Mikroplastik: Wissenschaftler stoßen bei der Erforschung der Gesundheits- und Umweltrisiken auf Probleme

Foto: © Microgen/stock.adobe.com

Welche Risiken Nano- und Mikroplastik für die Umwelt oder die menschliche Gesundheit genau darstellen, ist noch nicht geklärt. Laut einer Titelgeschichte in der Zeitschrift „Chemical & Engineering News“, einer Veröffentlichung der American Chemical Society, beginnen Forschende jetzt damit, die Risiken von Mikroplastik zu untersuchen, indem sie Lehren aus der Nanotoxikologie ziehen.

Studien haben gezeigt, dass winzige Plastikteile fast überall zu finden sind – in der Luft, im Wasser, in der Nahrung und sogar im menschlichen Körper. Mikroplastik (Plastikteile mit einem Durchmesser von weniger als 5 mm) und Nanoplastik (Teile mit einem Durchmesser von weniger als 1 µm) können unterschiedliche Größen und Formen haben und aus verschiedenen Materialien bestehen, schreibt Britt E. Erickson, Autorin der Veröffentlichung. Da die verschiedenen Formen von Mikroplastik nicht auf dieselbe Art und Weise entstehen, können auch die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt unterschiedlich sein – eine Untersuchung dieser Zusammenhänge ist dadurch kompliziert. Die meisten Wissenschaftler haben bisher Polystyrolkügelchen in ihren Experimenten verwendet, weil sie leicht zu beschaffen sind. Allerdings sind diese Kügelchen nicht repräsentativ für das Mikroplastik, das in der Umwelt vorkommt. Bei dem meisten Mikroplastik, das in der Luft und im Wasser zu finden ist, handelt es sich um Fragmente, keine Kugeln. Und Polystyrol ist nicht das einzige Polymer, das in der Umwelt vorkommt: Polyethylen, Polypropylen und Polyamid werden ebenfalls häufig gefunden. Hinzu kommt, dass wenn die Fragmente erst einmal in die Umwelt gelangt sind, ultraviolettes Licht und Verunreinigungen die Eigenschaften der Partikel verändern können.

Da es nur begrenzte Expositionsdaten zu Mikroplastik gebe, sei es für die entsprechenden Behörden schwierig, entsprechende Entscheidungen zu Grenzwerten zu treffen, stellt Erickson fest. Toxikologen hätten aber in den vergangenen zehn Jahren ähnliche Probleme mit Nanopartikeln beobachtet, weshalb Wissenschaftler nun hoffe, dass Erkenntnisse aus der Nanotoxikologie auf Mikroplastik angewendet werden können. Forscher begännen nun damit, die verschiedenen in Studien verwendeten Mikro- und Nanokunststoffe zu standardisieren, damit die Ergebnisse reproduziert und reale Situationen besser nachgebildet werden können, erklärt Erickson. So verwendeten Wissenschaftler im Labor Systeme, die Körperfunktionen simulieren, um herauszufinden, wie aufgenommene und eingeatmete Partikel menschliche Darm- und Lungenzellen beeinflussen könnten. Obwohl nicht sicher sei, ob der Zufluss finanzieller Mittel für die toxikologische Forschung zu bedeutenden regulatorischen Veränderungen führen werde, bestehe Hoffnung, dass mehr Informationen über die tatsächlichen Gesundheitsrisiken dieser Materialien in Sicht sind.