Mikrobiom bei Kindern: Studie belegt Einfluss des sozioökonomischen Status der Eltern

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Die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie unter der Leitung von Forschenden des Translational Genomics Research Institute (TGen) in Phoenix (Arizona) legen nahe, dass der sozioökonomische Status (SES) einer Familie Einfluss auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms von Kindern haben kann.

Der SES setze sich zusammen aus dem Zugang zu Ressourcen wie Bildung, Einkommen und Beruf und spiegele sich in den Lebensumständen, der Ernährung und psychosozialen Belastungen wider, erklären die Autorinnen und Autoren der Studie. Darin konzentrierten sich die Forschenden auf das Bildungsniveau der Mütter und Väter.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten DNA- und Nukleinsäure-Proben von 588 Kindern unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit beziehungsweise Abstammung im Alter von 1 Monat bis 15 Jahren gesammelt und analysiert. Dabei zeigte sich, dass Umweltfaktoren wie der SES die Gesundheit von Menschen ihr ganzes Leben lang beeinflussen kann und sich möglicherweise auf Maße wie den Blutdruck, die Körpergröße, das Gewicht, Diabetes, Adipositas und sogar auf eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auswirkt. Das Darmmikrobiom spielt bekanntermaßen eine wichtige Rolle bei einer Vielzahl von Körperfunktionen, darunter das Immunsystem, Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse sowie das zentrale Nervensystem.

Während in früheren Studien bereits untersucht wurde, wie sich der SES auf das Darmmikrobiom von Erwachsenen auswirken kann, ist dies laut den Autorinnen und Autoren eine der ersten Untersuchungen dieser Art bei kleinen Kindern.

„Diese Ergebnisse können wichtige Auswirkungen auf das Verständnis dafür haben, wie Interventionen in der Kindheit dazu beitragen könnten, die möglichen Auswirkungen des SES auf die Diversität des Mikrobioms und die damit zusammenhängenden Folgen für die Gesundheit zu verhindern“, erklärt Dr. Candace Lewis, Postdoktorandin in der Abteilung für Neurogenomik des TGen und Hauptautorin der Studie. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass veränderbare Umweltfaktoren wie der SES die Zusammensetzung des Darmmikrobioms in einem frühen Alter beeinflussen können.“

Für die Untersuchung extrahierten die Forschenden DNA-Proben aus dem Speichel der Kinder und Nukleinsäureproben aus deren Stuhl. Analysiert wurde dabei die Vielfalt der Darmbakterien, darunter Anaerostipes, Bacteroides, Eubacterium, Faecalibacterium und Lachnospiraceae. Wie sich zeigte, erzielten die Kinder von Eltern mit mehr Bildungsjahren höhere Werte beim „Latent Microbiom Factor“ – definiert als eine größere Häufigkeit von Anaerostipes, Eubacterium, Faecalibacterium und Lachnospiraceae sowie eine geringere Häufigkeit von Bacteroides.

Faecalibacterium, das als wichtiger Biomarker für einen gesunden Darm gilt, produziert Butyrat. Dies wiederum fungiert als Energiequelle, die eine wichtige Rolle in der Darmphysiologie spielt und eine Reihe von positiven Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Dazu zählen der Schutz vor Krankheitserregern, die Modulation des Immunsystems und ein reduziertes Voranschreiten von Krebserkrankungen.

„Möglicherweise wirken sich über die Faecalibacterium-Häufigkeit frühe Umwelteinflüsse biologisch auf die Anfälligkeit für Krankheiten im Laufe des Lebens aus“, heißt es in der Studie.

Andere in der Studie berücksichtigte Faktoren waren das Alter, das Geschlecht, die Exposition gegenüber Antibiotika und sogar die Art der Geburt (vaginal oder per Kaiserschnitt).

„Diese Ergebnisse sind wichtig, während unser Verständnis der Einflüsse des Darmmikrobioms auf die Gesundheit immer weiter wächst“, kommentiert Dr. Sarah Highlander, Professorin in der Pathogen and Microbiome Division des TGen und eine der Autorinnen der Arbeit. „In dieser Studie haben wir die Zusammenhänge zwischen dem familiären SES und der relativen Häufigkeit der Mikrobiotatypen und deren Diversität bei Säuglingen und Kindern untersucht. Dabei haben wir potenzielle genetische Assoziationen berücksichtigt.“