Mekoniumperitonitis: Wahrscheinlich sind Proteine verantwortlich3. September 2024 Foto: © EvaHM/stock.adobe.com Kommt es bei menschlichen Föten infolge einer Darmperforation zu einer Entzündung der Bauchhöhle, sind dafür wahrscheinlich Proteine im Mekonium des Fötus die Ursache. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftler von der japanischen Universität Kobe in einer Untersuchung gekommen. Für diese hatten sie ein neues Mausmodell etabliert. Das Mekonium („Kindspech“) ist steril, verursacht aber dennoch eine Entzündung der Bauchhöhle, wenn es nach einer Perforation aus dem Darm austritt. Eine solche Mekoniumperitonitis stellt eine lebensbedrohliche Erkrankung dar: Man gehe von einer Sterblichkeitsrate von zehn bis 15 Prozent beim Menschen aus, berichten die Verfasser der aktuellen Arbeit. Weder eine Ursache noch eine Behandlung seien bekannt. Fujioka Kazumichi von der Kobe University und sein Team beschlossen daher, die Erkrankung modellhaft an Mäusen zu untersuchen ‒ davon ausgehend, dass Darm eines neugeborenen Mäusejungen nach der zwölften Woche der Trächtigkeit dem eines menschlichen Fötus in etwa entspricht. Die Wissenschaftler stellten eine Aufschlämmung von Mekonium menschlicher Neugeborener her und injizierten sie in die Bauchhöhle der jungen Mäuse. Anschließend charakterisierten die Forschenden den daraus resultierenden Zustand und verglichen die Sterblichkeitsraten der Jungtiere als Reaktion auf verschiedene Therapien. Ihre in der Zeitschrift „Pediatric Research“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die Sterblichkeit durch eine Behandlung mit Antibiotika nicht beeinflusst wurde, was eine bakterielle Ursache ausschließt. Wurde die Mekoniumaufschlämmung jedoch vor der Injektion wärmebehandelt, was die natürliche Form der Proteine verändert, stellten sie eine signifikante Verringerung der Sterblichkeit fest. Dies deutet darauf hin, dass im Mekonium enthaltene Proteine für die Entzündung verantwortlich sind. Die Forschenden gehen davon aus, dass insbesondere Verdauungsenzyme, die im Mekonium in großen Mengen vorkommen, hier als Ursache anzusehen sind. In einer anderen Reihe von Experimenten charakterisierten Fujioka und sein Team den Zustand der Mäusejungen nach der Verabreichung der Mekoniumaufschlämmung, indem sie die biochemischen und Genexpressionsprofile der Tiere analysierten. Durch einen Vergleich mit den Ergebnissen eines zuvor etablierten Mausmodells, bei dem den Jungtieren ein Extrakt aus dem Darminhalt erwachsener Mäuse injiziert wurde, konnten sie zeigen, dass ihr Modell zu anderen Symptomen führt. Da sie davon ausgehen, dass ihr Modell wahrscheinlich spezifisch auf durch Mekonium verursachte Entzündungen reagiert, argumentieren die Wissenschaftler, dass es eine geeignete Plattform darstellt, um weitere Forschungen zu dieser Erkrankung durchzuführen. Fujioka und sein Team hoffen, dass ihre Arbeit die Suche nach einer wirksamen Behandlung der Mekoniumperitonitis ermöglicht, die nach ihren Angaben bei etwa einer von 35.000 Lebendgeburten auftritt. „Da unser Mausmodell einfach und hochgradig reproduzierbar ist, kann es in der Forschung verwendet werden, um die Pathophysiologie der Mekoniumperitonitis aufzuklären“, erklären sie abschließend.
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