Modell CORE: Einfacher Test kann Risiko für schwere Lebererkrankung vorhersagen

Für das neue CORE-Modell zur Vorhersage schwerer Lebererkrankungen sind nur routinemäßig erhobene Blutwerte nötig. (Foto: © ANGEL6395/stock.adobe.com)

Eine neue Studie von Forschenden des Karolinska Institutet in Schweden zeigt auf, wie eine einfache Blutanalyse die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Zirrhose oder von Leberkrebs vorhersagen kann.

Das Verfahren könne bereits in der Primärversorgung eingesetzt werden, erklären die Forschenden – und stellen ein entsprechendes Tool kostenfrei online zur Verfügung. Veröffentlicht wurde die Studie dazu kürzlich im „British Medical Journal“.

Nutzung einfacher Blutwerte

„Diese Erkrankungen treten immer häufiger auf und haben eine schlechte Prognose, wenn sie erst spät erkannt werden“, sagt Rickard Strandberg, einer der Forschenden. Er ist an der Medizinischen Abteilung des Karolinska Institutet in Schweden tätig und gehört der Arbeitsgruppe von Hannes Hagström an. „Unser Verfahren kann das Risiko für die Entwicklung einer schweren Lebererkrankung innerhalb von zehn Jahren vorhersagen und basiert auf drei einfachen, routinemäßig eingesetzten Bluttests.“

Für die Studie bewerteten die Wissenschaftler aus Schweden zusammen mit Kollegen aus Finnland, wie gut sich anhand des neuen Tests das Risiko für schwere Lebererkrankungen (major adverse liver outcomes [MALOs]) erkennen lässt. Das Modell mit dem Name CORE wurde mit fortschrittlichen statistischen Methoden entwickelt und basiert auf fünf Faktoren: Patientenalter und -geschlecht sowie drei Leberenzymen: Aspartat-Aminotransferase (AST), Alanin-Aminotransferase (ALT) und Gamma-Glutamyltransferase (GGT). Letztere werden bei häufig bei regelmäßig erfolgenden Gesundheits-Checks gemessen.

Web-basierter Rechner für das Leberrisiko

Ziel der Forschenden war die Erstellung eines Tools, dass in der Primärversorgung, wo die meisten Patienten zuerst um Rat suchen, leicht anzuwenden ist. Ein Web-basierter Rechner steht für Ärzte und Pflegepersonal bereits online zur Verfügung.

„Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu der Möglichkeit, ein frühes Screening auf Lebererkrankungen in der Primärversorgung anzubieten“, erklärt Hagström, der sowohl am Karolinska Institutet forscht als auch am Karolinska University Hospital tätig ist.

Die Studie basiert auf Daten zu mehr als 480.000 Stockholmern, die sich zwischen 1985 und 1996 Gesundheits-Checks unterzogen hatten. Bei der Nachbeobachtung dieser Personen für einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren erkannten die Forschenden, dass rund 1,5 Prozent der Untersuchten im Lauf der Zeit eine schwere Lebererkrankung wie eine Zirrhose oder Krebs entwickelten oder ein Lebertransplantat benötigten.

Sehr genaue Risikovorhersage

Das CORE-Modell erwies sich als sehr genau und konnte in 88 Prozent der Fälle vorhersagen, wer erkranken würde und wer nicht. Dies, so erklären die Wissenschaftler, sei ein besseres Ergebnis, als mit dem derzeit empfohlenen FIB-4-Verfahren erzielt werden kann. Dafür werden Alter, Thrombozytenzahl und Transaminasenwerte erhoben.

„Bisher gab es in der Primärversorgung kein Tool, um das Risiko für eine schwere Lebererkrankung rechtzeitig zu erkennen“, sagt Hagström. „FIB-4 eignet sich nicht für die Allgemeinbevölkerung und ist bei der Vorhersage des zukünftigen Risikos für schwere Lebererkrankungen weniger effektiv.“

Man testete das Tool noch an zwei weiteren Kohorten aus Großbritannien und Finnland – wobei seine Vorhersagegenauigkeit bestätigt wurde. Allerdings unterstreichen die Wissenschaftler, dass es an Hochrisikogruppen weiter bewertet werden müsse, wie an Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Adipösen. Die Autoren erklären auch, dass das CORE-Modell in Patientenakten-Systeme integriert werden muss, um seine klinische Anwendung zu erleichtern.