Mögliche Auslöser von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen entdeckt10. Januar 2024 Foto: © eddows/stock.adobe.com Mit der Entdeckung eines Forschungsteams der MedUni Wien, dass der Auslöser Chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) an der Oberfläche von Darmepithelzellen zu finden sein könnte, steht ein neuer potenzieller Ansatzpunkt für die Entwicklung von therapeutischen Maßnahmen zur Verfügung. Bei ihren Experimenten konnte die Forschungsgruppe um Bernadette Mödl und Robert Eferl vom Zentrum für Krebsforschung (ZKF) und dem Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien erstmals zeigen, dass bestimmte Veränderungen im Bürstensaum der Darmepithelzellen mit der Entstehung von CED in Zusammenhang stehen könnten. Der Bürstensaum besteht aus Mikrovilli, die durch einen Proteinkomplex (intermikrovillärer Adhäsionskomplex [IMAC]) miteinander verbunden sind. Produktion bestimmter Proteine fördern Dass ein bestimmtes Protein aus dem IMAC (CDHR5) bei Menschen mit CED in reduziertem Ausmaß vorhanden ist, weiß man schon länger. Um die bislang unbekannten Zusammenhänge zu erforschen, stellte das Forschungsteam für seine Untersuchungen ein Mausmodell her, in dem CDHR5 fehlte. Wie sich mittels Elektronenmikrosopie zeigte, erschienen die Mikrovilli im Bürstensaum dieser Mäuse verkürzt und ähnlich wie ungekämmte Haaren völlig ungeordnet. „Das allein hat aber noch nicht zum Eindringen von schädlichen Bakterien und zur Entstehung einer Darminfektion geführt“, berichtet Erstautorin Mödl. Zu CED kam es erst, nachdem im Rahmen des Experiments die schützende Schleimschicht über den Darmepithelzellen durchlässig gemacht worden war. „Reduziertes beziehungsweise fehlendes IMAC-Protein und das damit einhergehende Organisationsdefizit im Bürstensaum haben sich in Kombination mit der Durchlässigkeit der Schleimschicht als möglicher Auslöser von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen herausgestellt“, fasst Studienleiter Eferl die Ergebnisse zusammen. Entsprechend könnten Wirkstoffe, welche die Produktion von IMAC-Proteinen in den Darmepithelzellen fördern, einen möglichen Ansatzpunkt für die Entwicklung einer ursächlichen Therapie von CED darstellen. Dass ungesundes, fettreiches Essen mit der Entwicklung von CED assoziiert wird, lässt sich übrigens mit den aktuellen Studienergebnissen ebenfalls erklären, denn durch diese Ernährungsweise wird die Schleimschicht im Bürstensaum der Darmepithelzellen nachweislich durchlässiger. Das könnte vor allem für Personen kritisch sein, die familiär bedingt eine niedrige Produktion von CDHR5 aufweisen.
Mehr erfahren zu: "Kritik an Apothekenreform: ALM sieht Gesundheitsversorgung gefährdet" Kritik an Apothekenreform: ALM sieht Gesundheitsversorgung gefährdet Die geplante Apothekenreform des Bundesgesundheitsministeriums greift nach Ansicht des Verbandes Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) unnötig in bewährte Versorgungsstrukturen ein. Patientenzentrierte und qualitätsorientierte Labordiagnostik sei integraler Bestandteil guter Medizin […]
Mehr erfahren zu: "Erforschung der mit Lebermetastasen verbundenen Biologie von Darmtumoren: Zukunftsweisender Ansatz" Erforschung der mit Lebermetastasen verbundenen Biologie von Darmtumoren: Zukunftsweisender Ansatz Um die Biologie von Darmkrebs-Lebermetastasen am lebenden Organ außerhalb des Körpers zu untersuchen, haben Mediziner an der Medizinischen Universität Innsbruck die Normotherme Maschinenperfusion (NMP) genutzt.
Mehr erfahren zu: "Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt" Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt Zum Welttag der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung (20.10.) hat Cochrane Deutschland für das Land noch Nachholbedarf bei diesem Thema ausgemacht.