethische Herausforderungen „Diese Entwicklungen zeigen, dass wir immer besser in der Lage sind, Organe nicht nur zu beurteilen, sondern auch aktiv zu verbessern“, sagt Zuckermann über die Fortschritte in der Transplantationsmedizin. Als mögliche künftige Lösung wird auch die Xenotransplantation diskutiert – insbesondere die Verwendung genetisch modifizierter Schweineorgane, die bereits in ersten klinischen Studien getestet werden. Medizinische Strategien, mit denen die Zahl tatsächlich transplantierbarer Organe erhöht und die Wartezeiten für Patienten verkürzt werden soll, sind aber nur ein Teil der Lösung, wie Zuckermann hervorhebt. „Die Herausforderung liegt nicht allein in der medizinischen Machbarkeit, sondern auch in ethischen, organisatorischen und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen“, so der Fachmann.
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]
Mehr erfahren zu: "ESC2025: Was bringt die intravenöse Plättchenhemmung bei herzinfarktbedingtem kardiogenem Schock?" Weiterlesen nach Anmeldung ESC2025: Was bringt die intravenöse Plättchenhemmung bei herzinfarktbedingtem kardiogenem Schock? Im Vergleich zu oralem Ticagrelor bewirkte intravenös (i.v.) verabreichtes Cangrelor in der randomisierten Studie DAPT-SHOCK-AMI eine sofortige, wirksame Thrombozytenhemmung ohne Anstieg schwerer Blutungen und mit einer Tendenz zu niedrigeren Mortalitätsraten […]
Mehr erfahren zu: "DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“" DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“ Fast alle Klinken in Deutschland (98%) haben mit den organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Dies geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.