Mitgefühl macht glücklich

Mutter hält die Hand ihres Kindes, symbolisiert Mitgefühl
Menschen, die sich in andere einfühlen, sie unter­stützen oder ihnen helfen möchten, berichten insgesamt von einer höheren Lebens­zufriedenheit, erleben mehr Freude und sehen mehr Sinn im Leben. (Bild: © peopleimages.com)

Eine neue Studie von Psychologinnen der Universität Mannheim zeigt: Wer anderen mit Mitgefühl begegnet, profitiert auch selbst – psychisch, sozial und emotional.

Menschen, die anderen mit Mitgefühl begegnen, fühlen sich selbst oft wohler. Das ist das zentrale Ergebnis einer neuen wissenschaft­lichen Unter­suchung von Majlinda Zhuniq, Dr. Friedericke Winter und Prof. Corina Aguilar-Raab von der Universität Mannheim. Die Studie ist kürzlich in der Fach­zeitschrift „Scientific Reports“ erschienen.

Mehr Lebenszufriedenheit, Freude und Sinn im Leben

Während der Zusammenhang zwischen Selbstmitgefühl und Wohlbefinden gut belegt ist, ist dieser Effekt für Mitgefühl anderen gegenüber wenig erforscht. Das Forschungs­team wertete in einer Meta-Analyse Daten aus über 40 Einzel­studien aus. Dabei zeigte sich: Menschen, die sich in andere einfühlen, sie unter­stützen oder ihnen helfen möchten, berichten insgesamt von einer höheren Lebens­zufriedenheit, erleben mehr Freude und sehen mehr Sinn im Leben. Das psychologische Wohlbefinden war bei diesen Menschen im Durchschnitt höher. Zwar war der Zusammenhang zwischen Mitgefühl und der Verringerung negativer Gefühle wie Stress oder Traurigkeit schwächer, doch auch hier zeigten sich leichte positive Tendenzen.

Wissenschaft­lich wird Mitgefühl als die Fähigkeit beschrieben, leidvolle Erfahrungen anderer wahrzunehmen, emotional darauf zu reagieren und motiviert zu sein, dieses Leiden zu verringern. Das bedeutet beispielsweise, jemandem in einer belastenden Situation praktische Hilfe anzubieten oder eine kleine Entlastung im Alltag zu übernehmen.

Unabhängig von Alter, Geschlecht und Religion

Besonders interessant: Der Zusammenhang zwischen Mitgefühl und eigenem Wohlbefinden trat unabhängig vom Alter, Geschlecht oder der Religion der unter­suchten Personen auf. Das deutet darauf hin, dass es sich um einen grundsätzlichen Zusammenhang handelt, der in verschiedenen Bevölkerungs­gruppen ähnlich wirkt. Die Forscherinnen weisen jedoch auch darauf hin, dass es noch an gut kontrollierten Langzeit­studien fehlt, um die genauen Wirkmechanismen zu verstehen.

„Da das eigene Wohlbefinden zu Langlebigkeit, Gesundheit und sozialer Funktions­fähigkeit beiträgt, erscheint die Förderung von Mitgefühl gegenüber anderen als ein vielversprechender Ansatz für psychologische und gesundheits­politische Maßnahmen“, resümiert Erstautorin Zhuniq. Wenn es also gelingt, Mitgefühl durch Bildung, soziale Projekte oder andere Programme gezielt zu fördern, könnte dies nicht nur die Lebens­qualität der Einzelnen steigern, sondern auch das soziale Miteinander verbessern. Denkbar sind nach Ansicht der Autorinnen zum Beispiel Schul­programme, Angebote in der Erwachsenenbildung oder digitale Trainings, die dazu beitragen, mehr Mitgefühl im Alltag zu leben.

In einer kleineren Gruppe von Studien unter­suchte das Team außerdem, wie sich gezielte Mitgefühlstrainings — wie zum Beispiel bestimmte Meditations­formen — auf das Wohlbefinden auswirken. Auch hier zeigte sich eine Verbesserung, was darauf hindeutet, dass Mitgefühl das eigene Wohlbefinden aktiv fördern kann – und nicht nur eine Begleiterscheinung desselben darstellt.

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