Metaanalyse: Autoren plädieren für individuelle Ansätze bei der Helicobacter-pylori-Eradikation

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Könnte die Behandlung von Helicobacter-pylori-Infektionen zur Prävention von Magenulzera und -krebs das Risiko für eine Refluxösophagitis erhöhen? Darauf deutet eine aktuelle Metaanalyse hin.

Eine Arbeitsgruppe aus China unter der Leitung von Prof. Mingxin Zhang (Xi’an Medical University und First Affiliated Hospital der Xi’an Medical University) liefert mit einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse von 30 Studien ein klareres Bild des Zusammenhangs zwischen der Eradikation von H. pylori und der Entwicklung oder dem Wiederauftreten einer Refluxösophagitis.

Die Autoren führten eine systematische Recherche in den Datenbanken PubMed, Embase und Web of Science sowie der Cochrane Library durch, wobei sie Publikationen bis Dezember 2024 berücksichtigten. Eingeschlossen in die Auswertung wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) oder prospektive Kohortenstudien, in denen das Auftreten oder Wiederauftreten einer Refluxösophagitis nach H.-pylori-Eradikation untersucht worden waren. Die Forschenden nahmen schließlich 16 RCTs und 14 prospektive Kohortenstudien in ihre Analyse auf.

Erhöhtes Gesamtrisiko nach Eradikation

In den RCTs hatten Patienten, die sich einer H.-pylori-Eradikation unterzogen hatten, im Vergleich zur Kontrollgruppe ein um 39 Prozent höheres Risiko für eine Refluxösophagitis. Dieses Ergebnis war, wie die Forschenden berichten, statistisch signifikant, bei einer geringen Heterogenität (I²=28%).

Im Gegensatz dazu erreichten die gepoolten Daten aus prospektiven Kohortenstudien keine statistische Signifikanz, und die Heterogenität war hoch (I²=78%), was auf potenzielle Störfaktoren hindeutet.

Altersbasierte Subgruppenanalyse

Die Subgruppenanalyse nach Alter ergab nach Angaben der Autoren keinen statistisch signifikanten Anstieg des Risikos für eine Refluxösophagitis bei jüngeren Menschen (≤40 Jahre), solchen mittleren Alters (40–60 Jahre) oder Älteren (≥60 Jahre) Personen.

Die meisten Daten stammten jedoch von Patienten mittleren Alters, bei denen das relative Risiko sowohl in RCTs als auch in Kohortenstudien erhöht, aber nicht signifikant war.

Einfluss der Grunderkrankung

Bei Patienten mit peptischer Ulkuskrankheit (PUD) war die Eradikation in RCTs signifikant mit einem höheren Risiko für eine Refluxösophagitis assoziiert, nicht jedoch in Kohortenstudien.

Im Gegensatz dazu stellten die Wissenschaftler bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD), Refluxösophagitis oder Dyspepsie in beiden Studiendesigns keinen signifikanten Unterschied fest, obwohl Dyspepsiepatienten in Kohortenstudien einen deutlichen Anstieg der Häufigkeit aufwiesen.

Regionale Unterschiede

Laut den Beobachtungen der Arbeitsgruppe fielen geografische Unterschiede des Risikos für eine Refluxösophagitis gering aus. In den ausgewerteten RCTs ergaben sich stärkere, aber nicht statistisch signifikante Risikoerhöhungen in Asien, Amerika und Europa.

In Kohortenstudien war in asiatischen Bevölkerungsgruppen eine signifikante Risikoerhöhung zu beobachten, in europäischen hingegen nicht. Diese Ergebnisse deuten nach Auffassung der Review-Autoren auf mögliche genetische, ernährungsbedingte oder Umweltfaktoren hin.

Dauer der Nachbeobachtung spielt eine Rolle

In der Auswertung erwies sich die Dauer des Follow-up als entscheidender Faktor. In RCTs mit einer Nachbeobachtungszeit von mehr als einem Jahr war das Risiko für eine Refluxösophagitis signifikant erhöht, was nach Angaben der Forschenden auf einen zeitabhängigen Effekt der Eradikation hindeutet.

Ebenso war in Kohortenstudien mit Langzeit-Nachbeobachtung eine höhere Refluxösophagitis-Inzidenz zu beobachten, während Kurzzeitdaten keinen Unterschied ergaben.

Bedeutung der Ergebnisse für die Klinik

Laut den Ergebnissen der Übersichtsarbeit ist ein differenzierter Ansatz im H.-pylori-Management nötig. Obwohl die Eradikation zur Vorbeugung von Ulzera und Magenkrebs unerlässlich bleibe, sollten die möglichen Kompromisse gegeneinander abgewogen werden, meint die verantwortliche chinesische Arbeitsgruppe. Dies gelte vor allem bei Patienten ohne klare Indikation für eine Therapie.

In der Praxis sollten individuelle Faktoren wie Alter, bestehende gastrointestinale Erkrankungen und der regionale Hintergrund die klinischen Entscheidungen beeinflussen, erklären Zhang et al. Darüber hinaus könne es sinnvoll sein, Patienten nach der Eradikation auf Refluxsymptome hin zu überwachen – insbesondere solche mit prädisponierenden Faktoren oder früheren Episoden einer Refluxösophagitis.

Mögliche Einschränkungen der Aussagekraft

Die Autoren räumen mehrere Punkte ein, die die Aussagekraft ihrer Analyse schwächen könnten. Da wäre zum einen die starke Heterogenität in Kohortenstudien aufgrund unterschiedlicher Stuidendesigns und -populationen. Zudem hätten sie von der Auswertung nicht englischsprachige und chinesische Studiensowie unveröffentlichte Daten ausgeschlossen. Dies könne zu einem Selektionsbias geführt haben.

Ein weiterer Punkt: Aufgrund eines fehlenden konsistenten Reportings waren die Wissenschaftler nicht in der Lage, Schweregrad und Zeitpunkt des Auftretens von Refluxösophagitis-Symptomen nach der Eradikation zu beurteilen. Schließlich habe die Abhängigkeit vom Infektionsstatus bei der letzten Nachuntersuchung – und nicht vom initialen Behandlungsschema – zu Fehlklassifizierungsbias führen können.

Die Studienautoren betonen aber trotz allem, dass der große ausgewertete Datensatz und die konsistenten Ergebnisse der RCTs die Ergebnisse der Analyse vertrauenswürdig erscheinen ließen.

Zusammenfassend zeige die Metaanalyse, dass eine H.-pylori-Eradikationstherapie – obwohl in vielerlei Hinsicht vorteilhaft – das Risiko für eine Refluxösophagitis erhöhen könne, insbesondere im Kontext einer Langzeitbeobachtung. Der Effekt werde zwar durch Faktoren wie die Region, in der der Patient lebt, sowie Alter und Grunderkrankung beeinflusst, bleibe aber klinisch bedeutsam.

Zhang et al. empfehlen daher dringend, Behandlungsstrategien bei H.-pylori-Infektionen auf den Patienten zugeschnitten zu gestalten und die patientenspezifischen Risiken für eine Refluxösophagitis zu berücksichtigen, bevor sie eine Eradikationstherapie einleiten.