Micro-RNA bewährt sich in großer Studie als Hodenkrebs-Biomarker26. März 2019 Arlo Radtke und Gazanfer Belge (v.l.). Foto: Kai Uwe Bohn / Universität Bremen Die Micro-RNA miR-371-3p hat sich laut einer hochrangig publizierten Studie als Biomarker für Hodenkrebs bewährt. Der 2012 von Wissenschaftlern der Universität Bremen gefundene Biomarker ist im Rahmen einer mehrjährigen multizentrischen Studie in Kooperation mit 37 europäischen Kliniken stark weiterentwickelt worden. Die Genauigkeit ist nachweislich so hoch, dass ein klinischer Einsatz deutlich näher rückt. Eine Arbeitsgruppe um den Humangenetiker Dr. Gazanfer Belge von der Universität Bremen hatte die Wirksamkeit dieses Biomarkers ursprünglich an elf Patienten mit Hodenkrebs nachgewiesen. Aber wo in der Medizinforschung ein erster Schritt gelingt, müssen in der Regel viele weitere folgen, bis eine wichtige Entdeckung eines Tages im klinischen Alltag landet. „Kein Arzt der Welt wird auf Biomarker vertrauen, die an nur einem Dutzend Patienten getestet wurden“, sagt Belge. Die aufsehenerregende Entdeckung vor sieben Jahren veranlasste die Wilhelm Sander-Stiftung für Krebsforschung, ein mit 170.000 Euro gefördertes Anschlussprojekt einzurichten. Mit der Drittmittelförderung wurde die Studie ermöglicht, deren Ergebnisse jetzt im “Journal of Clinical Oncology” veröffentlicht wurde. „Dabei wurde der Biomarker in den vergangenen drei Jahren an mehr als 600 Patienten getestet und erheblich weiterentwickelt“, so der Humangenetiker. Sehr hohe Sensitivität Das Ergebnis: Der Biomarker hat mittlerweile eine äußerst hohe Sensitivität und damit auch eine hohe Genauigkeit. „Nach einer Hodenkrebs-Behandlung durch Chemotherapie oder Bestrahlung wird der Erfolg mithilfe von bildgebenden Verfahren und Blutuntersuchungen überprüft. Der von uns entwickelte Biomarker zeigt bei 94 Prozent der gesunden Fälle korrekt an, dass die Behandelten tatsächlich negativ auf Keimzelltumoren sind“, erläutert Dr. Arlo Radtke, der die Studie zusammen mit Belge durchführte. „Für den medizinischen Bereich bedeutet das eine sehr gute Erkennungsrate. Die Studie hat gezeigt, dass der Biomarker sowohl für die erste Diagnose als auch für die Erfolgskontrolle nach der Behandlung ein sicheres Instrument ist.“ Auf der klinischen Seite war Prof. Klaus-Peter Dieckmann vom Hodentumorzentrum West der Asklepios-Klinik Hamburg-Altona einer der wichtigsten beteiligten Ärzte. Er bestätigt die hohe Wirksamkeit der Micro-RNA: „Aus der Sicht des Praktikers kann ich sagen: Der neue Tumormarker ist ein wichtiges Werkzeug bei der Nachsorge von Hodenkrebspatienten.“ Aufgrund der erneut positiven Ergebnisse hat sich die Deutsche Krebshilfe entschlossen, mit 183.000 Euro eine weitere Nachfolgestudie zu finanzieren. Das Projekt läuft über zwei Jahre und hat zum Ziel, den Biomarker auch für die Nachsorge von Hodentumorpatienten klinisch zu etablieren. Schritte bis zur Marktreife Beim wichtigen Schritt von der Machbarkeit im Labor zu einem anwendungsreifen, vermarktbaren Produkt wird auch Radtke beteiligt sein. Er wechselte nach dem Abschluss der von der Wilhelm Sander-Stiftung finanzierten Studie ins Team des Start-Ups miRdetect GmbH, das den neuen Serum-Tumormarker für Hodenkrebs vermarkten will. Gegründet wurde das Unternehmen mit Hilfe von Exist-Fördermitteln des Bundes von den ehemaligen Bremer Universitätsforscherinnen Meike Spiekermann und Nina Winter. Beide hatten bis 2015 mit Gazanfer Belge zusammengearbeitet. (Universität Bremen / ms) Publikation: Dieckmann KP, Radtke A, Geczi L et al. Serum Levels of MicroRNA-371a-3p (M371 Test) as a New Biomarker of Testicular Germ CellTumors: Results of a Prospective Multicentric Study. J Clin Oncol. 2019 Mar 15:JCO1801480. doi: 10.1200/JCO.18.01480. [Epub ahead of print]
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